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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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»Setz dich zu mir.«
    Ich tat, was sie verlangte. Was blieb mir anderes übrig?
    Sie seufzte. »Ray, was du da mit Victors Jaguar gemacht hast, ist wirklich schlimm.«
    Ich hielt den Mund. War sie jetzt böse? Warum hatte sie dann die Kerzen angezündet?
    »Ein großer Fehler, aber auch unglaublich lieb.« Sie fing an zu lachen. »Und außerdem wahnsinnig komisch.«
    Ich fiel in ihr Lachen mit ein, es war unmöglich, das nicht zu tun.
    Sie nahm meine Hand und drückte sie. Sie hatte eine sehr warme Hand. Eine warme, weiche Hand. Mein Pimmel reagierte sofort, ohne dass ich etwas dagegen machen konnte. Ich wollte, dass sie ihn anfasste, mit dieser warmen, weichen Hand. Aber gleichzeitig fürchtete ich mich davor.

    »Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass es mir leidtut, was ich über … na ja, du weißt schon, gesagt habe. Ich hatte nicht vor, dich zu kränken. Ich finde dich toll. Das weißt du doch?«
    Inzwischen stand er mir. Ich wollte nicht, dass sie mich wieder auslachte, und schlug ein Bein über das andere.
    »Was zappelst du denn so? Oh Gott, vergiss es.« Sie stand auf und zog ihren Minirock zurecht. »Aber Anna will unbedingt einen Fisch mit dir kaufen gehen. Sie spricht von nichts anderem mehr.«
    Ich räusperte mich. »Morgen. Dann kaufen wir den Fisch.«
    Rosita gab mir einen Kuss auf die Wange. »Super.« Sie blies die Kerzen aus und zog den Vorhang wieder auf. »Du kannst von Glück sagen, dass dich Victor nicht anzeigt. Er kann natürlich unmöglich erklären, was sein Auto in dieser Straße zu suchen hatte.« Sie kicherte, verließ mit wiegenden Hüften mein Wohnzimmer und ließ mich auf dem Sofa zurück. Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, und betrachtete den Rauch, der von den gelöschten Kerzen nach oben stieg.
     
    Rosita und Anna warteten schon auf mich, als ich am nächsten Tag von der Bäckerei nach Hause kam. Sie hatten sich feingemacht. Rosita trug einen Rock und die dunkelblaue Jacke, die wir neulich für sie gekauft hatten. »Ich fühle mich wie eine Prinzessin«, hatte sie beim Anprobieren gesagt. Natürlich hatte ich bezahlt, obwohl mein Erspartes inzwischen fast aufgebraucht war.
    »Ray!« Anna riss die Ärmchen hoch und rannte auf mich zu.
    Einen Moment lang überlegte ich, ob sie wirklich mich meinte. Sie blieb vor mir stehen, die Ärmchen immer noch
ausgestreckt. »Hallo«, sagte ich. »Wie geht es dir?« Ich gab ihr das Tütchen mit der Madeleine. Aber anstatt sie sofort aufzumachen, sah sie unverwandt zu mir auf.
    »Nimm sie auf den Arm«, sagte Rosita. »Siehst du nicht, dass sie das will?«
    Ich bückte mich und nahm das kleine Mädchen unter den Achseln. Vorsichtig hob ich es hoch. Es war das erste Mal, dass ich so etwas tat. Anna schlang die Arme um meinen Nacken und gab mir einen Kuss auf die Wange. Das fühlte sich gut an. Aber auch komisch.
    »Du wirst ja ganz rot!«, sagte Rosita. »Bist du süß.«
    Wir gingen zur Bushaltestelle. Anna sprach viel über den Fisch, den ich ihr schenken würde.
    »Weißt du schon, welchen du willst?«, fragte ich. »Einen Anemonenfisch, einen Schleimfisch, einen Zwergkaiser, einen Doktorfisch …«
    »Ich will einen Blauen«, sagte sie.
     
    Wir kamen mit einem majestätischen Doktorfisch nach Hause. Van de Akker hatte ihn gerade aus der Karibik bekommen. Ein Prachtexemplar, das reinste Juwel. »King Kong«, nannte ihn Anna.
    Gemeinsam trugen wir den Kauf im Logbuch ein. Ich legte meine Hand auf die ihre und half ihr mit den Buchstaben. Die Wörter »King Kong« nahmen allerdings vier Zeilen ein, doch das störte mich nicht.
    Als sie gingen, sagte Rosita an der Tür: »Man könnte meinen, wir wären eine kleine Familie: Du, ich und Anna.«
    Ich sah zu Boden, weil ich es nicht wagte, sie anzusehen. »Danke für alles. Du bist ein wirklich netter Mann.«
    Sie packte mein Kinn, hob es und küsste mich auf den
Mund. Ihre Lippen waren weich und klebrig von dem roten Lippenstift. Was hatte das zu bedeuten? Bedeutete dieser Kuss, dass sie mich liebte? Wollte sie mich heiraten? Oder war es normal, jemanden zu küssen, den man für einen »wirklich netten Mann« hielt? Und was war jetzt mit Annas Vater? Außerdem: Durften wir uns eigentlich küssen, obwohl Anna dabei war?
    Sie löste sich von mir und sah mich lachend an. Ich traute mich nicht, ihren Blick zu erwidern.
    »Bis morgen, Ray.«
    Sie lief mit Anna über meinen Gartenweg, machte zehn Schritte nach rechts und betrat dann ihren eigenen Gartenweg. Ich hörte nicht auf, ihnen

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