Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
schwarze Augen. Über ihrer linken Brust hing ein Namensschild des Santa Monica Hospital: A. Holzer, R. N.
Ein unangekündigter Fremder vor ihrer Tür beunruhigte sie nicht.
»Womit kann ich Ihnen helfen?« Deutscher Akzent.
»Wohnt Billy Dowd hier im Erdgeschoss?«
»Ja, aber er ist nicht hier.«
Ich zeigte ihr meinen Ausweis als Polizeiberater. Vor sechs Monaten abgelaufen. Sehr wenige Leute kümmern sich um solche Details. A. Holzer warf kaum einen Blick darauf. »Polizei? Wegen Billy?«
»Einer der Angestellten von Billy und seinem Bruder ist in Schwierigkeiten geraten.«
»Oh - Sie möchten mit Billy darüber reden?«
»Eigentlich bin ich hier, um mit Ihnen zu sprechen.«
»Mit mir? Warum?«
»Sie sollen auf Billy aufpassen?«
»Aufpassen?« Sie lachte. »Er ist ein erwachsener Mann.«
»In physischer Hinsicht schon«, sagte ich.
»Ich verstehe nicht, warum Sie diese Fragen stellen. Ist mit Billy alles in Ordnung?«
»Ihm geht es gut. Es handelt sich um Routinefragen. Es klingt so, als könnten Sie ihn gut leiden.«
»Natürlich kann ich das, Billy ist sehr nett«, sagte sie. »Hören Sie, ich bin sehr müde, hab die ganze Nacht gearbeitet. Ich würde gerne schlafen gehen -«
»Geht Ihre Schicht von dreiundzwanzig bis sieben Uhr?«
»Ja. Deswegen würde ich gerne schlafen gehen.« Ein neues Lächeln. Frostig.
»Klingt so, als hätten Sie Ihren Schlaf verdient. In welcher Abteilung arbeiten Sie?«
»In der Kardiologie.«
»Acht Stunden Arbeit auf der Station und dann die ganze Zeit, die Sie mit Billy verbringen.«
»Es ist nicht - Billy braucht keine - warum ist das wichtig?« Sie legte eine Hand auf die Tür.
»Wahrscheinlich ist es das nicht«, sagte ich. »Aber wenn etwas wirklich Schlimmes passiert, müssen viele Fragen gestellt werden. Über jeden, der das Opfer kannte.«
»Es hat ein Opfer gegeben. Ist jemand verletzt worden?«
»Jemand ist ermordet worden.«
Sie hob die Hand zum Mund. » Gott im Himmel - wer?«
»Ein Mann namens Reynold Peaty.«
Kopfschütteln. »Ich kenne diese Person nicht.«
»Er hat in einigen Gebäuden von Brad und Billy als Hausmeister gearbeitet.« Ich beschrieb Peaty.
Als ich zu den Koteletten kam, sagte sie: »Ach der.«
»Sie haben ihn kennen gelernt.«
»Nicht kennen gelernt, nur gesehen.«
»Er ist hierhergekommen«, sagte ich.
Sie zupfte an ihrem Namensschild. Bürstete ihre Haare noch ein bisschen.
»Ms. Holzer -«
»Anneliese Holzer.« Ihre Stimme war leiser geworden, sanft, wachsam.
»Reynold Peaty kam vorbei, um Billy zu besuchen«, sagte ich.
»Nein, nein, er wollte ihm Sachen zurückbringen.«
»Sachen?«
»Sachen, die Billy vergisst. Im Büro. Manchmal bringt Mr. Dowd sie selbst vorbei, manchmal schickt er wohl diesen Mann.«
»Reynold Peaty.«
»Billy hat ihn nicht getötet, das steht fest. Billy macht die Fenster auf, um Fliegen rauszulassen, damit er sie nicht erschlagen muss.«
»Er ist sanft.«
»Sanft«, stimmte Anneliese Holzer zu. »Wie ein netter kleiner Junge.«
»Aber vergesslich«, sagte ich.
»Jeder vergisst mal etwas.«
»Was vergisst Billy?«
»Seine Armbanduhr, die Brieftasche. Ganz oft die Brieftasche.«
»Dann ist Mr. Peaty vorbeigekommen und hat Ihnen die Brieftasche gegeben?«
»Nein«, antwortete sie. »Er sagt mir, Billy hat die Brieftasche verloren, und bringt die Brieftasche zurück.«
»Wie oft ist das passiert?«
»Nicht so oft«, sagte sie. »Ich zähle nicht mit.«
Ganz oft die Brieftasche. Ich zog eine Augenbraue hoch.
Anneliese Holzer sagte: »Ein paarmal, das ist alles.«
»Ist Mr. Peaty bei diesen Gelegenheiten in Billys Wohnung gegangen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sie passen auf ihn auf.«
» Nein «, sagte sie. »Ich passe nicht auf ihn auf, und ich bin kein Babysitter. Mr. Dowd bittet mich darum zu helfen, falls Billy etwas braucht.«
»Klingt nach einem guten Job.«
Achselzucken.
»Ist das Gehalt gut?«
»Kein Geld, nur weniger Miete.«
»Mr. Dowd ist Ihr Vermieter?«
»Ein sehr netter Vermieter, manche von ihnen sind wie … Schlangen.«
Milo hatte nicht erwähnt, dass sich Beverly-Hills-Immobilien im Besitz der Dowds befanden.
Ich sagte: »Also bekommen Sie einen Mietnachlass, weil Sie sich um Billy kümmern.«
»Ja, genau.«
»Was bringt das im alltäglichen Leben für Pflichten mit sich?«
»Hier zu sein«, sagte Anneliese Holzer. »Falls er etwas braucht.«
»Wie kommt Billy herum?«
»Wo herum?«
»Wie kommt Billy von einem Ort zum anderen? Er hat keinen
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