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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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mich besuchten, sprach fast ausschließlich Margreet. Pierre sagte nichts, er sah mich nicht einmal an. Ich selbst sagte auch nicht viel. Ich glaube, dass wir alle drei froh waren, dass Margreet die Stille füllte, indem sie vom Bauernmarkt in Grasse erzählte.
    Über Rosita wurde nicht gesprochen. Über den Mutterteig auch nicht.

     
    »Kommt meine Mutter?« Sie war noch nie in der Hopperklinik gewesen, obwohl Dr. Römermann gesagt hatte, er wolle sie bald zu einem Gespräch einladen. Aber nach Dr. Römermann wurde es auch langsam Zeit, dass ich mir eingestand, was ich getan hatte. Ich hatte schließlich nicht nichts getan. Außerdem war es eher unwahrscheinlich, dass meine Mutter kam, daran hatte sie früher keinen Zweifel gelassen.
    »Nein. Es wird dich eine andere Dame besuchen.« Mo sah in einer Liste nach. »Iris Kastelein.«
    »Oh. Wer ist das?«
    »Kennst du sie nicht?«
    »Nein.«
    »Komisch. Sie sagt, sie sei mit dir verwandt.«
     
    Beim Mittagessen setzte sich Henk neben mich. Er war mir in den letzten Tagen aus dem Weg gegangen, keine Ahnung, warum, aber ich hatte auch nicht das Bedürfnis nachzufragen.
    Heute gab es Kroketten. Sie lagen in einer Schüssel am anderen Ende des Tisches, aber ihr Duft kam bis zu mir. Ich hatte Lust auf eine Krokette.
    »Du und ich, wir sind doch Kumpel, stimmt’s, Ray?«
    Die Schüssel kam näher, aber nicht nahe genug, dass ich mir eine hätte nehmen können.
    »Das stimmt doch, oder? Ich bin schließlich der Einzige, mit dem du redest. Der Einzige, nach dem du dich umdrehst.« Henk wandte sich ab und rief: »Reicht uns mal die Kroketten!«
    Ein Neuer namens Jamal warf ihm eine Krokette zu. Die Schüssel blieb, wo sie war.
    »Jamal. Ich versteh ja, dass du dich erst noch an die Regeln
hier gewöhnen musst. Aber eine davon lautet, dass wir nicht mit Essen werfen«, sagte der Soziotherapeut mit der Brille, dessen Namen ich mir einfach nicht merken konnte.
    »Ungehöriges Verhalten während der Mahlzeiten wird mit zwei Tagen Stubenarrest bestraft, das wissen wir bereits«, sagte Henk. Bei dem Soziotherapeuten mit der Brille traute er sich was. Ich hatte gehört, dass er manchmal Hasch einschmuggelte. Für zwanzig Euro pro Gramm konnte man welches kaufen. Und die Qualität sei ausgezeichnet, hatte mein Ex-Zellengenosse zu Rembrandt gesagt.
    Henk redete weiter, aber ich war abgelenkt. Wegen der Kroketten, die einen komplizierten Weg um den Tisch nahmen, aber nie in meiner Nähe landeten. Aber auch wegen der Neuigkeit, dass ich heute weiblichen Besuch bekäme. Ich wusste nicht recht, ob das gute oder schlechte Neuigkeiten waren. Meine einzige Verwandte war meine Mutter. Und die hieß nicht Iris Kastelein.
    »Hörst du mir überhaupt noch zu?« Henk atmete mir direkt ins Gesicht. Kroketten, vermischt mit Zware Shag .
    Ich nickte.
    »Ich fände es nur logisch, wenn du mich daran beteiligst. Jetzt, wo wir Kumpel sind und so. Kapiert?«
    »Ja, ja«, sagte ich schnell.
    »Das Beste ist …« Henk schwieg, weil ihn der Soziotherapeut nachdrücklich ansah. »Sag, willst du auch eine Krokette?«
    »Gern.«
    »He, Deepak, du Depp, gibst du uns jetzt endlich auch mal die Kroketten?«
    Henk hielt mir die Schüssel hin. Es war nur noch eine Krokette übrig. Sie war ein bisschen geplatzt, etwas Braungraues
klebte daran. Ich nahm sie und biss hinein. Sie schmeckte gut. Ich mochte die knusprige Kruste, die warme weiche Füllung, die gekochte Fleischstückchen enthielt.
    »Seht nur, wie der Kerl auf Kroketten abfährt«, rief mein ehemaliger Zellengenosse. »Na, Reetje, schmeckt’s?«
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte der Soziotherapeut mit der Brille.
    »Sie kommen mich holen«, sagte Richard. »Da bin ich mir sicher.«
    »Müsst ihr dem nicht ein paar Pillen mehr geben?«, fragte mein ehemaliger Zellengenosse.
    Das fanden alle wahnsinnig komisch.
     
    Sie hatten mich an den Besuchertisch gesetzt, als die Frau, die Iris Kastelein hieß, hereinkam. Mo folgte ihr und setzte sich auf einen Hocker an der Tür neben dem Wachmann. Er nickte mir zu. »Alles in Ordnung, Ray?«
    Iris Kastelein war eine junge, schöne Frau. Eine von denen, die am Samstagmorgen extra aus dem Villenviertel zur Bäckerei kamen, um sich für vier Croissants und zwei pains aux chocolats anzustellen.
    »Witzig«, war das Erste, was sie sagte.
    Sie war kaum durch die Tür gekommen, und schon lachte sie mich aus. Ich erwiderte nichts darauf und zwang mich, meine Hände ruhig zu halten.
    »Mein Sohn sieht dir wirklich

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