Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
zurückzubringen, die Billy im Büro hatte liegen lassen. Brad hat uns erzählt, dass er glaubt, Peaty hätte keinen Führerschein. Falls er damit nicht gelogen hat, hat Peaty den Grund für seine Anwesenheit falsch dargestellt.«
»Wie oft ist mehrere Male?«
»Die Frau konnte keine genauen Angaben machen. Oder wollte nicht. Sie sagte, Billy hätte seine Brieftasche oft verloren. Dann hat sie einen Rückzieher gemacht und nur noch von ›ein paarmal‹ geredet.«
»Wie heißt sie?«
»Anneliese Holzer. Sie ist eine von diesen Leuten, die dir eine Menge Details nennen und dir am Ende nicht viel erzählt haben. Sie betrachtet Billy als Kind, liebenswürdig, absolut kein Problem. Manches davon könnte auf den Mietnachlass zurückzuführen sein, den Brad ihr einräumt. Das Haus ist eine weitere Dowd-Immobilie.«
»Ist das so? Stand nicht auf der BNB-Liste.«
»Vielleicht haben die Dowds noch eine Firma oder eine Holding-Gesellschaft, die sich nicht zu ihren Namen zurückverfolgen lässt.«
»Die ganzen Immobilien«, sagte er. »Diese Leute müssen ungeheuer reich sein, und reiche Leute genießen einen gewissen Schutz.«
»In der Hinsicht hat Holzer getan, was sie konnte. Aber ich würde ihr nicht zutrauen, dass sie die Details von Billys Leben kennt.«
»Was bedeutet, dass Peaty ein Stammgast im Darling Billy’s gewesen sein könnte. Ich muss den Burschen einfach genauer unter die Lupe nehmen. Nachdem ich mit Vasquez’ Frau gesprochen habe. Das ist der geänderte Plan. Auf einmal kriege ich erst wieder einen Termin mit Armando, wenn ich mit der Missus gesprochen habe.«
»Worüber?«
»Der Pflichtverteidiger gibt sich geheimnisvoll. Es wird sich wahrscheinlich als blöder Anwaltstrick herausstellen, aber der Bezirksstaatsanwalt besteht darauf, dass ich mich darum kümmere.«
»Das Büro des Bezirksstaatsanwalts hat seine eigenen Ermittler.«
»Die sie bezahlen. Deshalb halte ich es für einen Aushilfsjob, den sie mir aufgehalst haben.«
»Wo triffst du dich mit der Ehefrau?«
»In einer halben Stunde direkt hier in meinem Büro.«
»Ich könnte in zwanzig Minuten dort sein.«
»Gut.«
29
Jacalyn Vasquez minus drei Kinder und Make-up und Schmuck sah sogar noch jünger aus als an dem Sonntag, an dem ich sie gesehen hatte. Haare mit Strähnchen waren zu einem tristen Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie trug eine weite weiße Bluse, Bluejeans und Freizeitschuhe. Gerötete Akne verunstaltete ihre Stirn und ihre Wangen. Die Augen hatten sich in schwärzliche Höhlen zurückgezogen.
Eine hochgewachsene Frau Mitte zwanzig mit honigfarbenen Haaren hielt Vasquez am Arm. Ihre blonden Locken waren lang und seidig. Sie trug ein enges schwarzes Kostüm, das eine Bikinifigur betonte. Ein rubinfarbener Stecker in ihrem linken Nasenflügel stand im Widerspruch zu dem konservativen Schnitt des Kostüms. Das hübsche Haar und der straffe Körper kabbelten sich mit einem affenartigen Gesicht, das die Kamera grausam zurichten würde.
Sie musterte den winzigen Raum und runzelte die Stirn. »Wie sollen wir alle hier reinpassen?«
Milo lächelte. »Und Sie sind?«
»Brittany Chamfer vom Büro der Pflichtverteidiger.«
»Ich dachte, Kevin Shuldiner wäre Mr. Vasquez’ Anwalt.«
»Ich bin Jurastudentin im dritten Jahr«, sagte Brittany Chamfer. »Ich mache bei dem Entlastungs-Programm mit.« Die Falten auf ihrer Stirn nahmen zu. »Das ist ja wie in einem Schrank.«
»Nun ja«, sagte Milo, »ein Mensch weniger bringt da schon ein bisschen. Genießen Sie die frische Luft, Ms. Chamfer. Kommen Sie rein, Ms. Vasquez.«
»Meine Instruktion lautete, bei Jackie zu bleiben.«
»Meine Instruktion lautet, dass Sie die frische Luft genießen.« Er stand auf, und der Stuhl quietschte. Er brachte ihn mit einer Hand zum Schweigen und bot Jacalyn Vasquez den Platz an. »Bitte sehr, Ma’am.«
Brittany Chamfer sagte: »Ich soll bei ihr bleiben.«
»Sie sind keine Anwältin, und Ms. Vasquez steht nicht unter Anklage.«
»Trotzdem.«
Milo machte einen großen Schritt zur Tür. Brittany Chamfer musste zurücktreten, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, und der Arm, mit dem sie Jacalyn Vasquez gestützt hatte, löste sich.
Vasquez schaute an mir vorbei. Das Büro hätte eine ganze Gletscherlandschaft sein können.
Brittany Chamfer sagte: »Ich muss das Büro anrufen.«
Milo führte Vasquez hinein und schloss die Tür.
Als Jacalyn Vasquez sich schließlich hinsetzte, weinte sie.
Milo gab ihr ein Papiertaschentuch. Als
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