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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Aber ich weiß, dass ich es mit der Angst bekam.
     
    »Der sitzt vorerst in der Isolierzelle.« Henk kam auf mich zu. »Und schon ist unsere Connection verschwunden.«
    Ich sagte nichts dazu. Warum sollte es Rembrandt auf mich abgesehen haben, so wie es alle immer nur auf mich abgesehen hatten? Mir fiel kein triftiger Grund ein. Hatte ich die Warnsignale mal wieder übersehen?
    In der Dwingelerheide hatte ich mit dem Psychiater darüber gesprochen. Der hatte mir Karten mit Gesichtern gezeigt. Dann musste ich sagen, ob die Menschen darauf wütend oder ängstlich waren. Später kamen dann noch erstaunt, erleichtert, sarkastisch und ungläubig dazu. Die letzten drei
waren schwer. Ich konnte so etwas immer noch nicht gut, und sicher war ich mir eigentlich nie. Ich bin nicht der Typ, der jemanden fragt: »Stimmt es, dass du jetzt so etwas wie Abscheu empfindest?«
    Mo zupfte seinen Kragen zurecht, und Janneke hatte Tränen in den Augen. Sie war traurig, das war leicht zu erkennen. Alle standen dumm rum. Und jetzt? Sollten wir weitermachen wie vorher?
    »Jeder geht auf sein Zimmer«, sagte Mo. »Wir beruhigen uns ein bisschen.«
    Wir gingen auf unsere Zimmer. Niemand riss mehr Witze. Es gab auch keinen Protest. Ein Summen ertönte, und die Türen fielen ins Schloss. Ich stand in meiner kahlen Zelle und dachte daran, wie schön es wäre, wenn die Fische hier wären.
    »Hallo, Reetje«, hörte ich meinen Zellengenossen rufen. »Jetzt wären sie doch beinahe über deinen Schatz hergefallen.«
    Ich ging in meine Nasszelle, setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel und hielt mir die Ohren zu. »Saturn, Maria, Hannibal, François, Margje, Peanut, Venus und Rosine. Und King Kong natürlich. Wir dürfen King Kong nie vergessen.«

17
    Kim de Boers Anwalt hatte uns einen Vorschlag gemacht. Van Benschop sollte die DVD aus dem Handel nehmen, sechs Monatsgehälter zahlen, weil Kim de Boer so lange arbeitsunfähig gewesen war, plus sechstausend Euro Schmerzensgeld. Die Kosten für ihren Anwalt sollte er auch noch übernehmen. Wir sprachen also insgesamt über einen Betrag von um die zwanzigtausend Euro.
    Der Vorschlag kam per Kurier. Aron saß in einem aufblasbaren Planschbecken mit nur wenig Wasser und spielte mit Plastikwalen. Ich hatte mir den Vorschlag auf einem Gartenstuhl in der Sonne durchgelesen. »Ich geh mal kurz rein, einverstanden?«, sagte ich zu Aron. »Mama muss telefonieren.«
    Er reagierte kaum, weil er schon wieder in ein neues Spiel vertieft war, bei dem er ganze Passagen aus Findet Nemo zitierte.
    Ich hatte mir ein Handtuch umgewickelt, setzte mich an den Schreibtisch meiner Mutter und rief Peter van Benschop an.
    Er war alles andere als begeistert. »Ich habe sie bereits bezahlt. Ich habe ihr genau das bezahlt, was wir im Vorfeld besprochen hatten. Sie hat unterschrieben, sie hat sich während der Aufnahmen nichts anmerken lassen …«
    »Vielleicht, weil sie unter Schock stand?« Ich bereute meine Bemerkung sofort und sah aus dem Fenster. Aron spielte ungerührt
weiter. Er schien nicht mitbekommen zu haben, dass ich ins Haus gegangen war.
    »Sehr witzig«, sagte van Benschop pikiert.
    »Bitte nehmen Sie mir das nicht übel. Lassen wir diese sarkastische Bemerkung außen vor. Ich würde sagen …«
    »Was nützt mir eine Anwältin, die mich die ganze Zeit verurteilt?«
    »Ich verurteile Sie nicht.«
    »Oh doch.«
    »Weil ich einen Witz gemacht habe?«
    »Das war kein Witz. Sie haben das selbst als ›sarkastische Bemerkung‹ bezeichnet.«
    Ich seufzte und sah wieder aus dem Fenster. Mittlerweile warf Aron die Wale hoch in die Luft, damit sie mit einem Riesenplatsch wieder im Becken landeten. Das Wetter war viel zu schön für so eine Unterhaltung. »Zurück zu Ihrem Fall. Ich konnte mir einen guten Eindruck vom Zustand verschaffen, in dem sich Mejuffrouw de Boer während der Aufnahmen befand. Und nein, das war keine sarkastische Bemerkung.« In dem Film hatte sie anfangs noch fröhlich gewirkt. Kichernd, in Hotpants und einem durchsichtigen T-Shirt hatte sie auf einem braunen Ledersofa gesessen. Keine drei Minuten später sah man die Angst und den Ekel in ihrem Gesicht. Gegen Ende des Films wirkte sie nur noch apathisch. Es hatte mich einige Mühe gekostet, den Film bis zum Schluss anzuschauen. »Können Sie mir sagen, wie es ihr nach dem Dreh ging? Ist sie sofort nach Hause gegangen?«
    »Sie hat geduscht, eine Cola getrunken …«
    »Gemeinsam mit Ihnen?«
    »Geduscht?« Er gab mir unmissverständlich zu

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