Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)

Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
Vom Netzwerk:
Blutkörperchen und Proteine, Salze, Hormone, Gase, einfach alles.
    Ein High-Tech-Vampir sozusagen, auch wenn er das nicht gerne hörte.
    Dennoch gab es sie noch, die der alten Garde.
    Dunkle Wesen, die aus Lust und Hunger mordeten. Und sie wurden mehr. Hatten sich viele von ihnen schlafend verhalten, um auf Zeiten zu warten, in denen es sich lohnte, ein Vampir zu sein, kehrten sie nun zurück. Schuld daran war die weltweite Medienszene, in der Vampire idealisiert und romantisiert wurden. Das drehte einem Vampir den Magen um und nicht wenige fletschten die Zähne und waren drauf und dran, eine Filmpremiere zu stürmen, die Schauspieler an sich zu reißen, um ihnen vor laufenden Kameras in die Gurgel zu beißen, bis Blut spritzte, ihnen Fleisch und Haut und Knochen vom Körper zu fetzen, bis eine Massenpanik ausbrach.
    Man würde ein für alle Mal aufhören, aus ihnen blutdürstige Märchenwesen zu machen, die sie nie gewesen waren.
    Stil hatten manche von ihnen, oh ja – aber sie waren dennoch Wesen der Nacht, unbarmherzig und egoistisch.
    »Wann geht es los?«, fragte Ludwig. In seinen uralten Augen leuchtete das Feuer eines Dreißigjährigen. Er hielt sich mit moderatem Sport fit und sein Blutdruck betrug 120 zu 80. Er trank seit knapp fünfzig Jahren keinen Alkohol und geraucht hatte er nie – obwohl er alles das hätte tun können. Er war unsterblich – relativ zumindest!
    »Ich habe die Möglichkeit, alles mit meinem Körper zu testen, was ich will«, hatte er gesagt und genau dies getan. Erstaunlicherweise zum Positiven, genauso wie Madame DeSoussa oder Caroline.
    Lediglich Frederic blieb stets der, der er war. Unverändert! Tatsächlich unsterblich! Unsterblich und tot!
     
    Sie flogen mit Frederics Piper PA-38 von Konstanz aus los und waren nach einer Stunde in Berlin. Für europa- oder weltweite Einsätze nahmen sie die Boeing der Densmores.
    Sie trafen sich mit Vadim Balgor, einem Vampir aus Rumänien, der seit sechs Jahrzehnten zur kleinen Gruppe der Informanten zählte und deshalb eine Art Zeugenschutz genoss, was bedeutete: Er durfte tun und lassen, was er wollte – ohne es auszunutzen.
    Vadim lenkte den Hummer. Unter den Linden, dann irgendwann rechts ab und bald sahen sie den Klub. Die Sonne ging unter und die Nighthunter machten sich auf.
    Sie wurden zu Schatten und warteten.
    Nicht viel später kamen die ersten Motorräder. Eine Aprilia, eine Triumph, mehrere Hondas und drei schwere Harleys. Die Kutten stiegen ab und betraten den Club. Die Beweise gegen diese Vampire waren erdrückend. Sie hatten in Kreuzberg gemordet, außerdem in der Nähe des neuen Hauptbahnhofs, insgesamt hatte es acht Tote gegeben.
    »Sogar Vampire sind nicht mehr das, was sie mal waren«, flüsterte Frederic. »Früher hatten wir Stil, heute werfen sie sich in Lederjacken und tun, als gehöre ihnen die Welt.«
    »Nur die Kleidung hat sich geändert«, flüsterte Caroline zurück. »Die Welt beherrschen wollten sie schon immer.«
    Frederic knurrte und Ludwig sagte leise: »Frederic hat recht. Früher wurde der Tod zelebriert, heutzutage wird nur noch bestialisch gemordet.«
    Hinter der Gruppe schloss sich die Tür und die Vier kamen aus dem Schatten.
    Es war inzwischen dunkel geworden. Vereinzelt fuhren Autos vorbei. Ansonsten war es in dieser Gegend erstaunlich ruhig. Hinter der Tür des Clubs dröhnte Doomcore, Doublebass und schwere langsame Gitarrenriffs. Melancholie, Trauer, Endzeitstimmung, Sehnsucht, Verzweiflung und Tod.
    »Acid Bath«, erkannte Ludwig die Band. »Die Musiker ahnen nicht, wer ihre Platten hört.«
    »Und wenn, würden sie sich freuen«, zischte Caroline, die nach wie vor am liebsten irische Folkmusik und Mozart hörte.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Lilou.
    »Unwichtig«, sagte Frederic und öffnete die Tür.
    Tabakrauch quoll ihnen entgegen und die Bässe schlugen ihnen in den Magen. Es war ohrenbetäubend laut und doch verströmte die Musik eine Grundstimmung, die in Frederic eine Saite zum schwingen brachte.
    Köpfe fuhren herum.
    Männer richteten sich auf.
    Mit einem Misston endete die Musik, was darauf hinwies, dass man hier noch von Vinyl abspielte.
    Stimmen erstarben.
    Gläser fielen um.
    Leder knarzte.
    Es genügten normalerweise wenige Sekunden, um sich zu erkennen. Vampirschwingungen waren wie Visitenkarten.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte einer der Bärtigen, der sich seinen Weg hinten aus dem Raum nach vorne bahnte. Er war breit wie ein Fels, und als er lächelte, glitzerten seine

Weitere Kostenlose Bücher