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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Stuhl.
    Aron fing an zu brüllen. Ich bereute sofort, dass ich ihm nicht einfach seinen Willen gelassen hatte. Aber ich musste konsequent sein. Hat man erst einmal etwas angeordnet, muss man sich auch durchsetzen. Es gab keinen Erziehungsratgeber, der das nicht nachdrücklich betonte.
    »Du bleibst sitzen, verstanden? Du bleibst sitzen, bis der Teller leer ist.« Es war nicht einfach, sich über Arons Gebrüll hinweg verständlich zu machen. Hätte ich doch nur eine Fernbedienung gehabt, um ihn auszuschalten!
    Ich ging zum Kühlschrank und nahm das Papierbündel heraus, in dem sich King Kong befand.
    »Bitte sehr«, sagte ich laut genug, um Arons Geschrei zu übertönen. »Das ist er.«

    Er setzte seine Lesebrille auf und schlug das Papiertuch auseinander.
    »Bitte entschuldigen Sie den Krach«, sagte ich beschämt.
    »Das macht doch nichts«, gab er in derselben Lautstärke zurück. Aber ich sah, dass er rote Flecken am Hals bekam. Er schien keine besonders hohe Lärmtoleranz zu haben - nicht umsonst arbeitete er mit Fischen.
    Das Telefon läutete erneut, noch mehr Krach. Ich ging dran und warf den Hörer sofort wieder auf die Gabel. Arons Gebrüll hatte sich in der Zwischenzeit sogar noch gesteigert. Ich ging zu ihm. Obwohl ich ihn am liebsten angeschrien hätte, versuchte ich so bestimmt und streng wie möglich zu sagen: »Du musst jetzt wirklich damit aufhören. Ansonsten kommst du auf dein Zimmer und bekommst King Kong überhaupt nicht mehr zu sehen, verstanden? Aufhören!«
    Er sah durch mich hindurch und schrie einfach weiter. Wie eine Maschine.
    Ich packte seinen Arm, zugegebenermaßen ziemlich grob. »Hör sofort auf! Hör um Himmels willen damit auf!«
    Er hatte immer noch diesen glasigen Blick, ohne eine Spur von Angst oder Respekt. Das machte mich erst recht wütend.
    »Gut. Geh auf dein Zimmer!« Ich hob ihn aus seinem Stuhl. Er begann wild mit den Armen zu fuchteln. Erst warf er seinen Teller mit dem Essen vom Tisch, danach ging er auf mich los.
    »Entschuldigen Sie«, rief ich van de Akker zu. »Ich bin gleich wieder da!«
    Aron trat mich, bis ich blaue Flecken an den Hüften bekam, und biss mich in meine rechte Schulter. Aber ich ließ nicht locker, schubste ihn in sein Zimmer und knallte die Tür hinter
ihm zu. Leider hatte meine Mutter dafür keinen Schlüssel, sonst hätte ich bestimmt abgeschlossen. Ich hörte, wie er mit Sachen um sich warf.
    Ich machte die Tür auf. »Stopp! Hör auf! Lass das bitte in Ruhe!« Wir hatten mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr in der Lage war, mich zu beherrschen. Hysterisch schrie ich mein Kind an, wo doch Meneer van de Akker extra aus Amersfoort hergekommen war.
    Ich knallte die Tür erneut zu und hörte wie Arons Tobsuchtsanfall unvermindert weiterging: Es wurde Papier zerrissen, getrommelt und gekreischt, so als befände sich ein Pavian im Zimmer. Ich riss mich zusammen und ging zurück ins Wohnzimmer.
    »So«, sagte ich zu van de Akker, der so nett war, den Vorfall zu ignorieren. Arons Gebrüll war nach wie vor zu hören, aber wir konnten uns jetzt in normaler Lautstärke unterhalten. Ich zwang mich, nicht vor lauter Wut und Scham zu weinen, und fragte: »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Es könnte sich um eine bakterielle Infektion handeln. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern eine Wasserprobe nehmen und diesen hier« - er wies mit dem Kinn auf King Kong -»ins Labor einschicken.«
    »Gut«, sagte ich. »Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee.«
    Das Gebrüll hörte abrupt auf, so als hätte endlich jemand den Ausschaltknopf gefunden. Ich merkte, dass sich auch meine Atmung beruhigte.
    »Also gut.«
    »Noch mal zu R. Boelens«, sagte ich. »Wer ist das, und was ist mit ihm passiert?«

    »Ja, wissen Sie das denn nicht?« Van de Akker setzte seine Lesebrille ab und sah mich forschend an.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er zögerte. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das erzählen darf. Ich, äh …«
    »Warum nicht?«
    »Es tut mir leid«, sagte er mit resoluter Stimme. »Ich kann Ihnen nichts dazu sagen.«
    »Ich versteh das nicht. Anscheinend ist der Mann ein Verwandter. Mein Sohn sieht ihm ähnlich, sagten sie soeben.«
    »Ich schlage vor, Sie besprechen das mit Ihrer Mutter.« Er fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. »Wegen des Aquariums: Sie sollten mindestens fünfundzwanzig Prozent des Wassers austauschen und das übrige Wasser kurz durchfiltern. Ich rufe Sie an, sobald die

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