Blutgesicht
Menschen zu entlassen, die sich dann im Foyer verteilten.
Ich hielt mich an Janes Seite. Sarah Goldwyn sprach mit den Conollys über das Stück. Auch Shao und Suko beteiligten sich an dem Gespräch. Sie alle waren recht angetan, hatten ihren Spaß gehabt, und Janes Gesichtsausdruck paßte nicht dazu. Sie schaute zu Boden. Wir gingen langsam, so daß wir immer mehr zurückblieben.
Im Foyer konnte man einen Imbiß zu sich nehmen und auch etwas zu trinken bekommen. Essen wollten wir nichts, deshalb huschten wir so schnell wie möglich an die kleine Bar. Ich stellte mich an, um die Getränke zu holen.
Es wurde Weißwein im Glas angeboten. Ich kaufte zwei Gläser und fand den Weg zu Jane, die neben einer Säule stand und auf eine Wand mit Fotos schaute.
»Dein Wein«, sagte ich und drückte ihr das Glas in die Hand. »Danke.«
»Cheers.«
Sie lächelte verkrampft, bevor sie trank. Auch ich nahm einen Schluck, ließ das Glas sinken und nickte Jane zu. »Jetzt mal raus mit der Sprache, welche Laus ist dir denn heute über die Leber gelaufen?«
Sie schaute mich etwas spöttisch an. »Laus?« Dann lachte sie. »Wäre wirklich schön, wenn es eine Laus gewesen wäre. Aber das ist leider nicht der Fall.«
»Sondern?«
»Ein Traum.«
Ich grinste. »Wie aufregend.«
»Laß den Spott, John, mir ist es ernst.«
»Okay, pardon. Dann raus damit.«
Sie nickte, trank noch einmal und erzählte mir, was ihr widerfahren war. Ich hörte stumm zu, beobachtete sie genau und bekam auch mit, daß sie unter ihrer kurzen Bolerojacke fror, denn oberhalb des Kleidausschnitts zeichnete sich eine Gänsehaut ab.
Ein Maler mit dem Namen Nathan Lassalle sagte mir nichts. Ich war auch kein Kunstkenner und somit entschuldigt. Jane jedoch beschrieb ihn mir ziemlich genau und vor allen Dingen auch das Blutgesicht, das ihr im Traum erschienen war. Ich hatte die Einzelheiten erfahren und wollte wissen, ob es tatsächlich das Gesicht des Malers gewesen war.
»Das schwöre ich.«
»Und es blutete?«
»Wie ich sagte.«
Ich nahm noch einen Schluck Wein. »Darf ich fragen, was du daraus schließt, Jane?«
»Daß man es auf mich abgesehen hat.« Sie wedelte mit der freien Hand. »Nein, so stimmt das nicht. Ich kann das schon konkretisieren. Dieser Nathan Lassalle hat es auf mich abgesehen. Er will mich unter seinen Einfluß bekommen, wie auch immer. Er ist der Mann im I Untergrund, und er ist auch das verdammte Blutgesicht. Davon bringt mich keiner ab, denn sein Gesicht und das Blutgesicht waren identisch.«
»Hm.« Ich schaute zu Boden. Im Moment war ich überfragt. Jane wartete auf einen Kommentar und nicht vergebens. »Es war schließlich ein Traum, Jane.«
»Das weiß ich. Nur sind Träume nicht eben nur Schäume, John. Das weißt du selbst.«
»Stimmt. Stellt sich die Frage, was du jetzt tun willst.«
»Ganz einfach. Ich werde dieser Ausstellung einen weiteren Besuch abstatten. Ich möchte mich noch einmal umsehen und auch in Kontakt mit Nathan Lassalle kommen.«
»Das traust du dir zu?«
»Hör auf zu reden, John. Ich bin kein kleines Kind. Für mich war dieser Traum so etwas wie ein Signal. Ich soll und werde mich damit auseinandersetzen.«
»Für wie gefährlich hältst du Lassalle?« erkundigte ich mich nach einer Weile des Nachdenkens.
»Da bin ich ehrlich überfragt. Ich weiß auch nicht, ob er gefährlich ist. Oder ob ich mir alles nur eingebildet habe. Das Blutgesicht jedenfalls möchte ich nicht unterschätzen. Dieser Traum hat mich nicht nur einfach so erwischt. Da steckt schon etwas dahinter. Davon bin ich überzeugt.«
»Soll ich fragen, was?«
»Nein, du würdest keine Antwort erhalten. Ich bin einfach nur der Ansicht, daß es mit mir zusammenhängt. Nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich bin involviert. Es geht nur mich etwas an. Dieser Maler hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Er hat mir sein Blutgesicht geschickt.«
»Hast du dich denn mit ihm unterhalten können, als du die Ausstellung besucht hast?«
»Klar.«
»Und?«
Sie hob den rechten Arm zu heftig an, so daß etwas Wein überschwappte. Ich nahm ihr das Glas ab, während Jane sich die Hand trockenwischte. »Wir haben uns allgemein über Bilder unterhalten, wie man das eben so tut. Die Ausstellung ist auch nicht nur von mir besucht worden. Es waren andere Gäste da. Es drehte sich wirklich alles nur um die Bilder, John. Nichts Persönliches. Nur eben allgemeine Dinge.« Sie lächelte verhalten. »Ich kann mir wirklich keinen Grund denken, um von
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