Blutige Asche Roman
gehörten seit jeher zu den wichtigsten Mandanten von Bartels & Peters. Hatte meine Mutter Twan van Benschop gebeten,
mir eine Stelle bei Bartels & Peters zu besorgen? Noch dazu eine ideale Stelle für eine alleinerziehende Mutter. Beinahe um die Ecke und Teilzeit. Im Nachhinein war die Art und Weise, wie ich sie bekommen hatte, fast zu schön, um wahr zu sein. Bevor ich Aron bekam, sprachen mich regelmäßig Headhunter oder konkurrierende Kanzleien an. Doch als ich schwanger war, wurde es verdächtig still.
Meine Mutter hatte mir mehrmals nahegelegt, mich nach einer anderen Stelle umzusehen. Ich hatte halbherzig ein paar Nachforschungen angestellt, aber keine einzige Anwaltskanzlei wartete auf eine junge Mutter, die Teilzeit arbeiten wollte. Doch kurz bevor ich in Mutterschaftsurlaub ging, rief Lode an. Er suchte ausgerechnet eine Teilzeitanwältin. Ich war viel zu froh und erleichtert, um überrascht zu sein. Anwaltskollegen reagierten beinahe neidisch. »Du wirst Teilzeit in einer Kanzlei arbeiten? Unglaublich.«
Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir. Dass mir diese Stelle angeboten wurde, war bestimmt kein Zufall gewesen. Martha hatte so eine Bemerkung gemacht. Lode schien meine Mutter vage zu kennen, und van Benschop hatte wie ein gebissener Hund reagiert, als er meinen Namen hörte. Doch woher kannte meine Mutter Twan van Benschop, lautete die große Frage. Und warum besaß sie eine solche Macht über ihn?
Die zwei Stunden, die Bienie mit Aron verbracht hatte, waren ohne größere Probleme vergangen. Er war noch ein wenig wach gewesen, und sie hatte ihm Dicksaft gegeben. Ich war angenehm überrascht.
»Ich kann mir die Wahrheit nur zusammenreimen«, sagte ich, nachdem ich Bienie von meinem Abstecher ins Haus meiner
Mutter berichtet hatte. »Die Frage lautet natürlich: Wie gut kennt ihn meine Mutter? So langsam habe ich den Verdacht …«
»… dass Twan van Benschop Rays Vater ist.«
»Das klingt unglaublich, aber es sieht ganz danach aus. Was weißt du über diesen Twan? Du hast doch recherchiert zu … wie hast du sie gleich wieder genannt? Deine ›zukünftige Schwiegerfamilie‹?«
Bienie drückte die Hände gegen ihre Schläfen - so könne sie besser denken, sagte sie immer - und schloss die Augen. »Twan van Benschop …«, murmelte sie mehrmals. »Zunächst einmal heißt Twan gar nicht van Benschop.«
»Wie bitte?«
»Er hieß anders, so was wie Bloemenveld, Papageienpisse oder sonst was, völlig egal. Auf jeden Fall hat er den Namen seiner Frau angenommen, als er heiratete.«
»Wow. Ich nehme an, es gab gute Gründe dafür?«
»Was dachtest du denn? Papa van Benschop, der alte Herr von Barbara und Lillian, bestand darauf, dass sein Schwiegersohn seinen Nachnamen annahm, wenn er den Familienbetrieb übernehmen wollte.«
»Verstehe …«
»Jetzt fällt mir der Rest auch wieder ein«, sagte Bienie und nahm die Hände von ihren Schläfen. »Twan hat bei van Benschop gearbeitet und wurde Barb mehr oder weniger vom Herrn Papa vorgestellt.«
»Wahre Liebe.«
»Wahre Liebe«, bestätigte sie.
»Wer kann bei so einer Mitgift wie der Reederei van Benschop schon Nein sagen?«
»Ich nicht.«
»Meine Mutter war Sekretärin. Vielleicht bei den van Benschops. So hätte sie Twan van Benschop kennenlernen können.«
»Aber was willst du jetzt machen? Deine Mutter darauf ansprechen? Twan anrufen?«
»Vielleicht sogar beides.«
»Weißt du, was ich wirklich komisch finde?«, fragte Bienie. »Wenn Twan Rays Vater ist, dann ist Ray Pissing Peters Neffe.«
Ich fasste mir an den Kopf und stöhnte.
»Mach dir keine Sorgen, es sind keine Blutsverwandten«, beruhigte mich Bienie anschließend.
Am nächsten Morgen um halb zehn bekam ich eine Sekretärin an den Apparat. »Herr van Benschop ist nur noch dienstags und mittwochs im Haus. Am besten, Sie rufen nächste Woche noch mal an.«
»Es ist wirklich dringend«, sagte ich. »Vielleicht können Sie ihm ausrichten, dass ihn Iris Kastelein von der Kanzlei Bartels & Peters in einer wichtigen Angelegenheit sprechen will.«
»Ich habe es notiert, aber ich kann Ihnen nichts versprechen. Herr van Benschop tut, was er für richtig hält.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Twan van Benschop rief noch am selben Tag zurück. Unser Gespräch war kurz. Noch bevor ich ihm mein Anliegen erklären konnte, sagte er: »Mischen Sie sich da nicht ein.«
»Wovon reden Sie?«
»Sie wissen verdammt gut, wovon ich rede. Wenn Sie ein
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