Blutgeld
Morgen erschien Martin Hilton pünktlich zu seinem Termin bei Hoffman Associates. Sam hatte ihn völlig vergessen. Als es klingelte, saß er gerade in seinem Sessel, die Beine auf dem Tisch, und sah sich im Fernsehen die Wiederholung eines Dart-Turniers an. Ein im Fernsehen übertragenes Dart-Spiel hatte etwas Beruhigendes. Es passierte so wenig: zwei dicke Männer, die kleine Gegenstände ein paar Meter durch den Raum warfen. Die größte Unruhe entstand, wenn der Kommentator den Wurf verkündete. Hoffman stellte den Fernseher widerwillig aus und ging zur Tür.
Hilton hatte südländische Gesichtszüge und gewelltes, sorgfältig gekämmtes Haar. Er schüttelte Sams Hand, als ginge es um eine Kraftprobe. Hoffman fand es nicht leicht, ihn einzuordnen. Er hatte relativ dunkle Haut, trug einen teuren Anzug und sprach ein fast akzentloses amerikanisches Englisch, das so ausdruckslos war, als hätte man die Sprache, die vorher da gewesen war, ausgelöscht. Sein Gehabe hatte etwas unspezifisch Europäisches – vorsichtiger und kontrollierter als das des typischen im Ausland lebenden Amerikaners. Und er hatte einen seltsamen Gang; wie ein Bodybuilder bewegte er sich durch den Raum, als könnte er bei jedem Schritt spüren, wie sich die Muskeln streckten und spannten. Noch bevor ein Wort gefallen war, wusste Hoffman, dass der Besuch dieses gepflegt sprechenden jungen Mannes irgendetwas mit Nassir Hammud zu tun haben musste. Alles, was Hoffman zurzeit berührte, schien damit zu tun zu haben.
«Ich möchte Sie engagieren, Mr. Hoffman», sagte der Besucher. Seine Visitenkarte war nicht aufschlussreicher als Hoffmans eigene. Sie wies ihn als Handelstreibenden im Import-Export aus.
«Ich bin teuer», sagte Hoffman. Das war seine Standardabwehr.
«Das ist kein Problem. Ich bin reich.»
«Sie Glückspilz. Ich habe mir auch noch nie viel aus Geld gemacht.»
«Wie hoch ist Ihr Verpflichtungsvorschuss, Mr. Hoffman?»
Sam streckte die Hand hoch, als wollte er den Straßenverkehr zum Stehen bringen. «Moment! Über Geld können wir später reden. Zuerst sagen Sie mir lieber, was Sie von mir wollen.»
«Es geht um eine Bankangelegenheit.»
«Ach ja?»
«Ja. Eine Bankangelegenheit. Ich bin an Informationen über einen arabischen Finanzier interessiert.»
Hoffman musste lächeln. «Lassen Sie mich raten. Es ist ein Herr aus dem Irak.»
«Richtig.»
«Namens Hammud.»
«Ja.» Hilton zog leicht die Augenbrauen hoch, als sei er beunruhigt über Hoffmans Taktlosigkeit, den Namen auszusprechen.
«Und was veranlasst Sie zu der Annahme, ich wüsste etwas über ihn?»
«Intuition. Und meine berufliche Ausbildung.»
«Und welchem Beruf gehen Sie nach?» Hoffman sah auf die Visitenkarte. «Import-Export steht hier.»
«Ja. Aber Sie wissen doch ganz genau, was ich mache.»
«Überhaupt nicht. Für wen arbeiten Sie?»
«Sagen wir, ich arbeite mit Freunden Ihres Vaters zusammen.»
«Das könnte die CIA bedeuten. Aber genauso gut das Müttergenesungswerk. Tut mir leid, aber Sie müssen schon ein bisschen konkreter werden.»
«Sie müssen Verständnis dafür haben, dass ich nicht konkret werden kann.» Es schien ihn zu kränken, dass seine Aufrichtigkeit in Frage gestellt wurde.
«Okay. Gehen wir für dieses Gespräch davon aus, dass Sie für die CIA arbeiten.»
«Sie können ausgehen, wovon Sie wollen, Mr. Hoffman. Dies ist ein geschäftliches Angebot. Soviel ich weiß, haben Sie Informationen über diesen irakischen Herrn und sein Geld. Und ich biete an, Sie dafür zu bezahlen.»
«Moment. Wollen Sie Hammuds Geld? Oder bloß Informationen?»
«Ausschließlich Informationen. Ich bin im Informationsgeschäft tätig. Nicht im Geldgeschäft.»
«Klingt langweilig.»
«Geld verliert den Wert. Informationen nicht.»
«Ja, ja. Solchen Quatsch hab ich früher auch immer von meinem Vater zu hören bekommen. Verschonen Sie mich damit. Wie kommen Sie darauf, dass ich irgendwas über Hammud weiß? Ich bin bloß Finanzberater. Ich arbeite für niemanden, und ich weiß nichts.»
«Aber Sie haben Freunde, die etwas wissen.»
Hoffman kniff die Augen zusammen. «Was heißt das schon. Die hat auch jeder andere Finanzermittler in London. Wieso engagieren Sie nicht einen von denen?»
Es schien Hilton wehzutun, deutlicher werden zu müssen. «Ich habe gehört, Sie haben Freunde bei Coyote Investment.»
Hoffmans Miene war ausdruckslos. Er wollte Lina schützen, wenn er konnte. «Seien Sie sich da nicht so sicher», sagte er.
«Wo Sie
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