Blutgeld
Brücke überquert hatten, die über den kleinen Hain von Blumen und Farnen führte, der The Dell hieß. Als Lina den Hügel Richtung Marble Arch hinaufging, beschleunigte Hoffman seine Schritte, bis er fast auf gleicher Höhe mit ihr war. Sie drehte sich nach ihrem Verfolger um, und als sie erkannte, dass es Hoffman war, verriet ihr Blick gleichzeitig Angst und Erleichterung.
«Hallo», sagte Hoffman. «So ein Zufall, dass wir uns hier über den Weg laufen.»
«Lassen Sie mich in Ruhe», erwiderte sie. Ihr Blick überprüfte die Rasenfläche, um zu sehen, ob irgendjemand sie beobachtete. Sie waren allein bis auf eine Frau, die auf einer Bank saß und Walkman hörte, und einem pakistanischen Schüler, der einen Fußball herumkickte. Ihr Blick wanderte wieder zu Hoffman. Ihre Augen funkelten und drückten eher Zorn als Angst aus. «Sie dürfen mir nicht folgen. Ich kann nicht mit Ihnen reden.» Sie wandte sich abrupt um und setzte ihren Weg Richtung Park Lane fort.
«He, warten Sie einen Moment», sagte Hoffman, der rennen musste, um sie wieder einzuholen. «Ich muss Ihnen etwas sagen.» Er griff nach ihrem Arm, aber sie zog ihn weg.
«Ich kann nicht», sagte sie zornig. «Es ist hier nicht sicher. Sie beobachten uns vielleicht.»
Hoffman ließ den Blick über den Hügel schweifen. Er deutete über den Hügelkamm zu einer dunklen und menschenleeren Stelle, wo der Parkwächter sein Häuschen hatte. «Da drüben sind wir sicher», sagte er. «Nur für ein paar Minuten. Wir müssen miteinander reden. Wirklich.»
Lina blickte sorgfältig in alle Richtungen. Sie schienen allein zu sein, aber absolut sicher konnten sie nicht sein. Hoffman griff wieder nach ihrem Arm. Diesmal folgte sie ihm. Sie gingen schweigend auf die Mulde zu, wobei sie sich alle paar Schritte umsahen, um zu sehen, ob ihnen auch niemand folgte. Als das Gebüsch um sie herum dichter wurde, blieb Hoffman stehen und wandte sich zu ihr.
«Ich musste Sie sprechen», sagte er. «Um Sie vor Hammud zu warnen. Er ist gefährlich.»
Sie starrte ihn einen Moment lang ungläubig an. «Ist es das, was Sie mir unbedingt sagen mussten? Dass Mr. Hammud gefährlich ist? Das ist aber sehr aufmerksam von Ihnen.» Sie schüttelte den Kopf.
«Ich meine das ernst», sagte Hoffman. «Erinnern Sie sich an den Filipino, der mich wegen seiner Frau aufgesucht hat? Er ist verschwunden. Die Botschaft hat mir eine Geschichte aufgetischt, dass er heimgefahren sei und keine Hilfe mehr brauche, aber das ist gelogen. Ich glaube, Hammud hat ihn umbringen lassen, nur weil er mit mir geredet hat. Jetzt mache ich mir Sorgen, dass die demnächst auch hinter Ihnen her sind.»
Linas Stimme war wie Eis. «Das sind sie bereits. Das ist das, was Sie anscheinend nicht kapieren.» Sie ging wieder weiter, zu einer Gruppe von Bäumen und Büschen, die eine Art natürliche Einfriedung bildeten.
Hoffman folgte ihr. «Seit wann?», fragte er.
«Nach der Party bei den Darwishs. Der Sicherheitschef hat mich vor Kontakten mit Ausländern gewarnt. Er schien zu wissen, wer Sie sind.»
«Was haben Sie ihm gesagt?»
«Die Wahrheit. Ich habe ihm gesagt, dass ich Ihnen auf der Party zum ersten Mal begegnet bin und dass ich nicht die Absicht habe, Sie wiederzusehen. Lassen Sie mich jetzt endlich in Ruhe?»
«Das tut mir leid», sagte Hoffman. «Das habe ich nicht gewusst. Aber hier sind wir sicher. Mir ist bestimmt niemand gefolgt. Und es ist schön, Sie wiederzusehen.» Er versuchte zu lächeln.
Lina antwortete nicht. Das Kronendach der Bäume war jetzt dichter, während sie tiefer in die Einfriedung hineingingen, und unter ihren Schritten strömte ein waldiger Geruch von feuchtem Moos herauf. Er kam ihr vertraut vor. Sie erinnerte sich plötzlich daran, dass es in einem Waldtälchen wie diesem hier gewesen war, wo sie zum ersten Mal einem Jungen erlaubt hatte, seine Hand auf ihre Brust zu legen. Dann hatte er die andere Hand in ihre Unterhose gesteckt, und sie war weggelaufen.
«Ich muss jetzt gehen», sagte sie.
Hoffman wusste, dass er sie gehen lassen sollte. Er hatte ihr seine Warnung übermittelt, und jede weitere Minute, die sie mit ihm verbrachte, war ein Risiko. Aber da war noch etwas anderes, was er wollte. Er beugte sich zu ihr, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten. «Ich brauche Hilfe», sagte er.
«Wobei?»
«Ich brauche genügend Informationen, damit ich im Fall Hammud zur Polizei gehen kann. Der Mann ist gefährlich. Wenn nicht jemand was unternimmt, wird er die Leute weiter
Weitere Kostenlose Bücher