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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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halte es für wichtig, dass sie auch hört, was gestern passiert ist.«
    Ich fragte mich, was ihre Anwesenheit zu bedeuten hatte, und räusperte mich. »Gut. Ich werde mich nicht entschuldigen, aber mir ist klar, dass ich gestern sehr emotional reagiert habe.«
    Er saß hinter seinem imposanten Schreibtisch. Die Sitzfläche seines Sessels war einige Zentimeter höher als die des Besucherstuhls, so dass Lode einen stets überragte.
    »Emotional ist noch untertrieben. Ich würde es eher manisch nennen.«
    »Lode …«, sagte Martha strafend, allerdings bestimmt nicht, um mir zu helfen.
    »Dein Benehmen war vollkommen inakzeptabel«, fuhr Lode fort. »Völlig unverhältnismäßig. Würden die van Benschops nicht schon seit Jahren gute Beziehungen zu dieser Kanzlei pflegen, würde ich es sogar als katastrophal bezeichnen.«
    Ich wartete auf die Abmahnung.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Hände lagen ausgestreckt auf seinem Schreibtisch. »Ich frage mich, ob du Beruf und Privatleben angemessen auseinanderhalten kannst.
Damit meine ich nicht nur deine persönlichen Vorlieben, die du dir während der Arbeit deutlich anmerken lässt. Sondern auch, dass du aus privaten Gründen öfter mal wegbleibst.«
    Ohnmächtige Wut überkam mich. Als ich sprach, klang meine Stimme schriller als beabsichtigt. »Es ist ja nicht so, dass es mir Spaß macht, wenn ich mal wieder wegen meines Sohnes wegmuss. Wenn das ein Problem für dich ist …«
    »Ich sage das nicht aus egoistischen Gründen«, unterbrach er mich. »Ich sage das auch in deinem Interesse. Du bist dreiunddreißig, die Welt müsste dir zu Füßen liegen. Stattdessen sehe ich, wie du dich die ganze Zeit abmühst. Du hast wahnsinnige Ringe unter den Augen, weißt du das?«
    »Was willst du damit sagen? Dass ich von nun an meinen Touche Eclat bei dir absetzen darf?«
    » Touche was?«
    » Touche Eclat «, sagte Martha vom Fenster aus.
    »Was bitte?«
    »Vergiss es«, sagte ich.
    »Ich überlege, dir eine Abmahnung zu geben.«
    Jetzt war es heraus. »Sagtest du, ›ich überlege‹?«
    »Genau das mag ich so an ihr«, sagte Lode zu Martha. »Das Schlagfertige. Das erinnert mich an dich, als du noch jung warst.« Er war der Einzige, der darüber lachen musste.
    Ich konnte mich täuschen, aber der Blick, mit dem mich Martha ansah, bekundete so etwas wie Solidarität.
    »Nun gut, Iris. Du hast richtig gehört. Ich sagte, ›ich überlege‹. Jetzt liegt es an dir, dass meine Überlegungen in die richtige Richtung gelenkt werden.«
    Ich nickte. Noch war ich nicht entlassen.
    »Und wo ihr gerade beide da seid: Können wir noch kurz über das Wiederaufnahmeverfahren reden?«

    »Der aus der Psychiatrie«, sagte Martha.
    »Der Fall ist interessant«, sagte ich. »Ein Mann wurde wegen Mordes an seiner Nachbarin und dem Nachbarskind verurteilt. Weil man eine Entwicklungsstörung bei ihm festgestellt hat, muss er auch in die Psychiatrie. Aber er schwört, dass er unschuldig ist.«
    »Seit Kees B. denken wir natürlich, dass alle unschuldig im Gefängnis sitzen«, sagte Lode. »So können wir bei einem Mandanten noch mehr Stunden abrechnen.«
    »Genau«, sagte ich, ohne es zu meinen.
    »Sehr gut, Mädchen. Schön, dass du selbst Fälle an Land ziehst. Du weißt, dass du zum Partner aufsteigen kannst, wenn du genügend eigene Mandanten hast. Vorausgesetzt, du bekommst deine privaten Probleme in den Griff. Wie weit bist du?«
    »Nicht sehr weit. Ich habe die offiziellen Akten noch nicht, aber bereits eine Mappe mit Zeitungsausschnitten.«
    »Lass dich nicht von den Medien beeinflussen«, sagte Martha, die uns erneut den Rücken zugewandt hatte. Was es da draußen so Interessantes zu sehen gab, war mir ein Rätsel.
    »Keine Sorge.«
    »Warum hast du eigentlich die Akten noch nicht? Und wurde die Prozesskostenbeihilfe bereits bewilligt?«, fragte Lode.
    »Nein. Aber das kann nur noch wenige Tage dauern.«
    »Bleib dran. Tu, was du tun musst. Ein guter Anwalt beißt sich fest und lässt nicht mehr los.«
    Ich nickte brav. Vielleicht war es ohnehin an der Zeit, sich nach einem neuen Job umzusehen.
    »Einrücken, Marsch!«

     
    Ich rief die Hopperklinik an und verlangte Mo, um einen weiteren Besuch zu vereinbaren. Aber Mo erzählte mir, dass Ray in einer Isolierzelle säße und momentan keinen Besuch empfangen dürfte.
    »In einer Isolierzelle? Warum denn das?«, fragte ich.
    Eine kurze Pause entstand. »Nach Ihrem Besuch neulich wurden Drogen auf seinem Zimmer gefunden.«
    »Wie

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