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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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beugen oder herumgehen?«
    »Gehen Sie rum. In die Richtung.« Er zeigte nach rechts.
    Auf dem Weg zur Vorderseite des Schreibtischs streifte ich Allisons Handtasche mit meinem Ärmel. Zog die Schublade auf, nahm mehrere Kugelschreiber heraus, ruhte mich aus, um Luft zu schnappen. Kein Theater; meine Rippen fühlten sich an wie Knochenmehl.
    Auf dem Rückweg berührte ich die Handtasche wieder, riskierte einen Blick.
    Der Reißverschluss war offen. Allisons schlechte Angewohnheit. Ich hatte aufgehört, ihr deshalb Vorhaltungen zu machen.
    Ich tat so, als stieße ich mit dem Knie gegen die Schreibtischecke. Schrie vor Schmerz auf und ließ die Kulis fallen.
    »Sie Idiot!«
    »Mein Gleichgewichtssinn ist gestört. Ich glaube, durch Ihre Schläge hat sich was gelockert.«
    »Blödsinn, so hart habe ich Sie nicht geschlagen.«
    »Ich hab das Bewusstsein verloren. Vielleicht hab ich eine Gehirnerschütterung.«
    »Ihr Kopf hat sich nicht bewegt, und falls Sie auch nur ein bisschen was von Neuropsychologie verstünden, wüssten Sie, dass es meistens dann zu ernsten Gehirnerschütterungen kommt, wenn zwei bewegte Objekte miteinander kollidieren.«
    Ich schaute auf den Teppich.
    »Aufheben!«
    Ich bückte mich und hob die Kugelschreiber auf. Richtete mich auf und ging zu meinem Sessel zurück, während Hauser zusah.
    Das Messer hatte sich ein paar Zentimeter von Allisons Kehle wegbewegt, aber Hausers rechte Hand hielt ihre Haare noch immer gepackt.
    Ich sah ihr in die Augen. Schob mich nach rechts, weiter von Hauser weg. Er entspannte sich.
    Allison blinzelte.
    Ich sagte: »Eine Sache noch …«
    Bevor Hauser etwas sagen konnte, schlug Allison nach seinem Messerarm, drehte sich von ihm weg und entzog sich seinem Griff.
    Er schrie. Sie rannte auf die Tür zu. Er lief hinter ihr her. Ich hatte die Handtasche, tastete mit kribbelnden Fingern darin herum und fand sie.
    Allisons glänzende kleine Selbstladepistole, die perfekt für ihre kleine Hand war und zu klein für meine. Sie hatte sie vor kurzem geölt, und vielleicht war ein wenig von dem Schmiermittel mit dem Griff in Berührung gekommen. Oder ich hatte meine motorischen Fähigkeiten verloren, und das war der Grund, warum meine zitternden Hände die Waffe fallen ließen.
    Ich hob sie auf und benutzte beide Hände, um mein Ziel anzuvisieren.
    Hauser war einen halben Meter hinter Allison, gerötet und schnaufend, mit hoch erhobenem Messer. Er versuchte, sie zu packen, erwischte eine Handvoll Haare, riss ihren Kopf zurück, wollte zustoßen.
    Ich schoss ihm in die Kniekehle.
    Da er nicht sofort hinfiel, schoss ich ihm auch in die andere Kniekehle.
    Zur Sicherheit.

35
    Ich hatte zehn Jahre damit verbracht, in einem Krankenhaus zu arbeiten. Manche Gerüche ändern sich nie.
    Robin und Allison saßen auf der einen Seite meines Betts.
    Eng nebeneinander. Wie Freundinnen.
    Robin in Schwarz, Allison immer noch in dem babyblauen Kostüm.
    Ich erinnerte mich an Stöße und Sonden und andere Demütigungen, aber nicht an den Transport hierher.
    Die Computertomographie und die Röntgenaufnahmen waren langweilig gewesen, die Kernspinresonanztomographie ein kleiner klaustrophobischer Spaß. Die Rückenmarkpunktur war gar nicht lustig gewesen.
    Jedenfalls hatte ich keine Schmerzen mehr. Was war ich doch für ein harter Bursche.
    Robin und Allison - oder vielleicht waren es Allison und Robin - lächelten.
    »Was ist das hier, eine Art Schönheitswettbewerb?«, fragte ich.
    Milo trat in mein Blickfeld.
    Ich sagte: »Ich redigiere und retrahiere und revidiere alle vorherigen Behauptungen bezüglich ästhetischer Konkurrenz.«
    Lächeln allseits um mich herum. Ich war der Hit.
    »Auf die Gefahr eines äußerst bonanzalen banalistischen Klischees, wo zum Teufel bin ich hier, krankenhausmäßig?«
    »Im Cedars«, sagte Milo auf eine langsame, geduldige Weise, die nahelegte, dass er diese Frage nicht zum ersten Mal beantwortete.
    »Bist du schon dazu gekommen, Rick zu besuchen? Das solltest du wirklich tun, ihr beiden verbringt nicht genug Zeit miteinander.«
    Gequältes Lächeln allseits. Timing, alles eine Frage des Timings. »Ladys und Keime«, sagte ich.
    Milo schob sich näher heran. »Rick lässt grüßen. Er hat dafür gesorgt, dass der ganze notwendige Scheiß gemacht wurde. Keine Gehirnerschütterung oder Hämatome, und dein Gehirn ist nicht geschwollen - zumindest nicht mehr als üblich. Du hast allerdings einige geprellte Bandscheiben in der Halswirbelsäule und ein paar gebrochene

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