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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bondurant. Er hob den Kanister an. Starrte in das Gebüsch. »Ein nacktes Mädchen, das einem vors Auto läuft - das ist wie eine von den Geschichten, die man beim Militär erzählt und die einem keiner glaubt.« Er leckte sich die Lippen. »Vor ein paar Jahren wär das’ne tolle Sache gewesen.« Er zog den Bauch ein und die Jeans hoch. Die Fettrolle senkte sich wieder und bedeckte die Augen des Pferds.
    »Kennen Sie Ihre Nachbarn?«, fragte Milo.
    »Ich hab keine richtigen.«
    »Gibt’s hier keine gutnachbarlichen Beziehungen?«
    »Ich will Ihnen mal erzählen, wie es ist«, sagte Charley Bondurant. »Das hier war mal Pferdeland. Mein Großvater hat Araber und ein paar Tennessee-Quarter-Horses gezüchtet - alles, was man reichen Leuten verkaufen konnte. Ein paar von den Arabern haben es bis nach Santa Anita und Hollywood Park geschafft. Jeder, der hier gewohnt hat, stand auf Pferde, man konnte die Scheiße meilenweit riechen. Jetzt sind es nur reiche Leute, die an gar nichts mehr Interesse haben. Sie kaufen das Land als Geldanlage, kommen am Sonntag hergefahren, starren ein paar Minuten in die Landschaft, wissen ums Verrecken nicht, was sie mit sich anfangen sollen, und fahren wieder nach Hause.«
    »Reiche Leute wie Brad Dowd?«
    »Wer?«
    »Weißhaariger Bursche, Mitte vierzig, fährt alle möglichen schicken Autos.«
    »Ach ja, der«, sagte Bondurant. »Jagt diese Kisten viel zu schnell den Berg runter. Genau, was ich meine. Trägt diese Hawaii-Hemden.«
    »Ist er oft hier?«
    »Dann und wann. Ich sehe immer nur die verdammten Wagen vorbeirasen. Viele Cabrios, deshalb weiß ich von den Hemden.«
    »Hält er auch mal an, um zu plaudern?«
    »Haben Sie mich nicht gehört?«, fragte Bondurant. »Er rast vorbei.« Eine knotige Hand zerhackte die Luft.
    »Wie oft ist dann und wann?«, fragte Milo.
    Bondurant drehte sich halb zu uns um. Seine Adlernase zielte auf uns. »Wollen Sie eine Zählung?«
    »Wenn Sie Tabellen und Schaubilder haben, nehme ich sie, Mr. Bondurant.«
    Der alte Mann vollendete die Drehung. »Ist er derjenige, der sie umgebracht hat?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber Sie glauben, er könnte es gewesen sein.«
    Milo sagte nichts.
    »Sie sind ein stiller Typ«, sagte Bondurant, »außer wenn Sie was von mir wollen. Ich will Ihnen mal was sagen, die Regierung hat nicht viel für die Familie Bondurant getan. Wenn wir Probleme hatten, hat uns die Regierung nie geholfen.«
    »Was für Probleme?«
    »Probleme mit Kojoten, Probleme mit Taschenratten, Dürreprobleme, Probleme mit herumstreifenden Hippies. Probleme mit den verdammten Trauermantel-Schmetterlingen - wenn ich Schmetterlinge sage, denken Sie ›niedlich‹, weil Sie ein Junge aus der Stadt sind. Ich denke Problem . In einem Sommer hat uns ein Schwarm überfallen, sie haben ihre Eier in den Bäumen abgelegt, ein halbes Dutzend Ulmen kaputtgemacht, fast eine zwanzig Meter hohe Trauerweide verputzt. Wissen Sie, was wir gemacht haben? Wir haben sie mit DDT besprüht.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist nicht legal. Wenn Sie die Regierung fragen: Kann ich DDT benutzen, heißt es: Nee, gegen das Gesetz. Und wenn Sie fragen: ›Was soll ich denn machen, um meine Ulmen zu schützen‹, sagen sie: ›Denken Sie sich was aus.‹«
    »Schmetterlingsmord geht mich nichts an«, erwiderte Milo.
    »Raupen, wo das Auge hinsah, und ziemlich schnell für Raupen«, sagte Bondurant. »Es hat mir Spaß gemacht, auf sie draufzutreten. Hat der Autotyp das Mädchen umgebracht?«
    »Bei jemandem wie ihm sagen wir, dass wir an ihm interessiert sind. Das ist ein Polizeiausdruck für: Mehr kriegen Sie von mir nicht zu hören.«
    Bondurant gestattete sich ein halbes Lächeln.
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Milo.
    »Vielleicht vor zwei Wochen. Das hat nichts zu bedeuten. Um halb neun gehe ich ins Bett, und wenn dann jemand vorbeifährt, sehe und höre ich nichts davon.«
    »Haben Sie jemals bemerkt, dass er jemanden dabeihatte?«
    »Nee.«
    »Haben Sie jemals gesehen, dass sonst jemand auf dem Grundstück war?«
    »Warum sollte ich?«, fragte Bondurant. »Es liegt gut anderthalb Meilen über mir. Ich streife hier nicht durchs Gelände. Selbst als Walter MacIntyre das Grundstück gehörte, bin ich nie da hochgegangen, weil jeder wusste, dass Walt verstört und leicht erregbar war.«
    »Wieso?«
    »Das ist Jahre her, Mr. Detective.«
    »Ich lerne immer gern dazu.«
    »Walter MacIntyre hat kein Mädchen umgebracht, er ist seit dreißig

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