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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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»Tragen Sie ihn oft?«
    »Ich habe ihn gar nicht erst abgeholt.«
    »Warum nicht?«
    Lennon nahm einen weiteren Zug aus der Zigarette und verzog wegen des heißen Teers im Hals das Gesicht. »Keine Lust«, sagte er. »Jetzt erzählen Sie mal von gestern Abend.«
    Toner berichtete Lennon, dass er zu seiner erbärmlichen Wohnung zurückgelaufen war und, als er gerade auf dem Weg zur Haustür war, in einem alten Mercedes Kombi einen Mann gesehen hatte, der sich Wasser ins Gesicht spritzte. Da hatte er es einfach gewusst.
    »Was gewusst?«, fragte Lennon.
    »Dass er gekommen war, um mich zu töten«, sagte Toner und sah plötzlich noch kleiner aus. »Ich bin wie der Teufel losgerannt. Rein ins Haus, die Treppe hoch, in meine Wohnung und hinten über die Feuerleiter wieder nach unten. Ich habe nur noch gedacht, mein Gott, wenn hinterm Haus auch noch einer herumlungert, bin ich im Arsch. Aber da war keiner. Es gab nur den einen Kerl.«
    »Wer war er?«, fragte Lennon.
    »Weiß ich nicht«, antwortete Toner.
    »Haben Sie ihn zu Gesicht bekommen?«
    Toner schüttelte den Kopf.
    »Was glauben Sie, wer ihn geschickt hat?«
    Toner seufzte. Seine Augen wurden glasig und feucht. »Ich erzähle Ihnen das jetzt, weil ich es einfach jemandem sagen muss, bevor ich vollkommen verrückt werde. Seit Monaten nagt das jetzt schon an mir. Ich habe mir vor Angst fast in die Hosen gemacht.« Der Anwalt fing an zu winseln. »Ich kann nichts essen. Ich muss bis zur Bewusstlosigkeit trinken, damit ich überhaupt ein bisschen Schlaf finde. Und wenn ich morgens aufwache, muss ich mich als Erstes übergeben. Immer wieder versuche ich mir einzureden, dass die Sache erledigt ist, alles geregelt, alles unter den Teppich gekehrt. Aber eigentlich wusste ich es. Ich wusste, dass jemand auf mich angesetzt werden würde. Und dann habe ich von der Sache mit Kevin Mallory gehört. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit. Ich wusste, die würden mich nicht in Ruhe lassen.«
    »Wer ist die ?«, fragte Lennon.
    »Die?« Toner lachte kurz und schrill auf und brach dann abrupt ab. »Die, das sind einfach alle. Die Cops, die Briten, die irische Regierung, die Partei, der verdammte Bull O’Kane.«
    Lennon musterte Toner eindringlich und fragte sich, ob dervielleicht wirklich schon den Verstand verloren hatte. »Das sind ziemlich viele«, sagte er.
    »Geheime Absprachen«, zischte Toner aufgebracht. »Alle reden sie von geheimen Absprachen und dass die Cops, die Briten und die Loyalisten gemeinsame Sache gemacht haben. Wenn man die Leute so hört, könnte man glatt meinen, dass die Loyalisten nicht mal alleine scheißen konnten, ohne dass der MI5 oder die Special Branch ihnen den Arsch abwischte.«
    Lennon lachte. »Hören Sie, ich weiß über die Loyalisten Bescheid. Jeder weiß …«
    »Jeder weiß alles, aber keiner sagt was. Geheime Absprachen gab es auf allen Ebenen und in alle Richtungen. Zwischen den Briten und den Loyalisten, zwischen der irischen Regierung und den Republikanern, zwischen den Republikanern und den Briten, zwischen den Loyalisten und den Republikanern.« Toner ging die Luft aus, und er bekam einen roten Kopf. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und hustete. »Auf allen Ebenen und in alle Richtungen. Wie weit das ging, werden wir nie erfahren. Die Loyalisten versorgten die Republikaner mit raubkopierten DVDs und Ecstasy-Pillen. Die Republikaner verkauften im großen Stil entfärbtes Agrar-Diesel und schwarzgebrannten Wodka an die Loyalisten. Die haben alle vom Hass profitiert und so getan, als würden sie für ihre Scheiß- Sache kämpfen, dabei haben sie sich in Wahrheit nur die ganze Zeit untereinander die Taschen vollgestopft. Und dann die ganzen Morde. Wie vielen unserer eigenen Leute haben wir nicht selbst eine Falle gestellt, damit die Loyalisten sie umlegen konnten! Wie vielen haben die Loyalisten eine Falle gestellt, damit wir sie erwischen! Wie oft bin ich nicht mit dem Taxi in irgendeinen Klub auf der Shankhill gefahren und hatte einen Umschlag mit einem Namen drin dabei! Und zwei Tage später wurde dann irgendein armes Schwein aus den Falls umgelegt.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, unterbrach Lennon. »Was hat das alles damit zu tun, dass Ihnen gestern Abend jemand ans Leder wollte?«
    »Paul McGinty«, sagte Toner. Er hob seine wächserne Hand und zählte an den Fingern ab. »Michael McKenna, Vincie Caffola, Pater Coulter und dieser Cop, der in meinem Wagen erschossen wurde.«
    Die Erwähnung von McKennas Namen

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