Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Einsatzkommando.«
»Ich kann es nicht erwarten, den Haftbefehl zu beantragen. ›Ja, Euer Ehren, Taxidermie.‹«
Die Nacht hatte sich so vollkommen herabgesenkt, dass es endgültig schien.
Keiner von uns sagte in der nächsten halben Stunde ein Wort. Als Scheinwerfer den Asphalt gelb färbten, waren wir beide hellwach.
Nebelscheinwerfer. Motorschnurren. Der rechteckige Umriss des Fahrzeugs fuhr schnell an uns vorbei und preschte auf die Scheune zu.
Wir standen auf, blieben in der Deckung der Bäume und rückten vor.
Der Range Rover kam genau links von der zu klein geratenen Eingangstür der Scheune zum Stehen und verstummte. Ein Mann stieg auf der Fahrerseite aus und schaltete ein Insektenlicht über der Tür an.
Die Glühbirne hatte eine gelbgrüne Tönung, die den weißen Haaren Brad Dowds eine Chartreusefarbe verlieh.
Er ging zur Beifahrerseite und öffnete die Tür.
Hielt jemandem die Hand hin.
Weiblich, zierlich. Eine blusige Jacke über einer Hose verhüllte ihre Umrisse.
Die beiden gingen zu der Tür, und die Frau wartete, während Brad sie aufschloss. Trat in den gelben Lichtstrahl, der ihr Profil nachzeichnete.
Ein kräftiges Kinn, eine kleine Knopfnase. Die grauen Bubikopf-Haare nahmen in dem Licht eine olivgrüne Färbung an.
Nora Dowd sagte etwas, das sich keck anhörte. Brad Dowd drehte sich zu ihr um. Breitete die Arme aus.
Sie eilte in seine Umarmung.
Als ihre Hände seinen Nacken zu streicheln begannen, war nichts Schwesterliches an der Geste.
Seine Hände umfassten ihren Hintern. Sie kicherte.
Ihr Gesicht neigte sich nach oben, als sich ihre Münder trafen.
Ein langer, verzehrender Kuss. Sie fasste nach unten in seinen Schritt. Er lachte. Sie lachte.
Sie gingen hinein.
Wenige Augenblicke später kamen sie wieder heraus und gingen Hand in Hand um die Südseite der Scheune herum.
Nora hüpfte.
Brad sagte: »Eine herrliche Nacht, ist das nicht einfach großartig?«
Nora sagte: »Party-Time.«
Sie kamen an der Luke des Atombunkers an. Nora stand daneben und fuhr sich mit den Fingern durch den Bubikopf, während Brad den Hebel bediente. Er musste sich Mühe geben, genau wie Milo.
»Ooh«, sagte sie. »Mein großer starker Ma -hann.«
»Ich hab was sehr Starkes für dich, Baby.«
»Ich hab was Weiches und Süßes für dich, Baby.«
Der Deckel öffnete sich mit einem Ploppen. Brad zog eine kleine Taschenlampe heraus und richtete sie auf die Öffnung. »Du hattest recht. Da gefällt er mir.«
»Ein angemessenes Willkommen«, sagte Nora. »Poch, poch, poch.«
»Er hat immer gern rumgehangen.«
Nora lachte.
Brad lachte.
Sie ging zu ihm und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. »Ist das eine Atomrakete in deiner Hose, oder bist du nur froh, mich zu sehen?«
Eine grauenhafte Mae-West-Imitation.
Brad küsste sie und fasste sie an und schaltete die Taschenlampe aus.
»Holen wir dein Zeug da raus. Ich bin sicher, du bist das Maulwurfsleben leid.«
»Ich bin bereit«, sagte sie. »Aber es hat Spaß gemacht.«
Brad setzte sich auf den Rand des Eingangs. Als er gerade hinabsteigen wollte, stürzte Milo sich auf ihn, nahm ihn in den Würgegriff, riss ihn nach hinten und warf ihn auf den Rücken. Drehte ihn genauso schnell auf den Bauch, verdrehte ihm die Arme hinter dem Rücken und legte ihm Handschellen an.
Nora wehrte sich nicht, als ich sie packte und ihre Arme nach hinten riss.
Milos Knie bohrte sich mitten in Brads Rücken. Brad keuchte. »Kriege keine Luft.«
»Wenn Sie reden können, kriegen Sie Luft.«
Ich spürte, wie Nora sich anspannte, und war bereit, als sie versuchte, sich loszureißen. Die Arme waren weich, nicht viel Muskeltonus, und ihre Handgelenke waren so schmal, dass ich beide mit einer Hand umfassen konnte. Trotzdem benutzte ich zwei und zog ihre Arme so hart an, dass sich ihr Oberkörper nach hinten bog.
»Sie tun mir weh .«
»Lassen Sie sie in Ruhe«, sagte Brad.
»Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte Nora.
»Familiäre Zusammengehörigkeit«, sagte Milo. »Wie rührend.«
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, erwiderte Nora. »Er ist nicht wirklich mein Bruder.«
»Was ist er dann?«
Sie lachte. Kein schönes Geräusch.
Brad sagte: »Warten Sie ab, bis Sie von unserem Anwalt hören.«
»Wie lautet der Vorwurf?«, fragte Milo. »Taxidermus interruptus?«
Die beiden hielten den Mund.
43
Wir brachten sie in die Scheune. Brad schaute Nora immer wieder an. Sie erwiderte den Blick nicht.
»Halt sie fest, Alex«, sagte Milo, während er Brad auf dem
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