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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Ermittlungen immer auf diese Weise. Aber sosehr er sich auch an die Oberfläche der Dinge hielt, war da etwas in Sam Hoffman, was ihn in die Tiefe zog, dahin, wo es trüber war, wo sich das Sichtbare mit dem Unsichtbaren vermischte und Wahrheit und Lüge sich kaum noch unterscheiden ließen. Im Moment war es ein philippinischer Koch namens Ramón Pinta, der ihn dazu brachte, in der Tiefe ein bisschen genauer hinzusehen.
    Hoffman setzte sich an seinen Schreibtisch an den PC , seine Erweiterung des Sichtbaren. Er loggte sich in den Online-Dienst ein, mit dem er Datenbanken abfragte. Er begann mit den Vereinigten Staaten und wies das Programm an, in den bundesstaatlichen Unternehmensregistern nach den Namen Coyote Investment, Nassir Hammud und Hammud, N. H. zu suchen. Schließlich spuckte der Computer zwei Treffer aus: N. H. Hammud war als Vorsitzender eines Unternehmens in Nevada namens NH Holdings aufgeführt, dessen Geschäftstätigkeit einfach als «Investitionen» beschrieben wurde. Zudem war er auch noch als Partner in einer New Yorker Immobilienfirma aufgeführt, die 442 Madison Avenue Partnership hieß und ein Bürogebäude unter dieser Adresse besaß sowie bestimmte andere Objekte, alle ungenannt. Er probierte NH Holdings & Partnership in anderen Datenbanken, was aber nichts erbrachte. Es waren Sackgassen.
    «Schlüpfriger Mistkerl», schimpfte Hoffman mit seinem Bildschirm. Er machte sich einen Kaffee und ging dann in die Immobilien-Datenbank, die Informationen über die Steuerveranlagung der Finanzämter und des Grundbuchamts der meisten Bundesstaaten führte. Er suchte Coyote Investment und Hammud – als Eigentümer, Käufer oder Verkäufer von Immobilien. Wieder ein paar Treffer. Ein Nassir Hammud besaß ein Haus in Aspen und eine 200-Morgen-Farm in Middleburg, Virginia. Zwei Jahre zuvor hatte ein N. Hammud ein zwei Morgen großes Anwesen in Santa Barbara an eine Firma namens Jidda Holdings verkauft. Aber was hieß das schon? Jeder reiche Araber hatte ähnlichen Besitz in den Vereinigten Staaten. Ein Haus hier, eine Farm dort. Ein Plätzchen für eine Mätresse oder eine betagte Mutter oder einen eigenwilligen Bruder. US -amerikanische Immobilien waren für die wohlhabende Klasse des Nahen Ostens wie kleine Schutzgebiete in schöner Landschaft. Hierher konnte man sich flüchten, wenn die «Eingeborenen» daheim zu unruhig wurden.
    Hoffman rief eine Datenbank auf für Einträge unter dem Uniform Commercial Code, dem Handelsregister, in dem sich Käufer und Verkäufer bei Geschäftstransaktionen eintragen müssen. Ohne Ergebnis. Er probierte es mit einem weiteren Online-Dienst, in dem Bundes- und Einzelstaatliche Steuerpfandrechte sowie zivilrechtliche Urteile aufgeführt waren. Auch nichts. Als letzten Versuch durchsuchte er die Protokolle von Bundes- und Bezirksgerichten nach Konkursfällen und zur Sicherheit auch noch die Protokolle des Obersten Gerichtshofs des Staates New York und die Protokolle des Staatsgerichts von Los Angeles. Auch hier gab es nichts. Hammud hatte nicht die geringste Spur hinterlassen.
    Hoffman war verärgert. Die Recherche in den USA hätte der leichtere Part sein sollen. In anderen Teilen der Welt gaben die Datenbanken noch nicht so viel her. Er probierte eine britische Datenbank, in der die Steuerzahler der verschiedenen Stadtbezirke Londons erfasst waren. Das erbrachte ein paar bescheidene Informationen über Coyote. Das Unternehmen besaß eine Pacht für das gesamte Gebäude in Knightsbridge und nicht nur für den fünften Stock. Dann durchsuchte er ein europäisches Unternehmensverzeichnis, das in Brüssel erstellt worden war. Es spuckte dieselben mageren Fakten über den Firmenvorstand und seine Genfer Registrierung aus, die er tags zuvor schon gefunden hatte. Hoffman wurde allmählich wütend. Die einzige Entschädigung dafür, dass man auf einen PC -Bildschirm starrte, war der plötzliche Funken, der einen Namen mit einer Transaktion verknüpfte, aber hier gab es keine Funken. Nassir Hammud hatte sämtliche sichtbaren Verdrahtungen gekappt. Als hätte er schon vor langer Zeit erkannt, dass irgendwann einmal jemand wie Hoffman versuchen würde, ihm nachzuspüren.
    Hoffman schmerzten die Augen. Er zog seine Anzugjacke an und ging zu seinem Lieblingschinesen in Soho. Es war ein dunkles, anonymes Restaurant, in dem das Essen gut war und die Kellner die Gäste nachdrücklich ignorierten. Beides gefiel Hoffman. Er bestellte einen scharfen Szechuan-Bohnenquark, der Kellner

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