Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Weg in der Mitte vor sich herschob.
Er entschied sich für den’59er Caddy und verstaute Brad auf dem Beifahrersitz.
»Sieh dir das mal an, ein nachträglich eingebauter Sicherheitsgurt.« Die Schärpe war über Brads Unterleib gezogen worden. Die Haut in seinem Nacken war so weiß geworden wie seine Haare. Er sah aus wie eine Marmorskulptur.
Nora richtete den Blick geradeaus. Ihre Handgelenke fühlten sich weich an, als hätten Knochen begonnen zu schmelzen. Sie roch nach französischem Parfum und Cannabis.
Milo überzeugte sich, dass Brad sich nicht befreien konnte, und schloss die Tür des Caddys. Als Metall gegen Metall schlug, spürte ich, wie ein Schock der Anspannung von Noras Schultern bis zu ihrer Hüfte verlief. Sie sagte nichts, aber sie atmete schneller.
Dann hob sie ihren rechten Fuß und versuchte, einen Pfennigabsatz in meinen Spann zu treiben.
Während ich ihr auswich, begann sie sich zu winden und zu spucken. Vermutlich tat ich ihr weh, als ich sie festzuhalten versuchte, denn sie schrie auf. Aber vielleicht war das auch nur Theater.
Milo kam mit schnellen Schritten herüber und nahm sie mir ab. »Sieh mal auf der Werkbank nach, ob du passende Fesseln für unsere Trichterfreundin hier finden kannst.«
»Brad hat mich vergewaltigt«, sagte Nora Dowd. »Es war nicht einvernehmlich.«
»Das ist redundant«, sagte Milo.
»Was?«
»Nicht einvernehmliche Vergewaltigung.«
In den vom Dope geröteten Augen stand Verwirrung.
Milo sagte: »Das ist vielleicht ein Kunstwerk, das da unten an der Tür hängt.«
Nora begann, ohne Tränen zu schluchzen. »Dylan! Ich hab ihn so sehr geliebt, dann wurde Brad eifersüchtig und hat diese schreckliche Tat begangen! Ich hab versucht, ihn davon abzuhalten, das müssen Sie mir glauben !«
»Wie haben Sie versucht, ihn davon abzuhalten?«
»Indem ich vernünftig mit ihm geredet habe.«
»Eine intellektuelle Debatte?«, fragte Milo. »Die Vorzüge von organischem Kapok gegenüber Polystyrol-Schaum?«
Nora jammerte. »Oh, mein Gott ! Das ist schrecklich !«
Immer noch mit trockenen Augen. Eine Zwiebel wäre hilfreich gewesen.
Sie schniefte. Schaute zu Milo hoch.
Er sagte: »Ihre Aufführung wird wegen schlechter Kritiken abgesetzt.«
In einer Schublade der Werkbank fand ich eine Rolle Isolierband und zwei Rollen starkes, weißes Seil. Milo sagte: »Mach du das.«
Er hielt Noras Arme hinter ihrem Rücken fest, und sie hatte zu weinen aufgehört und zu fluchen begonnen. Sie schimpfte lauter, als ich ihr die Handgelenke zusammenband, und versuchte, ihren Kopf in Milos Arm zu rammen. Als er es geschafft hatte, sie auf die dem Caddy gegenüberliegende Seite der Scheune zu ziehen und auf den Beifahrersitz eines weißen’55er Thunderbird zu setzen, war sie verstummt.
Er sagte: »Was für ein Riesenspaß, wenn Milo ihn verdirbt«, und schnallte sie ebenfalls fest.
Wir beide standen da. Keuchend. Sein Gesicht war schweißbedeckt, und ich spürte, wie die Tropfen an der Seite meines Kopfs hinunterrannen. Meine Rippen taten weh. Mein Nacken fühlte sich an, als hätte ich es mit einer stumpfen Guillotine zu tun bekommen.
Milo benutzte sein Handy.
Die Sirenen begannen als entferntes Stöhnen und wuchsen an zu nuklearen Posaunenklängen.
Ich war vollauf damit beschäftigt, an nichts zu denken, und der Lärm war süße Musik in meinen Ohren.
Acht Streifenwagen vom Büro des Sheriffs, ein stroboskopisches Fest von Blinklichtern.
Milo hielt ihnen sofort sein Abzeichen entgegen.
Ein sonnenverbrannter Sergeant mit zusammengekniffenen Augen und in körperbewusstem Hellbraun stieg aus dem ersten Wagen.
»LAPD«, sagte Milo.
»Haltet eure Hände so, dass ich sie sehen kann.«
Mehrere Waffen waren auf uns gerichtet. Wir entsprachen seinem Wunsch. Der Sergeant kam mit jener Mischung aus Angst und Aggression auf uns zugestapft, die Cops an den Tag legen, wenn sie mit Ungewissheit konfrontiert sind. Sein Schnurrbart war orangefarben und borstig und so groß, dass Kolibris darin hätten nisten können. M. Pedersohn stand auf seinem Namensschild. Angespannte Halsmuskeln. Eine nähere Inspektion von Milos Abzeichen machte die Atmosphäre nicht wärmer.
Sommersprossige Hände klatschten auf hellbraune Hüften. »Okay … weshalb sind Sie hier hochgefahren?«
»Im Zusammenhang mit einem Fall«, sagte Milo. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen -«
»Die Frau in der Zentrale sprach von einer Leiche«, sagte Pedersohn.
»Das ist teilweise korrekt«,
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