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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trotzdem faszinierend sind und bei denen man kaum Widerstand leistet, wenn sie sich mit einem näher beschäftigen wollen. Ist es so?«
    »Du hast es erfaßt.«
    »Wunderbar, Jane. Mögen sich die Zeiten auch verändert haben, die Menschen sind die gleichen geblieben. Hinzu kommt, daß er Künstler ist. Sie sind oft einliegende Menschen. Man glaubt ihnen ihre Marotten. Man ist sogar dankbar, daß es sie gibt. Sie können so extrovertiert sein, wie sie wollen, irgendwo gibt es immer eine Basis des Verständnisses.«
    »Kann sein.«
    »Hast du denn auch so gedacht?«
    Jane schaute zu Boden. »Eigentlich nicht.«
    »Dann sag mir doch, was bei eurer ersten Begegnung vorgefallen ist? Wie kam er auf dich zu? Wie hast du ihn erlebt?«
    »Düster, wenn ich ehrlich sein soll. Geheimnisvoll. Er schaute mich an, als wollte er auf den Grund meiner Seele blicken. Er ist ein unheimlicher Mensch. Einer, der gut in irgendwelchen Tiefen gewohnt haben kann und aus ihnen wieder in die Höhe gestiegen ist. Er kann Menschen in seinen Bann ziehen.«
    »Er oder seine Bilder, Jane?«
    »Beides.«
    »Gut, das mußt du mir erklären.«
    »Ich kann ihn nicht einschätzen, was seinen Beruf angeht. Er malt nicht abstrakt, sondern konkret. Sehr realistisch, würde ich behaupten. Seine Bilder vermitteln dem Betrachter eine düstere Welt. Er malt in dunklen Farben…«
    »Was denn? Porträts? Landschaften? Stilleben…?«
    »Alles.«
    »Oh – dann scheint er mir wirklich gut zu sein.«
    »Das ist er auch«, bestätigte Jane. »Seine Bilder sind nicht tot. Sie leben. Wenn man vor ihnen steht und sie betrachtet, bekommt man den Eindruck, als würde etwas von ihnen auf den Betrachter zukommen. Etwas Unsichtbares. Eine Aura, die das Bild verläßt.
    Man hat das Gefühl, in das Gemälde hineinzusinken.«
    »Interessant«, kommentierte Sarah. »Ist das nur dir so ergangen oder allen anderen Besuchern auch?«
    »Das weiß ich nicht. Ehrlich gesagt. Ich habe nicht mit anderen Leuten gesprochen.«
    »Klar, verstehe.«
    »Aber daß mich dieses Blutgesicht noch in meinen Träumen verfolgte, hätte ich nicht gedacht.« Jane schaute auf das Fenster. »Ich weiß nicht, ob ich es dir gesagt habe, Sarah, aber das Blutgesicht war natürlich. Ein Porträt von ihm. Ein Selbstbildnis.«
    »Ja, das weiß ich.«
    Die Detektivin fuhr mit einer heftigen Bewegung herum, damit sie die Horror-Oma anschauen konnte. »Und jetzt frage ich dich, warum ich davon träume?«
    »Hast du das Bild denn in seiner Scheußlichkeit gesehen?«
    »Nein, das ist es ja.« Janes Stimme klang wütend. »Ich habe nur ihn gesehen und natürlich die Bilder. Die allerdings zeigten andere Motive als ihn. Auch nicht das Blutgesicht. Ich weiß selbst nicht, warum ich von dieser Fratze geträumt habe. Im nachhinein erscheint es mir, als wäre mir der Traum von Nathan Lassalle geschickt worden.«
    »Dann müßte er einen Grund gehabt haben.«
    »Ja, kann sein.«
    »Welchen?«
    »Wenn ich das wüßte. Möglicherweise hat er es auf mich abgesehen. Nur kann ich mir kein Motiv vorstellen. Ich habe ihn zuvor nie gesehen. Ich bin auch nicht mit ihm aneinandergeraten. Er war mir ebenso fremd, wie ich ihm fremd gewesen sein muß. Das ist schon alles sehr ungewöhnlich.«
    »Wie lautete dein Fazit?«
    Jane Collins schaffte sogar ein Lächeln. »Es ist nur eine Theorie und trotzdem simpel. Ich glaube daran, daß dieser Nathan Lassalle es auf mich abgesehen hat.«
    Sarah verzog die Lippen. »Grundlos?«
    »Das weiß ich eben nicht. Für mich gibt es keinen Cirund. Für ihn möglicherweise schon. Ich bin ihm wissentlich nicht begegnet. Ich weiß auch nicht, was ich ihm getan haben könnte, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß da etwas auf mich zukommt und meine nahe Zukunft nicht eben günstig aussieht. Da braut sich was zusammen.« Sie ballte wieder die Hand zur Faust. »Ich komme nur nicht dahinter, was es sein könnte.«
    »Was willst du tun? Dich zurückziehen?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Das dachte ich mir auch. Wie ich dich kenne, wirst du das Gegenteil davon unternehmen. Du wirst dich den Problemen stellen. Wahrscheinlich wirst du ihn nicht zum letztenmal gesehen haben. Oder irre ich mich da?«
    »Bestimmt nicht«, erklärte Jane. »Du irrst dich nicht. Ich habe ihn auch nicht zum letztenmal gesehen, denn ich werde seine Ausstellung noch einmal besuchen.«
    »Heute nicht mehr – oder?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Dann solltest du gleich nach unten kommen, denn ich habe Tee aufgesetzt.

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