Bluthunde
hatte. D-YY 8998. Dem war sein Praktikant natürlich gefolgt. Und dann hatte der kleine Idiot keine Kollegen zur Unterstützung hinzugezogen, sondern hatte wissen wollen, wo der Jeep hinfuhr.
»Und exakt hier ist er ausgestiegen.« Jay Kay stoppte sein Taxi auf der Morper Straße, Ecke Heyestraße und beugte sich zu Struller rüber. »Der fremde Jeep hat gleich um die Ecke angehalten, dein Kollege ist hinterher geschlichen. Der Taxifahrer ist weitergefahren.«
Struller stieg aus. »Dann wollen wir mal sehen.«
Struller trat an die Straßenecke und sah sich um, Jay Kay war ihm gefolgt. »Was jetzt, Boss?«
Struller zuckte mit den Achseln. »Wo können die Kerle hin sein? Allzu weit weg werden sie nicht gegangen sein. Um diese Uhrzeit, mitten in der Nacht, kann man hier in Gerresheim mit einem Fahrzeug ohne Probleme bis vor jede Tür fahren.«
»Es gibt ein paar schlechte Zockerkneipen hier in der Ecke, Boss«, schlug Jay Kay vor.
»Zocker«, murmelte Struller zweifelnd.
Dann trat er zügig auf die Straße. Keine Zocker. Struller spürte, wie sein Pulsschlag Tempo aufnahm. Keine Zocker! Schnell hatte er die Fahrbahn überquert und den Gehweg auf der anderen Seite erreicht.
»Was is, Boss?«
Zielstrebig trat Struller an eine abgegriffene, rot gestrichene Außentür heran. »Hier sind wir richtig!«
»Hier?«, fragte Jay Kay.
»Der Gerresheimer Bunker. Hat in der jüngeren Vergangenheit ein paar zwielichtige Besitzer gehabt, diente früher unter anderem als Proberaum für Bands und als Partyhucke. Und weißt du was, mein Sportsfreund, wo wir es möglicherweise jetzt mit Gaunern aus der Hundekampfszene zu tun haben, könnte ich mir den Betonklotz hier sehr gut als Hundekampfarena vorstellen.«
Jay Kay runzelte die Stirn.
Struller beugte sich über die Tür. »Einfaches Schloss. Hast du einen Schraubendreher im Auto?«
»Willst du das Schloss aufbrechen?«, fragte der Taxifahrer.
»Ich bin Polizist. Bei Polizisten nennt man
aufbrechen öffnen
!«
Jay Kay machte sich ohne weiteren Kommentar auf den Weg und kehrte nach wenigen Sekunden mit einem mächtigen Dreher zurück.
»Brauchst du den zum Zündkerzenrausschrauben?«
»Damit steche ich immer die Kunden ab, die nicht zahlen können, bevor ich sie im Grafenberger Wald verscharre.«
Struller grinste schräg, wurde aber sofort wieder ernst. Gut, er würde jetzt diese Tür aufhebeln, aber dann? Was würde er vorfinden? Wen würde er antreffen? Jensen? Und wenn ja, in welchem Zustand? Das konnte jetzt sehr, sehr böse werden, er musste auf alles gefasst sein. Aber es gab keinen Grund, den Moment hinauszuzögern. Nichts würde durch Abwarten besser werden. Im Gegenteil, er brauchte Gewissheit!
»Bist du dir überhaupt sicher? Ich meine, es gibt hier im Umkreis noch mehr Türen und Tore.«
Struller leckte sich die Lippen und setzte ohne zu antworten den Dreher an. Ja, er war sicher, der Bunker war ideal. Hier passte alles. Er konnte Jay Kay nicht alles brühwarm erläutern, aber hier passte … alles. Zwei Ecken weiter befand man sich schon auf der Nachtigallstraße. Dort hatte das Sofa gestanden, in dem der tote Rempe versteckt worden war. Sie waren sich einig, dass Rempe unweit von dort getötet worden war. Unweit, nämlich genau hier in diesem Bau.
Dann hatte Lurchi Lambertz den neumodischen Eventcharakter der Hundekämpfe betont. Was war cooler, als ein Hundekampf in einem ehemaligen Betonbunker? Ein Betonbunker, der zudem alle Geräusche, allen Lärm schlucken würde. Wie es die Diskothek über der Parkhalle auch getan hatte. Struller mochte falsch liegen, aber er glaubte es nicht!
Mit einem kräftigen Ruck stemmte er sein ganzes Körpergewicht auf den Hebel. Mit einem Knack sprang die Tür auf.
Jay Kay strich sich durch die Schneise in seiner Frisur. »Uns kann hier jeder sehen.«
»Kerl, uns
darf
hier auch jeder sehen. Komm mit!«
Hintereinander schlichen beide ins Gebäude. Es roch muffig, es war dunkel, aber Struller war vorbereitet. Er zog eine kleine Taschenlampe aus dem Gürtel und knipste sie an.
»Gut, Boss«, lobte Jay Kay, der doch auffallend blass geworden war.
Gemeinsam standen sie im Treppenhaus und lauschten. Nichts war zu hören. Vorsichtig stiegen sie Stufe für Stufe die Betontreppe hoch und erreichten eine massive Stahltür. Ein
Fortuna-F
hatte jemand weiß und zackig draufgeschmiert.
»Der Riegel liegt offen umgeklappt«, stellte Struller fest. »Kann bedeuten, dass jemand zu Hause ist.«
»Zu Hause? Wer wohnt denn
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