Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
Caroline, wenn sie an die mangelhafte Hygiene der Viktorianischen Zeit zurückdachte.
Und dennoch hatte man sich geliebt. Hatte man sich geatmet. Menschliche Gerüche waren ein Aphrodisiakum der besonderen Art gewesen, was heutzutage undenkbar schien.
Frederic ließ sie alleine und sie duschte ausgiebig. Danach, noch im Bademantel, ging sie nach unten, wo Ludwig das Frühstück gerichtet hatte und Lilou mit dem Staubwedel durchs Haus wirbelte.
Sie bewohnten eine Villa im Süden Deutschlands am Rande des Bodensees. Wie so oft lag dicker Nebel über dem Wasser, während die Sonne erste Strahlen auf das flauschige Weiß warf. Es war ein schöner Sommertag und Caroline ging auf die Terrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick über den See hatte. Sie besaßen einen eigenen Bootsanleger und die kleine Jacht war zwar zu groß für den See, sorgte jedoch für manch schönen Tag.
Sie hatten fast überall auf der Welt gelebt, stets in Sorge, man könne merken, dass sie nicht starben, stets mit neuen Identitäten, doch diese Gegend, wie auch das Land, hatten es ihnen angetan.
Deutschland war ein reiches Land.
Und vielleicht das Land, welches man noch am ehesten als Demokratie ansehen konnte. In Amerika hatte sich nach dem 11. September zu viel geändert, der Commission Report strotzte vor Lügen und andere Länder waren ihnen zu desolat erschienen.
Caroline brauchte fünf Jahre, um die Sprache zu lernen und inzwischen ertappte sie sich dabei, Deutsch zu träumen.
Wie heute Nacht.
Morgos Daargon!
Mit dem sich alles geändert – mit dem alles begonnen hatte!
Morgos Daargon, der mächtigste Vampir aller Zeiten!
»Geht er dir noch immer durch den Kopf?«, fragte Frederic, der ihr einen Arm um die Schulter legte.
»Wie sollten wir ihn je vergessen?«, fragte Caroline.
»Lass uns später darüber reden«, sagte Frederic. »Es gibt Neuigkeiten aus Berlin.«
Sie fuhr herum. »Schon?«
»Ja, man hat sie ausfindig gemacht. Unsere Informanten wissen jetzt, wo sie sich treffen.«
»Das wurde auch Zeit.«
»Ja, das wurde es. Es gab zu viele Morde, die die Polizei nicht aufklärte. Sie nennen sich Red Devils und tarnen sich als Rocker. Sie fahren Motorräder und verbergen ihre Münder unter dichten Bärten.«
Ludwig hinter ihnen sagte: »Das Frühstück ist gerichtet.«
Caroline lächelte. Ein Butler, wie er im Buche stand. Von ihnen Vier hatte er sich am wenigsten verändert, vermutlich war seine Kleidung zu klassisch. Obwohl – er konnte auch anders aussehen. Dann, wenn sie auf Jagd gingen. In den Jahrzehnten ihrer Freundschaft hatte Ludwig sich als Tüftler erwiesen, der über ein Waffenarsenal verfügte, dass seinesgleichen suchte. Modernste Schusswaffen mit Munition, die mit Lilous Voodoo eine sichere Bank war.
Sie setzten sich und Lilou DeSoussa kam hinzu. Schlank und sportlich war sie eine attraktive dunkelhäutige Frau. Noch immer kleidete sie sich farbenfroh, allerdings der Mode verpflichtet. Sie sagte: »Wie es aussieht, geht es nach Berlin?«
»So ist es«, gab Ludwig zurück und küsste Lilous Nacken.
Caroline schmunzelte. Es hatte fast fünfzehn Jahre gedauert, bis die Beiden sich ihre Liebe gestanden hatten und sie passten gut zusammen, auch wenn Lilou zwanzig Jahre jünger war.
»Eine Standardsache oder ist es gefährlich?«, fragte Lilou. Sie duftete nach einem teuren Parfüm, was den Staubwedel, der neben ihrem Stuhl lag, umso bizarrer machte. Doch so wollte sie es. Sie hielt es für zu gefährlich, Fremde ins Haus zu lassen und das war sicher richtig so.
»Standard«, sagte Ludwig. »Eine Stunde Flug, zum Club und den Kerlen in den Hintern treten.«
Frederic zuckte zusammen.
Caroline sah es aus dem Augenwinkel.
Er war ein Vampir. Ein sehr reicher Vampir. Genau genommen unglaublich reich! Er hatte sein Geld auch dafür benutzt, gentechnisch behandeltes Blut erstellen zu lassen, sodass er nun so etwas wie Menschenblut zu sich nahm, das seine dunklen Sinne jedoch in Ruhe ließ.
»Alkoholfreies Bier«, hatte Ludwig gesagt.
Frederic hatte geknurrt und getrunken.
Caroline liebte diese Epoche. Alles war so einfach und mit Geld war fast alles zu haben. Das war zwar schon immer so gewesen, doch die Auswahl war bedeutend größer als zum Beispiel in den Zwanzigerjahren oder danach, als die Welt vom Krieg erschüttert wurde.
Rein wissenschaftlich konnte Frederic fast alles simulieren, was ihm als Vampir gut tat, ohne seine Freunde zu gefährden. Enzyme und Gerüche, Haptik und Geschmack,
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