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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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sollten. Und dann floss es durch andere Kanäle wieder hinaus, die ich gewöhnlich auch nicht verfolgen konnte. Aber manchmal konnte ich es nicht verhindern, dass mir ein paar Namen auffielen.»
    «Wie zum Beispiel?»
    «Wie Oscar Trading. Die Firma, nach der Sie mich gestern gefragt haben. Ich hab den Namen in den Buchhaltungsdateien gesehen. Sie hat ihren Sitz in Panama, glaube ich. Coyote hat vor ein paar Tagen zwölf Millionen Dollar auf das Konto dieser Firma überwiesen. Ich bin bei meiner Buchprüfung auf die Überweisung gestoßen. Mr. Hammud verwaltet die Datei persönlich. Der Sicherheitschef hatte gesehen, wie ich sie gesucht habe.»
    Hoffman nickte. Kein Wunder, dass sie Angst hatte.
    Er erhob sich von der Couch und ging zu seinem Schreibtisch. Aus der Schublade holte er ein Blatt Papier, das mit Tesafilm zusammengestückelt worden war, und brachte es Lina. «Das hier hab ich hinter Ihrem Gebäude im Müll gefunden. Es ist ein Blatt mit Briefkopf, das durch den Aktenvernichter gegangen ist. Ist das derselbe Name, den Sie in der Datei gesehen haben?»
    Lina betrachtete einen Moment lang prüfend den Briefkopf von Oscar Trading. «Derselbe Name», sagte sie. «Wieso haben Sie in Mr. Hammuds Müll herumgewühlt?»
    «Aus demselben Grund, weswegen Sie in seine Datei hineingeschaut haben. Ich mag ihn nicht.»
    «Dann sind wir also einer Meinung. Er ist abscheulich, und wir sollten ihm das Handwerk legen, und zwar sofort. Was soll ich tun?»
    «Moment», sagte Hoffman und hob die Hand. Lina war jetzt so eifrig, dass sie fast ungestüm war. Hoffman wurde klar, warum er jetzt mit ihr sprach, sie ermutigte, ihr Leben aufs Spiel zu setzen: Es hatte weniger mit Hammud zu tun als mit der Tatsache, dass er mit ihr schlafen wollte. Während er über dieses moralische Dilemma nachsann, klingelte das Telefon.
    «Wer zum Teufel ist das schon wieder?», sagte er. Das Telefon klingelte weiter, aber er blieb auf der Couch sitzen, darauf wartend, dass sich der Anrufbeantworter einschaltete. Der Anrufer hinterließ wie aufgefordert eine Nachricht nach dem Signalton. Er hatte eine glatte Stimme, wie jemand, der seinen Lebensunterhalt mit Telefonieren verdiente.
    «Hier Martin Hilton. Ich würde gerne morgen Vormittag vorbeikommen, um mit Mr. Samuel Hoffman zu sprechen. Es geht um eine mögliche Inanspruchnahme seiner Dienste. Ich rufe auf Empfehlung eines Freundes seines Vaters an. Ich schlage vor, wir sehen uns um elf Uhr. Sollte das nicht möglich sein, kann Mr. Hoffman mich unter der Nummer
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erreichen. Vielen Dank.»
    Lina war von der Stimme beunruhigt. «Wer ist das?», fragte sie.
    Hoffman zuckte die Achseln. Er kannte niemanden namens Martin Hilton.
    «Was hat das mit Ihrem Vater zu tun? Was macht er?»
    «Er ist pensioniert», sagte Hoffman. «Also, wo waren wir stehengeblieben?»
    «Ich habe meine Hilfe angeboten, und Sie haben plötzlich kalte Füße bekommen, glaube ich.»
    Hoffman sah sie an, wie sie auf der Couch saß. Er warf einen Blick auf ihre Beine, die so anmutig aus dem kurzen Rock herausragten, und sah dann wieder weg. Er hatte wieder Schuldgefühle. «Ich habe keineswegs kalte Füße bekommen», sagte er. «Ich versuche nur, vorsichtig zu sein. Und ich muss mir auch noch um andere Klienten Gedanken machen. Zum Beispiel dieser Hilton, der gerade angerufen hat. Wer auch immer das sein mag. Ich betreibe ja keine Wohltätigkeitseinrichtung.»
    «Dann engagiere ich Sie.» Ihre Augen brannten. Sie hätte nie gedacht, dass Hoffman ablehnen könnte, wenn sie anbot, ihm zu helfen.
    «Ich bin teuer.»
    Ihre Wangen waren gerötet, und ihre scharfen schwarzen Augenbrauen zeigten vor Zorn wie kleine Säbel nach unten. «Sie sollten sich schämen, dass Sie jetzt einen Rückzieher machen, nachdem Sie sich so viel Mühe gemacht haben, mein Vertrauen zu gewinnen. Ich hatte ehrlich gesagt mehr von Ihnen erwartet.»
    Hoffman verdrehte die Augen. Sie hatte recht, aber sie hatte auch unrecht. «Jetzt hören Sie mir mal zu», sagte er in dem bestimmten Ton, den er Klienten gegenüber anschlug. «Ich werde Ihnen jetzt mal einen guten Rat geben. Einen Rat, für den ich Leuten gewöhnlich eine Menge Geld abnehme, aber Sie kriegen ihn kostenlos.»
    «Wunderbar.» Ihre Augen leuchteten auf.
    «Mein Rat heißt: Überschlafen Sie’s.»
    «Das war’s?»
    «Ja. Leute machen Fehler, wenn sie aufgeregt sind. Warten Sie ein paar Tage und sehen Sie, ob Sie dann immer noch bereit sind, sich mit Hammud

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