Blutflucht - Evolution
Jahren, stürzten vergnügt auf uns zu
.
»Daddy, erzählst du uns eine Gruselgeschichte?«, flehte ihn das kleine rothaarige Mädchen an
.
Jack schloss es lächelnd in seine Arme. »Natürlich, Prinzessin. Welche willst du hören?«
»Die mit dem Gespenst ohne Kopf!«, rief der etwas ältere braunhaarige Junge zu uns herüber, der wie ein Indianer um das prasselnde Lagerfeuer tanzte und einen selbst gebastelten Tomahawk schwang. Während er um das Feuer lief, schossen Flammenkugeln in den Nachthimmel. Keine Frage: Der Junge war der Grund dafür!
»Nein. Lieber die mit dem Gruselhund«, sagte seine Schwester, vor der sich plötzlich der Schatten eines schwarzen Hundes materialisierte
.
Auf einmal waren die Kinder verschwunden und Jack saß allein vor der Feuerstelle, mit einem Stock in der Glut stochernd. Er fühlte sich unendlich einsam und traurig
.
Jack räusperte sich: »Essen ist fertig.« Der Strom seiner Gedanken riss abrupt ab.
Während er mir einen vollen Teller reichte und wir schweigend aßen, versuchte ich herauszufinden, was das, was er sich gerade vorgestellt hatte, bedeutete. Wünschte er sich vielleicht Kinder? Mit mir? Nein – dafür kannten wir uns zu kurz, als dass sich ein Mann darüber schon Gedanken machte. Fragen konnte ich ihn auch schlecht, weil er glauben würde, ich hätte ihn absichtlich ausspioniert. Also ließ ich es erst einmal auf sich beruhen.
Nachdem wir gegessen hatten, kuschelte ich mich in Jacks Arme, um im Schein des Feuers in dem Tagebuch meines Vaters zu lesen. Ich war zu neugierig und bis jetzt nicht richtig dazugekommen, es anzusehen. Also zog ich das kleine Abspielgerät aus meiner Hosentasche, holte das Buch heraus und überflog ein paar Einträge:
Manchmal höre ich Kates Stimme in meinem Kopf. So deutlich, als würde sie direkt zu mir sprechen. Sie wendet diesen Trick immer an, wenn sie unbedingt etwas haben möchte
.
Wie erklärt man einer Dreijährigen, dass sie zum Sprechen ihren Mund benutzen soll und nicht ihre Kräfte? Am besten, wir vermeiden jeden Kontakt zu anderen Menschen, solange sie nicht weiß, was sie tut. Die Gefahr ist zu groß, dass sie entdeckt wird. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn mein Vorgesetzter Norris davon erfährt. Sie ist doch noch ein Kind. Meine kleine Kate – ich würde es nicht überleben, sollte ihr etwas zustoßen … Rose möchte kündigen, damit sie sich selbst um Kate kümmern kann, aber Norris macht Schwierigkeiten … Das Warrior-Projekt steht kurz vor dem Durchbruch. Die Föten habe alle überlebt und sind außergewöhnlich widerstandsfähig. Es ist mir diesmal nicht gelungen, das Projekt zu sabotieren. Norris hat mir Dr. Harcourt zur Seite gestellt, der jeden meiner Schritte überwacht. Er ist ein schrecklicher Mensch
…
Jack, der bis jetzt über meine Schulter gespäht hatte, um ein paar Blicke auf die Aufzeichnungen zu werfen, nahm mir plötzlich das kleine Buch aus der Hand und klappte es zu.
»Hey«, protestierte ich nicht sehr überzeugend. »Ich wollte mir gerade ein paar Erziehungstipps für meine zukünftigen Kinder einholen, falls ich meine mutierten Gene an sie weitergeben sollte.« Eigentlich wollte ich nur witzig sein, doch Jack nahm das Thema äußerst ernst.
»Leute wie wir sollten erst gar keine Kinder in diese Welt setzen. Das gibt nur Probleme.«
Seine Worte versetzten mir einen Stich ins Herz.
»Du verhütest doch, oder?« Seine Stimme klang kühl.
»Natürlich, aber …«
»Gut«, sagte er, womit für ihn dieses Thema erledigt war.
Ich schluckte und musste schwer gegen meine aufsteigende Enttäuschung ankämpfen. Jack hatte mir soeben unmissverständlich klargemacht, dass er auf keinen Fall Nachwuchs haben wollte. Sofort schossen mir seine Gedanken von vorhin durch den Kopf, als er seine Kinder vor dem Lagerfeuer gesehen hatte. Allein die Vorstellung, Kinder mit besonderen Fähigkeiten in die Welt zu setzen, die von der Gesellschaft niemals akzeptiert würden, jagte ihm unwahrscheinlich große Angst ein. Lieber blieb er allein.
Das kam jetzt reichlich spät, wie ich fand. Als wir uns gestern so leidenschaftlich unter der Dusche geliebt hatten, schien es ihm egal zu sein, ob ich ein MRB-Implantat in meinem Uterus hatte. Der Molekül-Rezeptor-Blocker verhinderte ein Andocken der Spermien an der Eizelle.
Ich hob die Stimme. »Vielleicht willst du auch wissen, ob ich gegen Aids, Hepatitis und PV geimpft bin?« Wo war nur mein Charmeur geblieben? Mein liebenswerter
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