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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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Gentleman? Wenn die Männer eine Frau erst erobert hatten, zeigten sie ihr wahres Gesicht. Und ich dumme Kuh hatte geglaubt, bei Jack würde alles anders sein.
    Ich befreite mich aus seiner Umarmung und stapfte beleidigt zur Hütte.
    Jack sprang sofort auf, um mir nachzueilen. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen. Ich hab nicht nachgedacht. Aber ein Kind kommt für mich niemals in Frage, das musst du doch verstehen!« Mittlerweile hatte er mich auf der Veranda eingeholt und hielt mich am Arm fest.
    »Es ist ja nicht so, als ob ich von
dir
ein Kind möchte …«
jedenfalls nicht gleich
, beendete ich meinen Satz in Gedanken. Ich versuchte, ihm nicht direkt in die Augen zu blicken, denn er sollte meine Tränen nicht sehen.
    Jack hatte natürlich längst bemerkt, was mit mir los war. Er zog mich fest an sich und ich verfluchte sogleich, dass mich seine Gegenwart dermaßen schwach machte. Als ich mein Gesicht auf seine nackte Brust legte, hatte ich ihm schon so gut wie vergeben.
    »Es gibt Menschen, die wollen mich tot sehen«, flüsterte er. »Was wäre ich für ein verantwortungsloser Vater, wenn ich meinen Kindern keine sichere Zukunft bieten könnte? Stell dir nur vor, sie würden meine Mutationen erben. Man würde sie jagen, genauso wie mich. Würdest du das wollen?«
    Ich schüttelte den Kopf und mein Herz wurde schwer.
    »Ich habe schon genug damit zu tun, selbst zu überleben. Ich kann es mir ja kaum verzeihen, dass ich dich da mit hineingezogen habe.«
    »Das war nur eine Verkettung unglücklicher Umstände …« Ich schniefte, umarmte ihn fester.
    »Umstände, die mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht haben.« Jack nahm mein Gesicht in seine warmen Hände, und obwohl ich seine Augen in der Dunkelheit kaum sah, traf sein Blick genau in mein Herz. »Du bist das Beste, das mir in meinem Leben passiert ist. Sag nie wieder, dass wir unsere Beziehung einem unglücklichen Umstand zu verdanken haben.«
    »Jack …« Ich musste ihn einfach küssen, musste von seine Lippen kosten und schmeckte dabei meine Tränen. »Mir tut es auch leid«, hauchte ich an seinen Mund. »Ich habe mich sehr egoistisch verhalten. Es steht mir nicht zu über dich zu urteilen, nach allem, was dir widerfahren ist.«
    Langsam streichelte er mir über den Rücken. »Lass uns schlafen gehen, Kate. Lass uns einfach vergessen, was heute alles passiert ist. Es war so ein langer Tag. Wir sind beide überreizt.«
    »Torri, nicht Kate«, wisperte ich und löste mich von ihm.
    Während Jack das Feuer löschte und die Schlafsäcke in die Koje brachte, dachte ich über den heutigen Tag nach: Als Hill uns tief in der Nacht geweckt hatte, waren wir noch in Otumi gewesen. Sie hatte George ermordet. Das hatte ich beinahe vergessen. Was sie wohl jetzt machte? Sicher war ihr sehr elend zumute.
    Dann wurden wir ja auch verfolgt! Nur Xara, diesem Superauto, und Jacks Fahrkünsten hatten wir es zu verdanken, dass uns die Gegenseite nicht geschnappt hatte. »Geschnappt« war gut ausgedrückt – wahrscheinlich hätten sie uns auf der Stelle getötet, also mich bestimmt. Jack war zu wichtig.
    Außerdem kreisten meine Gedanken ständig um Sam. Was er gerade machte? Wie ging es ihm? Ich musste ihn morgen unbedingt anrufen. Er fehlte mir.
    Jack schaute von oben auf mich herunter. »Kommst du?« Er klang etwas unsicher, fast schon zögerlich, wie er dort oben am Rand der Schlafkoje hockte. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen.
    »Gleich«, antwortete ich ihm. »Ich muss vorher nur mal du-weißt-schonwohin.« Und da die Spülung der Toilette defekt war, musste ich dazu rausgehen.
    »Fang!«, rief er, als auch schon seine Taschenlampe auf mich zugeflogen kam.
    Da der Mond irgendwo hinter den Bergen steckte, war es vor der Hütte dunkler als in Sams Keller. Dafür war der Anblick des Himmels gigantisch. Er war so tiefschwarz, dass die Sterne darin funkelten, als hätte jemand unzählige Diamanten auf schwarzem Samt ausgeschüttet. Was für ein atemberaubender Anblick! Noch nie hatte ich die Milchstraße so gut erkennen können. Wie ein schimmerndes Lichtband zog sie ihre breite Spur über den Himmel.
    Da! Dieses große W, war das nicht Kassiopeia? Dort – die sieben Sterne des großen Wagens … und hier drüben, das markante Sternenkreuz des Schwans.
    Ich kannte die Sternbilder alle aus meinen Büchern, doch das war das erste Mal, dass ich sie am Himmel erblickte. In Greytown war die Lichtverschmutzung zu groß, außerdem verpestete der Vulkan

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