Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
wie zum Teufel soll er ein anständiges Begräbnis bekommen? Ich bin dort gewesen, bei Ihrem Gerichtsmediziner. Sie wollten ihn mir nicht zeigen, haben mir diesen ganzen Scheiß erzählt, es wäre nicht wie im Fernsehen, ich müsste ihn mir nicht ansehen. Ich hab sie gezwungen, ihn mir zu zeigen.«
Spatenförmige Hände formten ein zittriges Oval in der Luft. »Dieses Scheiß ding . Sie hatten es nur aus dem Grund, weil eine Frau damit arbeitete, irgendein wissenschaftliches Scheißprojekt, sie macht Löcher da rein und holt die …«
Im nächsten Moment verlor er die Selbstbeherrschung. Blass und schwitzend presste er sich in seinem Sitz nach hinten und schnappte nach Luft, als hätte er einen überraschenden Hieb in den Magen bekommen.
Milo sagte: »Mr. Giacomo?«
Giacomo kniff die Augen zu und winkte ab.
Als die junge Bardame die Getränke brachte, schluchzte er immer noch, und sie war so verständig, in die andere Richtung zu sehen.
»Tut mir leid, dass ich mich wie eine Tunte aufführe.«
»Nicht nötig«, sagte Milo.
»Na, mir tut’s aber leid, verdammte Scheiße.« Giacomo rieb sich die Augen, fuhr sich mit dem Ärmel seines Jacketts über die Lider. Der Tweed hinterließ rote Spuren auf seinen Wangen. »Sie haben mir gesagt, ich müsste Formulare ausfüllen, um ihn mitnehmen zu können. Danach mache ich, dass ich hier wegkomme.«
Er starrte sein Bier an, als wäre es eine Urinprobe. Trank trotzdem davon.
»Ich hab Ihnen was zu sagen: Die paar Male, wenn Tori anrief, hat ihre Mutter sie gelöchert - ob sie irgendwelche Rollen bekäme, genug schliefe, einen Freund hätte. Ich hab versucht, Arlene zu sagen, sie soll ihr nicht auf den Wecker gehen. Darauf sie: ›Ich mache das, weil mir was an ihr liegt .‹ Soll heißen, mir liegt nichts an ihr.« Giacomo nahm noch einen Schluck Bier. »Und jetzt sagt sie mir auf einmal, dass Tori vielleicht einen Freund gehabt hat. Woher sie das weiß? Tori hat es ihr nicht gesagt, aber sie hat es auch nicht abgestritten.«
»Gibt es irgendwelche Details?«
Giacomo verzog die Lippen. »Mutterinstinkt.« Er ließ sein Glas kreisen. »Der Laden stinkt. Der von Ihrem Gerichtsmediziner. Riecht wie Müll, den man einen Monat hat stehen lassen. Können Sie irgendetwas damit anfangen, was ich Ihnen gerade gesagt habe?«
»Nicht ohne irgendwelche Anhaltspunkte.«
»Hab ich mir gedacht - ich will Ihnen nicht auf die Nerven fallen, aber was mir bevorsteht, wenn ich nach Hause komme, ist kein Zuckerschlecken. Verhandlungen mit der Kirche, wer weiß, was der Papst von Schädelbestattungen hält - meine Schwester wird mit dem Monsignore reden, mal sehen.«
Milo nippte an seiner Cola light.
»Ich sage mir immer wieder«, fuhr Lou Giacomo fort, »dass Tori an einem besseren Ort ist. Falls ich mich davon nicht überzeugen kann, könnte ich genauso gut...«
»Kann mir Ihre Frau möglicherweise mehr sagen, wenn ich sie anrufe?«, fragte Milo.
Giacomo schüttelte den Kopf. »Aber tun Sie, was Sie nicht lassen können. Sie hat Tori immer gelöchert - isst du auch genug, machst du deine Gymnastik, wie sehen deine Zähne aus. Sie hat nie kapiert , dass Tori endlich erwachsen werden wollte. Gibt es Ihrer Ansicht nach also eine Verbindung zwischen Tori und diesem anderen Mädchen?«
Milo kam die Lüge glatt über die Lippen. »Das kann ich nicht sagen, Mr. Giacomo.«
»Aber Sie sagen nicht, dass es nicht so ist.«
»Zu diesem Zeitpunkt ist noch alles offen.«
»Soll heißen, Sie haben keinen blassen Schimmer.«
»Das ist eine ziemlich genaue Einschätzung.«
Giacomos Lächeln war gequält. »Sie werden wahrscheinlich sauer sein, aber ich habe etwas unternommen.«
»Und was?«
»Ich bin dorthin gegangen. Zu Toris Apartment. Hab an alle Türen geklopft und gefragt, ob sich jemand an Tori erinnert oder irgendeinen Typen hat rumhängen sehen. Was für eine Bruchbude. Hauptsächlich wohnen dort Mexikaner, alle schauen mich verwirrt an, mich spreschen keine Englisch. Sie könnten sich mit den Vermietern in Verbindung setzen und sie auffordern, die entsprechenden Unterlagen rauszusuchen.«
»Weil Sie es schon versucht haben und man es Ihnen abgeschlagen hat?«
»Hey -«
Milo unterbrach ihn. »Machen Sie sich keine Sorgen, erzählen Sie mir nur, was sie gesagt haben.«
»Sie haben gar nichts gesagt.« Giacomo reichte ihm ein Stück Papier. Briefpapier vom Holiday Inn. Ein Name und eine 323er Nummer.
Milo sagte: »Home-Rite Management.«
Giacomo sagte: »Ein Haufen
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