Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
ließ Lennon aufhorchen. Er roch Blut und nahm die Witterung auf. »Die Fehde. Ich habe die Ermittlungsakten gelesen. Der Haupttäter war irgendein Schotte. Ex-Soldat. Der hat den Priester erstochen. Letzten Endes ist er dann in der Nähe von Middletown selbst erschossen worden, zusammen mit McGinty.«
»Davy Campbell«, sagte Toner. »Der war ein Agent.«
»Ein Agent? Woher wissen Sie das?«
Toner drückte seine Zigarette auf der Tischplatte aus und sah Lennon scharf an. »Weil ich ihn selbst eingeschleust habe.«
Lennon spürte, wie die Hitze seiner eigenen Zigarette den Fingern immer näher kam. »Soll das etwa heißen …«
»Ja, ich war ein Spitzel. Ich habe dem MI5 Informationen über McGinty geliefert. Die haben sie dann an die Special Branch und die Fourteen Intelligence Company weitergeleitet und an alle anderen, denen sie sie geben wollten. Wie ich schon sagte, geheime Absprachen gibt es auf allen Ebenen und in alle Richtungen.«
»Na gut«, sagte Lennon. Er warf die Zigarette auf den Boden und drückte sie mit dem Absatz aus. »Also, dann erzählen Sie mir jetzt, was wirklich passiert ist.«
Toner stieß einen langen Seufzer aus, seine schmächtige Brust wurde noch schmächtiger. Er zog eine neue Zigarette aus dem Päckchen, ohne Lennon ebenfalls eine anzubieten, und fing an zu reden.
34
Auf dem Hotelparkplatz erkannte der Nomade den Audi des Cops wieder. »Scheiße«, murmelte er.
Er kurvte mit dem großen Mercedes so lange über die rechteckige, mit Schlaglöchern übersäte Teerfläche, bis er einen Stellplatz hinter einem Lieferwagen gefunden hatte. Vom Audi aus war er jetzt nicht zu sehen, er konnte aber selbst die Ausfahrt des Parkplatzes im Auge behalten. Er würde mitbekommen, wann der Cop das Hotel verließ, dann reingehen und sich Toner schnappen. Zimmer 203, hatte Orla gesagt.
Er öffnete das Seitenfenster ein paar Zentimeter. Es ging schon auf den späten Nachmittag zu. Eine kühle Brise wehte, die seinem brennenden Auge guttat. Er setzte sich anders hin, damit seine verletzte Schulter nicht gegen die Rückenlehne drückte.
Der Cop bereitete dem Nomaden Kopfschmerzen. Der Himmel mochte wissen, was dieser dämliche Hänfling von Toner dem da drinnen gerade erzählte. Hatte Toner ihn vielleicht sogar gestern Abend zu Gesicht bekommen? Konnte er dem Cop eine Beschreibung geben? Und wenn ja, würde der Cop dann darauf kommen, dass das genau der Mann war, den er ein paar Stunden zuvor in der Eglantine Avenue gesehen hatte?
Der Nomade fasste einen Entschluss. Egal, was Bull O’Kane davon hielt, er würde sich den Cop vorknöpfen, wenn die Sache erledigt war. Sobald er O’Kanes beschissenen Schlamassel beseitigthatte, würde er sich einen Spaß gönnen und dem Cop das Genick brechen.
Ja, genauso würde er es machen. Der Cop war zwar ein breitschultriger, kräftiger Kerl und er selbst eher schmal gebaut, aber wenn er ihn nur auf den Boden bekam und ihm ein Knie zwischen die breiten Schultern rammen konnte … genau, einmal richtig zupacken, ruckartig hochziehen und dabei drehen.
Der Nomade leckte sich mit der Zunge über die Oberlippe. Plötzlich musste er an Sofia denken, an ihren Geruch, ihre weichen Pobacken, den weichen Bauch. Plötzlich kniff seine Jeans, und er wechselte die Sitzposition. Das nahm ihm seine Schulter übel, und er zuckte zusammen. Das Zucken nahm ihm sein Auge übel, und er biss die Zähne zusammen.
Sofia. Mann, was für eine Stute! Er hatte schon einen Haufen Frauen gehabt, an manche erinnerte er sich noch, an die meisten aber nicht. Aber sie war die beste von allen. Noch nie hatte er bei irgendeiner so eine Hitze erlebt, eine kochende Hitze. Man verbrannte sich regelrecht die Haut, wenn man sie berührte, wenn man sein Gesicht zwischen ihrer Schulter und ihrem Hals vergrub und beide zusammen erbebten.
Der Nomade beschloss auf der Stelle, sich noch einen weiteren Spaß zu gönnen. Sobald er dem Cop das Genick gebrochen hatte, würde er Sofia ein Kind machen. Wenn er mit der Sache hier fertig war und alle, die getötet werden sollten, getötet worden waren, würde er zu Sofia zurückkehren, sie aufs Bett werfen und ihr verkünden, dass er ihr jetzt das Kind machte, das sie sich von ihrem toten Ehemann so ersehnt hatte. Sobald sie dann schwanger war, würde er sie nie mehr wiedersehen. Unsinn, sich auf diese Weise an eine Frau und ein Kind zu ketten. Er würde ihr einfach schenken, was sie sich wünschte, und danach musste sie selbst schauen, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher