Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
bereit sein und alles Erforderliche tun.«
    »Was für eine Entwicklung?«, fragte der Nomade.
    »Das werden Sie schon noch erfahren. Kümmern Sie sich jetzt erst mal um Patsy Toner, verdammt. Und um Ihnen ein bisschen das Leben zu erleichtern, verrate ich Ihnen sogar, wo Sie ihn finden können.«

33
    »Im Sydenham International«, sagte Patsy Toner.
    »Das am City Airport?«, fragte Lennon.
    »Genau«, bestätigte Toner.
    »Bin in einer halben Stunde da«, sagte Lennon.

    Dem Sydenham International Hotel war das Alter nicht gut bekommen. Es hatte nicht Schritt halten können mit den neuen Nobeladressen, die in den vergangenen Jahren überall in Belfast wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Und seit es in der Nähe des Flughafens inzwischen mehrere anständige Hotels gab, waren seine Tage eigentlich gezählt.
    Lennon betrat den schäbigen Eingangsbereich. Die Besitzer hatten alles versucht, den Laden noch aufzupeppen, waren aber gescheitert. Lennon spähte in die schummrige Bar und entdeckte in der düstersten Ecke Toner über ein Glas gebeugt. Lennon ließ sich Zeit. Sollte der Anwalt ruhig noch ein bisschen schmoren. Er besorgte sich an der Bar ein Glas Stella. Die Bardame, die für ihren zur Schau gestellten Bauchnabelring und die künstliche Bräune eigentlich schon ein wenig zu alt war, erwiderte sein Lächeln nicht.
    Er ging hinüber zu Toners Tisch. Der Anwalt hatte dunkle Ringe unter den Augen und roch irgendwie streng. »Was ist los?«, fragte Lennon.
    »Ich muss eine rauchen«, sagte Toner. Lennon folgte ihm durch eine Terrassentür in etwas, das ein Biergarten sein sollte: eine löchrige Teerfläche mit ein paar Picknicktischen, vereinzelten Sonnenschirmen und mit Sand gefüllten Eimern für Kippen.
    Toner stellte sein Glas auf einen Tisch und setzte sich an die daran festgeschraubte Bank. Er zog ein Päckchen Embassy Legal aus der Tasche und bot Lennon eine an. Lennon rauchte nur selten, selbst wenn er trank, aber jetzt nahm er sich eine, nur um den Anwalt auf seine Seite zu ziehen. Er setzte sich ihm gegenüber hin.
    Toner machte mit einem billigen Feuerzeug seine und Lennons Zigarette an. Rauch kräuselte zwischen ihnen hoch. Lennon fiel wieder Toners linke Hand auf, so wächsern und schmal, als hätte sie in einem Gips gesteckt und unter Muskelschwund gelitten.
    »Jemand hat gestern Abend versucht, mich zu töten«, begann der Anwalt.
    »Ich weiß«, erwiderte Lennon.
    »In meiner Wohnung«, fuhr Toner fort, seine Stimme und Hände zitterten. »Jemand hat versucht, mich zu erschießen.«
    »Ich weiß«, sagte Lennon wieder, aber diesmal war es eine Lüge. Nach allem, was Hewitt ihm erzählt hatte, hatte er zwar schon auf einen Mordversuch getippt, aber von einer Schießerei wusste er nichts.
    »Hat man schon jemals eine Waffe auf Sie gerichtet?«, fragte Toner. »Ist schon mal auf Sie geschossen worden?«
    »Ja«, sagte Lennon. »Ein paarmal. Aber das müssten Sie doch eigentlich wissen, nicht wahr, Patsy?«
    »Wie bitte?«
    Lennon inhalierte das Nikotin, und es zischte bis in sein Gehirn. »Ist schon Jahre her. Damals war ich erst ein paar Monate dabei, noch in der Probezeit.« Er stieß ein dünnes blaues Wölkchenaus und wünschte sich, Toner hätte eine stärkere Marke geraucht, Marlboro oder Camel. »Das war noch vor dem Waffenstillstand. Ich war im Stadtzentrum auf Streife, ganz in der Nähe der Royal Avenue. Da haben uns ein paar von Ihrer Sorte aufgelauert. Zwei von meinen Freunden sind gestorben. Ich habe eine Kugel in die Schulter abgekriegt, direkt unterhalb der kugelsicheren Weste.«
    »Von meiner Sorte?« Toner grinste unter seinem Schnurrbart hervor. »Ich gehöre zu keiner Sorte. Nicht mehr.«
    »Damals aber schon noch. Innerhalb von 24 Stunden wurden drei Ihrer Jungs dafür verhaftet. Ich sollte am ersten Prozesstag aussagen, aber dazu bekam ich erst gar keine Gelegenheit. Sie selbst haben die Anklageerhebung wegen eines Formfehlers angefochten. Die belastenden Indizien seien nicht ausreichend. Und Schluss. Zwei anständige junge Männer waren tot, ich hatte zum Beweis eine Narbe vorzuzeigen, und trotzdem kamen die drei Scheißkerle frei. Wahrscheinlich haben sie danach noch mehr Leute umgebracht. Wie viel haben Sie an der Sache verdient?«
    »Jetzt erinnere ich mich wieder an Sie«, sagte Toner. »Sie haben dafür doch eine Belobigung eingestrichen, oder? Es gab noch einen Überlebenden. Sie haben ihn gerettet.«
    »Es war ein Orden«, sagte Lennon.
    Toner grinste abfällig.

Weitere Kostenlose Bücher