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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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Blättern und moosigem Waldboden.
    Die Bergluft war unglaublich klar, alles war perfekt; nur die Vögel beschwerten sich zwitschernd über unsere Anwesenheit. Einfach himmlisch! Kein Staub, kein Fisch, kein Lärm. Für einen Moment verdrängte ich den Gedanken, dass wir uns auf der Flucht vor einem kriminellen Konzern befanden, und stellte mir vor, hier mit meinem Tiger ein paar unbeschwerte Tage zu verbringen. Ja, genauso hatte ich mir meinen Urlaub immer ausgemalt! Und was für ein Gentleman Jack war: Voll bepackt – an Bauch und Rücken je einen Rucksack, in den Händen die restlichen Taschen – marschierte er lockeren Schrittes voran. Ich spürte deutlich, wie es ihm auch um sein Herz immer leichter wurde je höher wir kamen. In dieser verlassenen Gegend würde uns niemand finden.
    Snowy Mountain – das hörte sich wunderschön an, auch wenn es auf diesem Berg seit Jahrzehnten nicht mehr geschneit haben mochte. Doch der Name des Berges kam mir irgendwie bekannt vor. Als ich nach zwei Stunden Fußmarsch und mindestens drei Blasen an meinen Füßen das kleine Blockhaus sah, vor dem sich in der Sonne ein tiefgrüner Bergsee spiegelte, wusste ich, warum: Hier hatte ich einmal als ganz kleines Mädchen einen traumhaften Urlaub mit meinen Eltern verbracht.
    Es war die Hütte von Sam und meinem Vater! Ein nettes Häuschen, das auf kurzen Pfählen stand. Auf dem Dach waren Sonnenkollektoren angebracht, die jedoch kaum auffielen.
    Gemeinsam schritten Jack und ich die drei Holzstufen nach oben. Vor der Haustür gab es eine kleine Veranda, die übersät war mit braunen Tannennadeln und altem Laub. Dort stellte Jack unser Gepäck ab.
    Auf Zehenspitzen stehend suchte er über dem Türrahmen nach etwas und zog schon bald darauf einen rostigen Schlüssel hervor. Anschließend schaltete er das MP ab, das ihm bis jetzt den Weg gezeigt hatte, und steckte es sich in seine hintere Hosentasche.
Genauso wie ich es immer mache
, dachte ich grinsend.
    Knarzend und schwerfällig ließ sich der Schlüssel im Schloss drehen, doch die alte Tür ging ohne weiteres auf. Im Inneren der Hütte war es dunkel, stickig und staubig. Sofort kribbelte meine Nase und ich musste mehrmals niesen.
    Als ich mich von meinem Anfall erholt hatte, war Jack dabei das dritte und letzte Fenster zu öffnen. Davon gab es nur eins neben dem Eingang und zwei weitere an den Seiten. Der kleine Raum war noch genauso eingerichtet wie ich es in Erinnerung hatte, nur dass ein feiner grauer Schleier wie Puderzucker über den Möbeln lag. Gleich rechts, vor dem Fenster neben der Tür, stand ein alter Holztisch mit vier einfachen Stühlen. Daneben gab es eine kleine Anrichte, in dessen Regalen sich verstaubte Teller, Tassen und Töpfe türmten. Im hinteren Teil der Hütte, an der einzigen fensterlosen Wand, stand ein großer Kleiderschrank neben einem winzigen Bett. Es war dasselbe Kinderbett, in dem ich vor vielen Jahren abenteuerliche Nächte verbracht hatte. Aufregende Tage, so wie sie mir mit Jack hoffentlich auch bevorstanden, und erregende Nächte!
    In der Wand ohne Fenster befand sich eine weitere Tür. Jack öffnete sie. »Okay«, sagte er gedehnt. »Das Badezimmer ist nicht nach dem neusten Standard eingerichtet.«
    Ich schaute an ihm vorbei. Es gab eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette. »Du bist ganz schön anspruchsvoll«, erwiderte ich schmunzelnd.
    Jack öffnete den Stromkasten, der neben dem kleinen Badfenster hing, und legte einen Schalter um. Ein leises Summen ertönte. »Die Sonnenkollektoren funktionieren noch, das ist ja schon mal was.« Eine Kontrollleuchte blinkte rot auf.
    »Und was bedeutet das?« Ich zeigte auf den blinkenden Punkt.
    »Die Batterie ist kaputt. Das bedeutet: Nachts gibt es kein warmes Wasser und wir sitzen im Dunkeln.«
    Na ja, man konnte nicht alles haben. Ich war mir jedoch sicher, dass Ron uns eine neue Speicherbatterie besorgen konnte.
    »Und wo gedenken wir zu schlafen, Schneewittchen?«, fragte Jack grinsend, als er in den Hauptraum zurückging und das Kinderbettchen betrachtete.
    »Na da oben, mein Prinz!« Ich zog ihn zur Leiter, die auf der linken Seite im Raum stand und zu einer Zwischendecke führte.
    Jack stieg hinauf, landete aber keine Sekunde später mit einem Satz vor meinen Füßen, sodass er eine Unmenge Staub aufwirbelte. »Da wohnt schon jemand.«
    »Was …?« Das wollte ich mir persönlich ansehen. Also zog ich mich an der wackeligen Leiter nach oben und für einen kurzen Augenblick blieb mir vor

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