Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
viele, als dass man an ihnen etwas hätte ablesen können.
    Neben dem rechten Türflügel lag ein Vorhängeschloss auf dem Erdboden.
    »So hast du es vorgefunden?«, fragte ich.
    »Das ist die offizielle Version.«
    Die Scheune hatte keinen Heuboden. Nur einen dreigeschossigen Hohlraum im Format einer Kathedrale, abgestützt von kräftigen, verwitterten Dachsparren, die Wände mit weißem Rigips verkleidet. Staubfilter wie der, den wir in der Garage am PlayHouse gesehen hatten, brummten ungefähr alle sieben Meter vor sich hin. Eine antike Benzinpumpe stand rechts neben einem säuberlich aufgeräumten Arbeitstisch. Glänzende Werkzeuge in einer Wandhalterung, Ledertücher zu ordentlichen Quadraten gefaltet, Blechdosen mit Reinigungswachs, Chrompolitur und Lederseife.
    Ein mit Steinplatten gepflasterter Weg, der breit genug für vier Pferde nebeneinander war, verlief bis zur Mitte des Raums. Beide Seiten waren gesäumt von dem, was Dr. Walter MacIntyre zum Einstellen von Pferden konzipiert hatte.
    Die Türen waren verschwunden, und die Betonböden waren besenrein. In jedem Abteil stand ein benzinfressendes Ross.
    Milo und ich gingen über den Plattenweg. Er schaute in jeden Wagen, legte die Hand auf jede Kühlerhaube.
    Ein Quartett von Corvettes. Zwei Porsche 356, einer mit einer Rennnummer auf der Tür. Brad Dowds neuerer silberner Roadster, ein schwarzer Jaguar D, lauerte einsatzbereit wie eine Waffe, ohne den cremefarbenen Packard Clipper zu beachten, der ihn im Abteil nebenan versnobt überragte.
    In einem Einstellplatz nach dem anderen stand eine lackierte, verchromte Skulptur. Ein roter Ferrari Daytona, der monströse, babyblaue Caddy, in dem Brad zu Noras Haus gefahren war, ein silberner AC Cobra, ein bronzefarbener GTO.
    Jede Kühlerhaube war kalt.
    Milo richtete sich wieder auf, nachdem er sich tief gebückt hatte, um einen gelben Pantera zu inspizieren. Ging zur gegenüberliegenden Wand und betrachtete die Kollektion. »Ein Junge und seine Hobbys.«
    »Der Daytona kostet so viel wie ein Haus«, sagte ich. »Entweder bezahlt er sich ein hohes Gehalt, oder er zieht hohe Summen ab.«
    »Leider blutet Chrom nicht , und ich bin nun mal hinter Blut her.«
    Außerhalb der Scheune brachte er das offene Vorhängeschloss wieder an und wischte es sauber. »Gokarts im Wert von mehreren Millionen Dollar, und er kümmert sich nicht um ein Sicherheitsschloss.«
    »Er rechnet nicht mit Besuchern«, sagte ich.
    »Selbstbewusster Bursche. Hat auch keinen Grund, es nicht zu sein.« Wir machten uns auf den Rückweg zum Auto und gingen um die Südseite herum.
    Zehn Schritte später blieben wir beide abrupt stehen.
    Ein grauer Kreis. Kaum zu übersehen; da das Gras bis zu einem halben Meter über den Rand hinaus abgestorben war, war die mit kleinen Metallpickeln genoppte Stahlscheibe von einem Ring kalter brauner Erde umgeben.
    Ein in den Deckel eingelassener Hebel ließ sich leicht hochziehen, als Milo es versuchte. Während er den Deckel ein paar Zentimeter anhob, ertönte ein pneumatisches Zischen. Er ließ ihn wieder zurücksinken.
    »Bert, die Schildkröte«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Eine Comic-Figur in diesen Heften, die man an Schulkinder in den Fünfzigern aushändigte, um ihnen die Grundsätze der Zivilverteidigung zu vermitteln. Ein bisschen vor meiner Zeit, aber ich hatte eine Cousine, die ihre aufbewahrte. Bert war ganz groß darin, sich in seinen Panzer zurückzuziehen. Kannte sich aus in der Atombunker-Etikette.«
    »In meiner Schule waren es Katastrophenübungen«, sagte er. »Leg den Kopf zwischen die Knie und gib deinem Arsch einen Abschiedskuss.« Er stieß mit dem Fuß gegen den Deckel des Atombunkers. »Der alte Walter hatte wirklich Angst vor den Kommunisten.«
    »Und Brad erntet jetzt die Früchte.«

42
    Milo ging umher und hielt nach einer Überwachungskamera Ausschau.
    »Ich kann keine sehen, aber wer weiß …«
    Er kehrte zu dem Bunkerdeckel zurück, hockte sich hin, zog den Hebel ein wenig höher. Zisch, zisch. Er ließ ihn wieder zurückfallen.
    »Eine Luftschleuse«, sagte ich. »Um den nuklearen Fallout in Schach zu halten.«
    »Canasta spielen, während die Bomben fallen.« Er legte sich auf den Bauch und presste ein Ohr gegen den Stahl. »Hörst du wie ich die Schreie einer verzweifelten Maid?«
    In einiger Entfernung schaffte es eine schwache Brise kaum, Bewegung in die Gräser und Halme zu bringen. Der zwitschernde Vogel war verstummt. Wenn Wolken Geräusche machen würden, wäre die Stille

Weitere Kostenlose Bücher