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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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für dein Aquarium.« Ich wusste, meine Mutter meinte das ernst. Das war ihre letzte Warnung.
    Während sie den Brief formulierte und ich die Worte niederschrieb, ohne ihre Bedeutung zu begreifen, versuchte ich,
nicht zu weinen. King Kong! Hannibal! Meine allerschönsten Fische. Sie waren immer für mich da gewesen, hatten ruhig ihre Runden gedreht. In einer vollkommenen Welt, in der alle Werte stimmten und in der sie jeden Tag genau zur selben Zeit gefüttert wurden.
    »So«, hörte ich den Soziotherapeut mit der Brille sagen. Er betrat den Raum, gefolgt von dem Wachmann. Meine Mutter hatte mir befohlen, den Brief zu unterschreiben.
    Ich schrieb meinen Namen unter den Brief, mit Buchstaben eines Menschen, der innerlich ganz klein ist.
    Der Soziotherapeut mit der Brille hustete und warf einen vielsagenden Blick auf die toten Fische, die auf dem Tisch lagen. Schnell wickelte sie meine Mutter wieder in das Küchenpapier und verstaute sie in der Brotdose.
    »Sind Sie fertig, Mevrouw Boelens?«, fragte der Soziotherapeut mit der Brille.
    »Natürlich.« Die Stimme meiner Mutter klang völlig normal. Sie griff nach dem Notizblock und riss das oberste Blatt ab. »Das kann in die Post.«
    Ich öffnete den Mund, ein Brüllen kam heraus. Ich schlug mit den Händen auf den Tisch. »Nein! Nein! Nein!«
    »Geben Sie ihm was zur Beruhigung«, sagte meine Mutter. Sie stand auf und legte mir die Hand auf die Schulter. »Das ist das Beste für dich, glaub mir. In ein paar Tagen hast du dein Aquarium, und der Rest ist vergessen.«
    Sie marschierte hinaus, den Soziotherapeuten mit der Brille im Schlepptau.
    Der Wachmann ließ mich noch eine Weile brüllen. Irgendwann klopfte er mir auf die Schulter. »Es wird Zeit, aufzuhören.«
    Es gelang mir nicht, auch nicht, als ich tat, was ich in meiner
Therapie gelernt hatte. Ich atmete tief durch die Nase ein und danach durch den Mund aus. So holte ich einige Male Luft, zitternd und unregelmäßig. Eine Weile ging es gut, aber danach begann ich wieder zu schreien und mit den Fäusten auf den Tisch zu hauen.
    »Hör jetzt auf!« Der Wachmann schüttelte mich. »Hör jetzt endlich auf, verdammt noch mal!«
    Ich nickte und versuchte wirklich aufzuhören, aber ich war einfach außer mir und völlig durcheinander.
    Der Wachmann schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich war nicht darauf vorbereitet. Mein Kopf flog nach hinten, und ich berührte die Stelle, wo er mich getroffen hatte. »So«, sagte er. »Jetzt können wir wieder auf dein Zimmer.«

53
    »Ich versteh das nicht«, sagte ich zu Mo. Er kam zu mir und nahm kurz meine Hand. Es war nett, dass er sofort gekommen war, nachdem ich angerufen hatte. Obwohl es komisch war, ihn plötzlich auf meinem vollgekrümelten Sofa zu sehen.
    »Tja.«
    »Ist irgendwas passiert? Auf der Station? Beim Psychiater?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Er hatte sich gerade erst gefreut, dass er auf eine andere Station verlegt wird.«
    »Was ist das für eine Station?«
    »Autisten. Sie werden sehen, das ist viel angenehmer für ihn. Die dortigen Bewohner sind eher ruhig und in sich gekehrt. Außerdem bekommt er sein Aquarium zurück.«
    »Wie schön für ihn! Könnte es damit zu tun haben? Vielleicht will er jetzt nicht mehr freigelassen werden, wo er seine Fische endlich wieder hat.«
    »Gut möglich. Aber deswegen muss er doch den Kontakt zu Ihnen nicht abbrechen?«
    Ich las den Brief, den mir Ray geschickt hatte, noch einmal und verstand nach wie vor kein Wort. Er hatte die ganze Zeit über behauptet, unschuldig zu sein. Und auf einmal enthielt dieses DIN-A-4-Blatt ein Mordgeständnis, und ich erfuhr, dass er den Kontakt zu mir abbrechen wollte. »Glauben Sie, ich habe etwas falsch gemacht?«
    »Natürlich nicht. Sie haben genau das Richtige getan. Ich
fand es echt gekonnt, wie Sie mit ihm geredet haben. Er hat sich so bemüht, eine Beziehung zu Ihnen aufzubauen und Ihre Fragen zu beantworten, auch wenn es ihm schwerfiel. Sie sind die Einzige, die sich in all den Monaten um ihn gekümmert hat. Das vergisst er nicht so schnell.«
    »Ich habe versagt.« Das klang dramatischer als beabsichtigt, zu allem Überfluss schossen mir Tränen in die Augen. Das fehlte gerade noch, dass ich in Mos Beisein weinte.
    Man sah, dass er Erfahrung im Umgang mit emotional reagierenden Menschen hatte. Er schüttelte den Kopf. »Natürlich haben Sie nicht versagt. Ich habe Ihnen gerade gesagt, wie gut Sie mit Ray umgegangen sind, und dann sagen Sie so etwas. Warum?«
    Ich seufzte

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