Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
Morgenmagazin über den Brand im Lagerhaus berichtete.
»Wie viele Vampire mögen überlebt haben?«, fragte Frederic.
»Nicht genug«, sagte Ludwig. »Nicht genug, um die üblen Pläne umzusetzen.«
»Daargon ist vernichtet. Nur darum geht es«, sagte Caroline.
»Tatsächlich?«, fragte Frederic. »Er sagte, er sei ein Suchender. Und das glaube ich ihm. Er suchte die Antwort auf die Frage, warum Menschen glauben, sie seien etwas Besseres als andere Lebewesen, als andere, vielleicht fremde Rassen. Dort, wo Menschen sind, gibt es Intrigen, Missgunst und Kriege. Dennoch glaubt jeder Mensch, er sei die Krone der Schöpfung. Den Beweis ist der Mensch uns bisher schuldig geblieben.«
»Liebe Güte«, sagte Lilou. »Er zwang Maurice, seinen eigenen Finger zu essen!«
»Womit er uns etwas zeigen wollte, etwas beweisen«, murmelte Frederic.
»Ja, mein Junge«, sagte Ludwig. »Er bewies uns, dass nur wahre Überlegenheit die Welt bewegt. Auch wenn wir es nicht wahr haben wollen. Macht folgt stets denselben Gesetzen. Und wieder komme ich mir vor wie ein Mörder. Jemand, der wahllos abknallt, was anders ist, dass ich nicht begreife.«
»Willst du die Welt Vampiren überlassen?«, fragte Lilou.
»Nein, meine Beste, das will ich nicht. Aber ich frage mich manchmal, ob es die schlechtere Wahl wäre.«
Lilou schüttelte den Kopf.
»Ist mit Daargon auch das Geschenk des Fluches gegangen?«, fragte Caroline.
»Unsere Unsterblichkeit?«, fragte Lilou.
Frederic küsste Caroline auf die Wange. »Wir werden es bald wissen …«
Ludwig nippte an seinem Whiskey. Seine alkoholfreien Jahre schienen Vergangenheit. »Vielleicht wäre es richtig so. Versteht ihr? Dann wäre es vorbei und wir sterben wie jeder normale Mensch.«
Seine Freunde sahen ihn an.
Er nickte und presste die Lippen zusammen. Dann sagte er: »Auch wenn man den Löwen schießt, der ein Kind reißt, tötet man doch den Löwen. Und wir töten gleich das ganze Rudel, wir töten alle, ohne dass jemand eine Chance hat, sich zu bessern, anders zu werden, seine Wahl zu treffen.«
»So ist es seit hundertdreißig Jahren«, sagte Caroline, doch auch ihr wurde es schwer ums Herz.
»Ist es deshalb richtig?« Ludwig stellte das Glas hart ab. »Hat nicht auch Frederic seine Wahl getroffen? Warum maßen wir uns an, wie Götter zu richten?«
»Weil uns die Götter die Fehler liehen, um Menschen zu sein«, antwortete Caroline.
»Antonius und Cleopatra«, murmelte Frederic.
Ludwig lachte, doch es klang gequält. »Mit Zitaten macht ihr es euch zu einfach.«
»Du bist müde«, tröstete Lilou ihn.
Ludwig blickte auf und murmelte: »Er war unser Sohn, Lilou … Schließlich war er unser Sohn.«
»Er war ein Vampir«, gab sie tapfer zurück, und als sie sich in den Arm nahmen, waren sie voller Trauer.
Es klopfte an der Hotelzimmertür. Frederic stand auf, um zu öffnen und Caroline folgte ihm. Sie nahmen den Speisewagen entgegen und schlossen die Tür. Sie umarmten sich.
»Es ist nicht einfach«, flüsterte Caroline.
»War es das je?«, fragte Frederic.
Sie küssten sich und hielten sich ganz fest. Er hauchte in ihr Haar: »Ich liebe dich, Caro. Und falls die Unsterblichkeit gegangen ist, werde ich dennoch bei dir bleiben. Immer und für alle Zeit.« Er fing an zu summen. » Who wants to live forever … ?«, von Queen.
Sie blickte zu ihm auf und er küsste ihre Tränen von den Wangen.
ENDE
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