Bluthunde
Seitenstraße stand. Dann erklärte er seinem Kollegen, was er vorhatte.
Eine gute Stunde später platzte Strullers kleines Büro aus allen Nähten. Jensen und Struller besetzten die Computer, die meisten anderen lugten ihnen über die Schultern. Hengstmann nieste.
»Gesundheit«, quittierten die anderen sieben Männer im Raum.
»Danke«, quetschte Hengstmann hervor und wischte sich mit einem weißen Stofftaschentuch über die Nase.
Struller tippte auf den Monitor vor sich. »Das ist er! Der ganz außen links. Ich wusste, dass ich die Visage schon einmal gesehen habe.«
Alle guckten. Und nickten.
»Zweifellos«, bestätigte auch Jensen. »Dann ist der Festgenommene aus dem Bunker in der Mordnacht auf Oliver Graminskis Party gewesen, gleich neben dem 4004. Das ist ein Hammer! Glaub´s mir oder nicht, aber ich hatte genau so eine Ahnung und vor, mir das Video vom Graminski noch mal anzusehen. Du hattest gesagt, dass er Gäste aus ganz Europa auf seinem Boot gehabt hat, und da fielen mir Van den Borghs Russen ein. So schließt sich der Kreis.«
Hengstmann beugte sich über den Bildschirm, kniff die Augen zusammen und tippte auf die Frau daneben. »Die Frau mit der halboffenen Bluse, ist das nicht die …?«
»Ja, ist sie«, grinste Struller.
Hengstmann holte geräuschvoll Luft. »Dann müssen wir doppelt aufpassen, dass wir alles richtig machen!«
»Die Party war nicht unprominent besetzt«, räumte Struller ein und wollte keinesfalls ausschließen, dass regelmäßige Dschungelcamp- und Assi-TV-Gucker womöglich noch weitere C-, D- und F-Sternchen würden ausmachen können.
»Ich hab auch noch was«, meldete sich Jensen und zückte sein Handy. »Das Foto habe ich an dem Abend mit Lena gemacht …«
»Seid ihr da nackt?«, fragte Altschloß.
Jensen ging nicht auf die Bemerkung ein und zeigte Struller das Display.
»Ein heller Holzsarg, mit rotem Stoff ausgelegt. Gut. Der Tod. Mit dem Thema kann man sich gar nicht früh genug auseinandersetzen«, philosophierte Struller.
Jensen verdrehte die Augen. »Die Vampirfrau links daneben. Achte mal auf die Eckzähne. Diese spitzen Stangen. Das ist keine Krone oder eine Schiene, sondern man kann sich die Zähne so feilen lassen. Und Doc Stich sagte doch, dass wir zwar Hundeblut in der Parkhalle und an Rempes Leiche Hundekratzspuren haben, aber die Bisse wären so keinem Hund zuzuordnen. Hätte der Hund aber geschliffene Zähne, dann würde es sehr wohl ganz genau passen.«
Struller verstand. »Dann suchen wir also einen Hund mit angefeilten Eckzähnen. Okay. Wofür so ein Date dann doch nützlich ist.«
»Männer, alles geritzt!«, riss plötzlich der Leiter der Pressestelle die Bürotür auf und ließ sich schnaufend in einen freien Stuhl fallen.
»Klasse!«
»Sehr gute Arbeit, Kollege«, lobte Hengstmann.
»Sie machen alle mit. Die Artikel schaffen es noch ganz normal in die morgige – ich korrigiere mich, es ist gleich drei Uhr – in die heutige Ausgabe. Das wird der Text sein: Die Kriminalpolizei bittet dringend um Ihre Unterstützung. In den späten Abendstunden des gestrigen Tages wurde in Düsseldorf, Ortsteil Wersten, von Zivilkräften ein Jeep angehalten. Weil sich bei einer ersten Überprüfung herausstellte, dass die Eigentumsverhältnisse des hochwertigen Fahrzeugs unklar waren, kontrollierten die Personen Fahrer und Fahrzeug genauer. Der Fahrer versuchte dann, sich der Überprüfung durch Flucht zu entziehen, wurde aber nach kurzer Verfolgung gestellt. Auf dem Rücksitz des besagten Fahrzeugs entdeckten die Beamten eine männliche Leiche, die offensichtlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Die Personalien dieser Person sind der Polizei bekannt, werden aus ermittlungstechnischen Gründen aber zurückgehalten. Der Fahrer des Jeeps verweigert jede Aussage, wurde vorläufig festgenommen und befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft. Die Polizei bittet: Wer kennt diese Person? Wo hat sie sich aufgehalten? Ist jemandem das Fahrzeug aufgefallen?«
Struller nickte. »Klingt gut.«
»Dazu bringen alle Zeitungen ein Foto des … unbekannten Mannes und des Fahrzeugs.«
»Und das soll funktionieren?«, fragte Hengstmann, immer noch skeptisch.
»Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert«, erklärte Struller. »Die Spuren vom Tatort laufen uns nicht weg. Die restliche Bande wird annehmen, dass Thomas Gerda wie geplant tot ist. Das Verschwinden ihres Komplizen wird durch die Festnahme erklärt. Er macht keine Angaben, das ist glaubwürdig
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