Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
sagte Frederic.
»Ja, aber sie werden wie die Ratten vom sinkenden Schiff flüchten. Entweder sie verlieren ihren Kopf oder sie verbrennen. Beides könnte sein, wenn sie in den Trümmern bleiben«, grinste Ludwig. »Und wir warten auf sie.«
»Damit dürfte Daargon nicht rechnen. Er geht davon aus, dass wir uns um Maurice kümmern«, sagte Lilou.
»Vermutlich hat er deshalb keine Wachen aufgestellt«, fügte Caroline hinzu. Sie zitterte am ganzen Leib. Noch nie war sie vor einem Einsatz so nervös gewesen. Ihre Katzensinne kreischten.
Gefahr!
Etwas stimmt nicht!
Sie ignorierte ihren Instinkt. Das musste die innere Unruhe sein. Der Plan war gut. Sie würden nach der Detonation die Panik nutzen, um Daargon zu fangen und hoffentlich auch Maurice. Wenn alles gut ging, flohen die anderen Vampire oder liefen ihnen geradewegs in die Arme. Ludwigs Reisetasche war gefüllt mit Waffen, Lilous Tasche war jetzt leer. Erstaunlich, wie mühelos sie 40 Pfund Sprengstoff getragen hatte.
Dennoch war es fast unglaublich, dass Ludwig bei seiner tapferen Tat weder beobachtet noch erwischt worden war. Es hatte sich um eine schier unmögliche Aufgabe gehandelt, die letztendlich fast spielerisch umgesetzt wurde.
Warum gab es keine Wachen?
Ludwig baute seine Waffen auf, zwei nebeneinander, mit denen er das reinste Tontaubenschießen absolvieren konnte. Er konnte zwei Himmelsrichtungen anvisieren, flüchteten die Vampire woanders hin, waren sie der Explosion ausgeliefert. Das hieß, Ludwig musste sehr präzise schießen, um nicht versehentlich seine Freunde zu erwischen.
Frederic und Caroline machten sich bereit.
Sie waren die Köder.
Sie warfen sich den Wölfen zum Fraß vor, in der Hoffnung, sie in der richtigen Richtung aus dem Bau zu locken. Sie würden sich Daargon stellen, um in Erfahrung zu bringen, was der Mächtige wirklich plante. Dann würden sie versuchen, von den Vampiren gejagt zu werden und sobald sie das Tor aufstießen und ins Freie traten, würde Ludwig den Zünder betätigen.
Die Vampire würden sofort auf die Schüsse reagieren und versuchen, einen anderen Fluchtweg zu finden, doch der war ihnen durch die Explosion verschlossen. Hinter ihnen würden Flammen lodern und die Halle zusammenstürzen. Sie mussten also nach vorne, direkt hinein in Ludwigs Kugelhagel.
Frederic und Caroline würden sich ausschließlich um Daargon und Maurice kümmern.
Was dann geschah, wussten nur die Götter.
Wie gesagt, es war ein irrwitziger, ein martialischer Plan ohne Finte, doch der beste, der ihnen in der Kürze der Zeit eingefallen war und der erbärmlich gescheitert wäre, hätte Ludwig die Sprengladungen nicht anbringen können. Der Plan hatte einzig den Vorteil, dass sie zumindest für eine Weile die Kontrolle über das Geschehen behielten.
Dann musste alles sehr schnell gehen, denn niemand zweifelte daran, dass die Polizei und die Feuerwehr lange auf sich warten ließen. Es war ein glücklicher Umstand, dass die Lagerhalle etwas abseits und noch wichtiger – verlassen lag, und somit keine unschuldigen Menschen gefährdet waren.
»Alles klar«, fragte Frederic.
»Alles klar«, gab Ludwig zurück. »Habt keine Sorge. Ihr werdet keine Kugel abbekommen. Meine Laser-Zielvorrichtung ist bestens programmiert, außerdem hat Lilou ganze Arbeit geleistet. Die Kugeln suchen nur nach Vampiren, nach bösen Vampiren.«
Sie klatschten sich ab und das Drama begann.
10
Man gewann den Eindruck, Morgos Daargon habe ein Filmset aufgebaut. Wäre Caroline der Ernst der Situation nicht klar gewesen, hätte sie gelacht oder zumindest geschmunzelt.
Frederic neben ihr veränderte sich.
Veränderte sich mehr, als sie es jemals bei ihm beobachtet hatte. Es schien, als erstürme er die Schwingungen seiner Brüder, um ihnen zu zeigen, dass er einer von ihnen und zudem gefährlich war.
Seine Arme wurden länger, seine Fingernägel zu tödlichen Krallen. Seine Schultern verbreiterten sich und sein Kopf wurde lang und gab ein mörderisches Gebiss frei. Er zischte und war ganz düstere Kreatur.
Vier Dutzend Vampire regten sich.
Sie standen hinter einem Stuhl, auf dem Morgos Daargon saß und Caroline erkannte sofort Maurice, der sich nur zwei Schritte von Daargon entfernt hielt. Sie suchte in seinen Augen etwas Menschliches, doch Frederics Metamorphose lenkte sie ab. Er strahlte eine Kälte aus, die wie ein eisiger Wind war.
Die Vampire sahen aus wie ganz normale Geschäftsleute, die meisten trugen schwarze Anzüge und modische
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