Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Obst und grünes Laub, qualitativ hochwertige Arbeit, vielleicht von Tiffany.
Nur wenig natürliches Licht fiel herein. Das Haus war düster, still und kleiner, als es von der Straße aus den Anschein hatte; ein bescheidenes Foyer lag mitten vor zwei Räumen im vorderen Bereich. Was einmal das Esszimmer gewesen war, war mit alten, übermäßig gepolsterten Sesseln aus Ramschläden, Sitzsäcken aus Vinyl, aufgerollten Futons und Gummi-Gymnastikmatten eingerichtet. Durch eine offene Tür konnte man einen Blick in eine weiße Küche erhaschen.
An der Rückseite des ehemaligen Wohnzimmers war eine Bühne errichtet worden. Eine stümperhafte Sperrholzkonstruktion auf unbehandelten Fichtenbalken, die durch den Kontrast zu der präzisen Schreinerarbeit und den glänzenden Oberflächen überall sonst umso primitiver wirkte. Drei Reihen Klappstühle für das Publikum. An die Außenwand waren Fotos geklebt, viele davon schwarz-weiß. Sie sahen aus wie Standfotos aus alten Filmen.
Brad Dowd sagte: »Alles sieht aus wie immer.« Sein Blick wanderte zu einer offenen Tür rechts von der Bühne. »Haben Sie hinten nachgesehen?«
Milo nickte. »Jep, aber tun Sie sich keinen Zwang an.«
Dowd ging hinein, und ich folgte ihm. Ein kurzer, dunkler Flur führte zu zwei kleinen Räumen mit einem alten Klo zwischen ihnen. Ehemalige Schlafzimmer, die unterhalb der Stuhlleiste mit einem perlenverzierten Paneel versehen und darüber erbsengrün gestrichen waren. Ein Zimmer war leer, das andere beherbergte zusätzliche Klappstühle und war mit weiteren Standfotos aus Filmen dekoriert. Beide Schränke waren leer.
Brad Dowd bewegte sich rasch hinein und wieder heraus. Die Unbekümmertheit des alternden Surfers, die mir in seinem Haus aufgefallen war, hatte der Nervosität eines Kampfhahns Platz gemacht.
Nichts rüttelt einen so schnell wach wie die Familie.
Er ging. Ich blieb noch ein bisschen und schaute mir die Fotos an. Mae West, Harold Lloyd, John Barrymore. Doris Day und James Cagney in Tyrannische Liebe . Veronica Lake und Alan Ladd in Die blaue Dahlie . Voight und Hoffman in Midnight Cowboy . Schwarz-weiße Gesichter, die ich nicht erkannte. Ein Bereich war Jugendlichen gewidmet. Die Lennon Sisters. Drei Mädchen und drei Jungen. Die Partridge-Family. Die Cowsills. Ein Quartett grinsender Kids in ausgestellten Hosen, das auf den Namen Kolor Krew hörte.
Ich ging in den vorderen Raum zurück. Milo und Brad Dowd saßen auf der Bühnenkante. Dowds Kopf war gesenkt. Milo sagte gerade: »Sie können uns helfen, indem Sie sich zu erinnern versuchen, wo Ihre Schwester hinfährt, wenn Sie auf Reisen ist.«
»Sie würde das Ding nicht in der Garage stehen lassen und einfach irgendwo hinfahren.«
»Nur zur Sicherheit, Mr. Dowd.«
»Auf Reisen … okay, sie fliegt jedes Jahr nach Paris. Später im Jahr, Mitte April. Sie übernachtet im Crillon, kostet ein Vermögen. Manchmal fährt sie weiter in den Süden, mietet ein kleines Château. Sie bleibt nie länger als einen Monat fort.«
»Sonst irgendwohin?«
»Früher ist sie überallhin gefahren - England, Italien, Deutschland -, aber Frankreich ist das einzige Land, das sie wirklich mag. Sie spricht Highschool-Französisch und hatte nie eines dieser Probleme, von denen man hört.«
»Und hier in den Staaten?«
»Sie ist ein paarmal in einem Wellnesshotel in Mexiko gewesen«, sagte Dowd. »Unten in Tecate. Ich glaube, sie fährt auch zu einem Hotel in Ojai. Oder in Santa Barbara, irgendwo in der Gegend. Sie mag diese ganze Wellnessgeschichte - meinen Sie, das könnte es sein? Sie wollte sich nur verwöhnen lassen, und ich mache mir ganz umsonst Sorgen? Zum Teufel, vielleicht hat Meserve irgendwie die Kombination rausgekriegt und die Schrottkarre hier deponiert, und Nora weiß nichts davon und lässt sich eine Fangopackung machen oder so.«
Er trommelte mit den Fingern auf den Knien. »Ich hänge mich ans Telefon und rufe jedes verdammte Wellnesshotel im ganzen Bundesstaat an.«
»Das machen wir schon, Sir.«
»Ich will irgendwas tun.«
»Helfen Sie mir, indem Sie zurückdenken«, sagte Milo. »Hat Nora in letzter Zeit irgendetwas von einer Reise erwähnt?«
»Absolut nicht.« Brad sprang auf. »Ich werde nachsehen, was Billy macht, und dann fahre ich zu Noras Haus, Lieutenant. Sie mag es nicht, wenn ich meinen Schlüssel benutze, aber wenn sie nun hingefallen ist und Hilfe braucht?«
»Wann haben Sie sie das letzte Mal mit Meserve gesehen?«, fragte Milo.
»Nachdem Meserve diese
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