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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ein bisschen. Verwandelte es in eine Aerobic-Übung und hatte schließlich ein einigermaßen scharfes Bild vor Augen.
    Da war sie. In einem der weichen weißen Sessel, in dem sie vorhin nicht gewesen war … wie lange war das her?
    Ich versuchte, auf meine Armbanduhr zu schauen. Das Zifferblatt war eine silberne Scheibe.
    Mein Blickfeld wurde ein bisschen klarer. Ich hatte recht gehabt: Sie trug genau das Kostüm, das ich mir vorgestellt hatte, gib dem Jungen eine Eins für seine …
    Eine Bewegung von rechts.
    Über ihr stand Dr. Patrick Hauser. Eine seiner Hände war in ihren Haaren verschwunden. Die andere hielt ein Messer gegen ihre glatte weiße Kehle gepresst.
    Ein roter Griff. Ein Schweizer Offiziersmesser, eine der größeren Versionen. Aus irgendeinem Grund fand ich das lächerlich amateurhaft.
    Hausers Kleidung war das Tüpfelchen auf dem i. Weißes Golfhemd, ausgebeulte braune Hose, braune Wingtips.
    Die Wingtips mit den harten Kappen waren viel zu elegant für sein sonstiges Outfit. Weiß war die falsche Farbe, wenn man diese hartnäckigen Blutflecken vermeiden wollte.
    Hausers Hemd war schweißnass, aber ohne ein rotes Tüpfelchen. Anfängerglück. Es hatte keinen Sinn, ihm das unter die Nase zu reiben. Ich lächelte ihn an.
    »Ist irgendetwas lustig?«
    Ich hatte so viele bissige Antworten auf der Zunge. Vergaß sie alle. Gong. Gong.
    Allisons Augen bewegten sich nach rechts. An Hauser vorbei, zu ihrem Schreibtisch?
    Sonst lag nichts in der Richtung, außer der Wand und einem Schrank.
    Der Schrank wurde von der Tür verdeckt, wenn man sie öffnete.
    Dunkelblaue Augen bewegten sich erneut. Eindeutig zum Schreibtisch. Zum anderen Ende, wo ihre Handtasche lag.
    Hauser sagte: »Setzen Sie sich hin und nehmen Sie den Kuli.«
    Ich saß doch schon. Der Blödmann.
    Ich breitete die Arme aus, um es ihm zu zeigen, und stieß gegen die Lehne des hölzernen Schreibtischsessels.
    Ich saß ganz und gar nicht. Ich war zusammengesackt, lag fast auf dem Rücken, den Kopf nach hinten verdreht, das Rückgrat in einer merkwürdigen Position.
    Vielleicht war das der Grund dafür, dass alles so gemein wehtat.
    Ich versuchte, mich aufzurichten und wäre fast ohnmächtig geworden.
    »Kommen Sie schon, hoch, hoch, hoch«, bellte Hauser.
    Jeder Zentimeter Bewegung erhitzte die Toasterdrähte, die meine spinalen Nerven ersetzt hatten. Ich brauchte Jahre, um eine sitzende Position einzunehmen, und die Anstrengung raubte mir den Atem. Einatmen war die Hölle, Ausatmen war schlimmer.
    Nach ein paar Jahrhunderten wurden meine Augen klarer. Ich bekam ein Gefühl für meine Umgebung: Allison und Hauser waren fünf Meter entfernt. Mein Sessel war an Allisons Schreibtisch geschoben worden. An die Seite, wo ein neuer Patient sitzen würde, der an einer Beratung interessiert war.
    Therapietabellen und Allisons Schreibtischutensilien lagen auf der Oberfläche aus hellem Eichenholz. Sie hatte sich um ihren Papierkram gekümmert, als er -
    Hauser sagte: »Nehmen Sie den Kuli und fangen Sie an zu schreiben.«
    Was für einen Kuli? Ah, da war er ja, versteckte sich unter dem Lärm und der Farbe. Neben einem sauberen weißen Blatt Papier.
    Die Stimme eines komischen Kerls sagte: »Wassn schreim?« Ich räusperte mich. Leckte mir die Lippen. Die neue Formulierung kam heraus: »Wemenn schreim?«
    Hauser sagte: »Lassen Sie das Theater, es geht Ihnen gut.« Allison bewegte ihren linken Schuh. Bildete ein paar Worte mit den Lippen, die aussahen wie: »Tut mir leid.« Sie zuckte zusammen, als die Messerschneide sich in ihre Haut presste. Hauser schien sich seiner Bewegung und ihrer Reaktion nicht bewusst zu sein.
    »Schreib, du Hurensohn.«
    »Klar«, sagte ich. »Aber könn’ Sie mir sarn - saren, wass?«
    »Sie werden alles zurücknehmen, was Sie dieser Ziege von einer Anwältin gesagt haben, die anderen Ziegen als die Simulantinnen bezeichnen, die sie sind, unterzeichnen und datieren.«
    »Undann?«
    »Was dann?«
    »Wass passier’, wenn isch dass schriem hab?«
    »Das werden wir dann sehen, Sie unethisches Arschloch.«
    »Alethisches.«
    »Sobald Sie sich dazu bekannt haben«, sagte Hauser, »wird das Leben ein Zuckerschlecken sein.«
    »Für wem?«
    Seine Brille rutschte ihm die Nase herunter, und er warf den Kopf zurück, um sie wieder in Position zu bringen. Bei dieser Bewegung entfernte sich das Messer ein wenig von Allisons Hals.
    Dann lag es wieder an der Haut.
    Ein tiefes Geräusch ließ seine Lippen flattern. »Halten Sie den Mund und

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