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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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hinterlassen.« Meine Mutter lief in den Flur und öffnete die Tür. »Oh Gott, man kann
Fußspuren sehen, die von ihrem Haus zu deinem führen. Oh Gott.« In der Küche wickelte sie Zeitungen um das, was sie in die Spüle geworfen hatte.
    »Warum bist du nicht auf der Arbeit geblieben? Du hättest heute auf der Arbeit bleiben müssen. Meine Güte, Ray.« Sie hatte Tränen in den Augen. Sie nahm das Paket aus der Spüle und ging damit in den Flur. Ich folgte ihr und sah, wie sie es in den Plastiksack tat.
    »Tut mir leid, aber ich kann nicht länger bleiben. Ich …« Es kam selten vor, dass meiner Mutter die Worte fehlten.
    »Du hättest nicht hier sein dürfen.« Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt kann ich nichts mehr für dich tun.« Sie nahm den Plastiksack und lief damit quer durchs Wohnzimmer zur Gartentür. »Ich muss gehen. Tut mir leid, aber ich habe mir das anders vorgestellt.«
    Bevor sie ging, sagte sie streng: »Egal, was man dich fragt: Du hast mich heute nicht gesehen.«
    Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als mich vors Aquarium zu setzen und nach den Fischen zu rufen, bis ich mich wieder beruhigte.
     
    Jetzt, wo ich die Fische in meiner Zelle hatte, musste ich ihre Namen nicht mehr endlos aufsagen. Ich war schon ruhig. Mir konnte nichts mehr passieren. Endlich war ich in Sicherheit.
    Ich schloss die Augen und lauschte auf das monotone Geräusch der Pumpe. In der Koningin Wilhelminastraat hatte das Aquarium unten gestanden, und ich hörte es nicht, wenn ich im Bett lag. Es war schön, das Aquarium jetzt keine zwei Meter von meinem Bett entfernt zu haben, so dass wir uns immer sehen konnten, meine Fische und ich. Ich mochte die
Geräusche der technischen Installation. Ich mochte das metallische Licht, das schwach aus dem Aquarium drang.
    Tageslicht, hatte mir van de Akker einst gesagt. Die Aquariumlampen ahmten das Tageslicht nach, das an einem sonnigen Tag fünf Meter unter dem Meeresspiegel herrscht. Es gefiel mir wesentlich besser als das normale Licht, und ich beschloss, die Vorhänge nie mehr aufzuziehen.

55
    Es wurde mir fast zur Gewohnheit, beim Bungalow in Buitenveldert nicht mehr zu klingeln. Der einzige Unterschied zu meinem vorherigen Besuch bestand darin, dass jetzt helllichter Tag war. Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Gleich darauf hörte ich, wie meine Mutter rief: »Wer ist da?« Die Verunsicherung in ihrer Stimme gefiel mir.
    Ich lief durch den Flur ins Wohnzimmer. Dort fand ich meine Mutter auf dem Sofa vor. Neben ihr lag eine Zeitung, in der sie anscheinend gerade gelesen hatte. Sie starrte mich überrascht an.
    »Das ist schon ärgerlich, wenn Leute einfach so dein Haus betreten, was, Mam?«, sagte ich. »Das jagt einem einen schönen Schreck ein, wenn man hört, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wird, während man ganz allein zu Hause ist und niemanden erwartet. Oder sind dir solche Gefühle fremd? Hast du überhaupt Gefühle?«
    »Meine Güte, Iris.« Meine Mutter legte in einer dramatischen Geste die Hand aufs Herz. »Ich habe mich zu Tode erschreckt. Was fällt dir ein, hier einfach so reinzuschneien? Du weißt, dass du klingeln sollst.«
    »Ich weiß auch so einiges mehr.«
    »Wie bitte? Fängst du schon wieder damit an? Du musst damit aufhören, verstanden? Jetzt ist wirklich Schluss mit dem Unsinn. Musst du nicht arbeiten?«

     
    Aus der Küche kam ein Geräusch, als würde etwas beiseite geschoben. Ich blieb stehen und lauschte. Alles war still, ich hatte mich wohl geirrt. Mein Blick fiel auf den leeren Fleck im Wohnzimmer, wo das Aquarium all die Jahre gestanden hatte. Man konnte seine Umrisse noch genau erkennen, die Wand musste neu gestrichen werden. »Schön, dass Ray sein Aquarium wiederhat, findest du nicht, Mama?«
    Meine Mutter antwortete nicht.
    »Sehr großzügig von dir, dass du es hergegeben hast. Ich weiß ja, wie verrückt du nach den Fischen warst. Vor allem nach den toten.« Ich setzte mich auf den Sessel, der meiner Mutter gegenüberstand, und schlug die Beine übereinander. »Ich frage mich, unter welchem Vorwand du die Leute in Utrecht dazu bekommen hast, sie dir zu schicken. Was hast du ihnen erzählt? Dass du sie hinten im Garten begraben willst, in einem hübschen Sarg mit Blumen drauf?«
    »Wovon redest du überhaupt?« Meine Mutter griff wieder nach der Zeitung, die neben ihr lag.
    »Oder hast du die Wahrheit gesagt? Hast du gesagt, dass du sie brauchtest, um deinen Sohn zu erpressen? Kein Wunder, dass du sie

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