Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Jahren tot. Der Autotyp muss das Land von Walters Sohn gekauft haben, der Zahnarzt ist. Walter war auch Zahnarzt, hatte eine große Praxis in Santa Monica, er hat das Land in den Fünfzigern gekauft. Er war der erste Städter, der hier was gekauft hat. Mein Vater sagte: ›Sieh dir mal genau an, was passiert‹, und er hatte recht. Walter hat am Anfang den Eindruck gemacht, als würde er hier gut hinpassen. Hat diesen riesigen Pferdestall gebaut, aber nie Pferde reingestellt. Jedes Wochenende kam er mit einem Pick-up hier hoch, aber niemand konnte sich erklären, warum. Wahrscheinlich hat er auf das Meer gestarrt und Selbstgespräche über die Russen geführt.«
»Was für Russen?«
»Die aus Russland«, sagte Bondurant. »Die Kommunisten. Deshalb war Walt verstört. Er war fest davon überzeugt, dass sie jede Minute in Schwärmen hier einfallen und uns zu kommunistischen Kartoffelfressern machen würden. Mein Vater hatte nichts für Kommunisten übrig, aber er sagte, Walter triebe es zu weit. Ein bisschen Sie-wissenschon-was.« Er ließ einen Finger neben seinem linken Ohr kreisen.
»Obsessiv.«
»Schön, wenn Sie dieses Wort benutzen wollen.« Bondurant zog seine Jeans wieder hoch und ging auf O-Beinen zu seinem Pick-up zurück. Er stellte das Frostschutzmittel wieder auf den Beifahrersitz und schlug mit der Hand auf die Kühlerhaube. Der Rauch kam nur noch in gelegentlichen Wölkchen unter ihr hervor.
»Ich muss los«, sagte er. »Ich hoffe, Sie finden den Kerl, der das Mädchen umgebracht hat. Sie war ein hübsches Ding, eine verdammte Schande.«
Die Zufahrt zu dem Grundstück war nicht gekennzeichnet. Ich schoss darüber hinaus und musste eine halbe Meile weiterfahren, bis ich eine Stelle fand, die zum Wenden breit genug war. Auch so waren meine Reifen nur Zentimeter vom Abgrund entfernt, und ich konnte Milos Anspannung spüren.
Ich rollte langsam zurück, während er die Grundstückskarte studierte. Schließlich entdeckte er die Öffnung - ohne Tor und überschattet von Platanen. Ein unbefestigter Feldweg, der sich hoch über dem Cañon wand.
Nach zwei S-Kurven bekam der Weg einen Asphaltbelag, stieg aber weiter an.
»Fahr langsam«, sagte Milo. In seinen Augen stand dieser Cop-Laser-Ausdruck. Außer dichten Wänden aus Eichen und weiteren Platanen und einem dürftigen Dreieck aus Licht am Horizont, das auf einen Endpunkt schließen ließ, war nichts zu sehen.
Nach knapp einem Hektar flachte das Gelände dann zu einer Hochebene ab, die von Bergen gesäumt war und über der sich ein kumulusgefleckter Himmel wölbte. Auf dem nicht kultivierten Boden hatten sich Borstengras, Küstensalbei und gelbes Senfkraut breitgemacht, und in der Ferne standen einige einsame, kümmerliche Eichen. Die asphaltierte Zufahrt schnitt gerade und schwarz durch die Wiese, wie der Strich eines Zeichners. Nach drei Vierteln der Strecke zur hinteren Grundstücksgrenze stand eine wuchtige Scheune. Die Seiten aus im Lauf der Zeit silbrig gewordenen Redwood-Brettern. Vorne eine nicht durch Fenster unterbrochene schroffe Plattenfassade, das Schindeldach an den Ecken vom Wind verwittert. Eine lächerlich kleine Vordertür.
Eine kühle Brise trug ein wenig von dem Senfgeruch in unsere Richtung.
»Keine Baugenehmigung erteilt«, sagte Milo.
»Die Leute hier haben mit den Behörden nichts am Hut.«
Es gab keine Stelle, wo man den Seville vollständig hätte verbergen können. Ich parkte ihn neben dem Asphaltstreifen, zum Teil von Zweigen verdeckt, und wir gingen zu Fuß weiter.
Als wir knapp zwanzig Meter entfernt waren, traten die Dimensionen des Gebäudes deutlicher zutage. Drei Stockwerke hoch, mehr als sechzig Meter breit.
»Ein Ding von dieser Größe«, sagte er, »aber die Tür ist so klein, dass man kein Auto durchkriegt. Warte hier, während ich hinten nachsehe.«
Er zog seine Pistole, schlich sich um die Nordseite der Scheune, war ein paar Minuten verschwunden, und als er zurückkehrte, steckte die Waffe wieder in ihrem Holster. »Es wird Zeit, dass wir uns mal umsehen.«
Die drei Meter hohe Flügeltür an der Rückseite war so breit, dass ein Tieflader durchfahren konnte. Die sauberen, geölten Scharniere sahen frisch installiert aus. Ein Generator, der groß genug war, um einen Wohnwagen-Park mit Strom zu versorgen, tuckerte vor sich hin. Hinter uns tirilierte irgendein Vogel, zeigte sich aber nicht. Reifenspuren zeichneten sich auf der Erde ab, um sie herum ein Wirrwarr von Fußspuren, zu
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