Blutige Küsse und schwarze Rosen
ihren Begleiter mit sich davon.
Kapitel 17
H ITZE
Das Zimmer war groß und so prunkvoll eingerichtet wie ein erstklassiges Fünfsternehotel. Es besaß zwei luxuriös breite Betten, deren Wäsche mit rotem Satin bezogen war, und einen geräumigen, vollkommen verspiegelten Kleiderschrank. Gegenüber dem Eingang befand sich eine weitere Tür, hinter der Elias das Bad vermutete, und in der Mitte des Raumes lag ein schwarzer Lammfell-Teppich ausgebreitet, auf dem ein niedriger Tisch mit antik gebogenen Beinchen sowie zwei dazu passende Stühle standen. Darüber hing ein üppiger Kerzenlüster, der das Zimmer in weiches Licht tauchte und die diopsidgrünen Tapeten sanft zum Schimmern brachte.
Wortlos setzte sich Elias auf eines der Betten und ließ den Blick ziellos durch das Zimmer gleiten, wobei er jedoch nicht das Geringste davon bewusst wahrnahm. All seine Gedanken schwirrten ununterbrochen um Sânges Erzählungen, der seine Worte stets geschickt gewählt, nie zu viel verraten hatte. Und selbst wenn sie nun mehr über die Entstehung der Vampire wussten, so hatten Nico und er nichts von dem erfahren, weswegen sie hierher gekommen waren.
Ein unzufriedenes Schnauben holte Elias aus seinen Grübeleien und er sah auf. Nico war auf einen der Holzstühle gesunken und hatte – die Ellenbögen auf den Knien abgestützt – seine Stirn in die Hände gelegt. Er starrte zu Boden.
„Der Energiesauger muss es dir ja mächtig angetan haben, wenn du nicht einmal jetzt aufhören kannst, an ihn zu denken.“
Ein stechender Schmerz durchzuckte Elias. Fassungslos schaute er Nico an, nicht imstande, etwas zu sagen.
„Ganz recht“, entgegnete der auf dieses Gefühl hin. „Mir ist das Chaos in deinem Geist nicht entgangen. Und genauso wenig die Tatsache, dass du wie gebannt an seinen Lippen gehangen hast.“
Unzählige Impulse schossen Elias durch den Kopf. Erst wollte er das Missverständnis einfach nur klären, dann beschlich ihn das Verlangen, Nico auszulachen oder ihn anzuschreien. Vielleicht sollte er auch gar nichts auf dessen Unsinn erwidern. Schließlich gewann eine simple Frage Oberhand in diesem Wirrwarr. Eine Frage, die Elias schon seit Naferias Bemerkung im Korridor beschäftigte:
„Du bist wirklich eifersüchtig?“
Ein seltsames Wohlgefühl breitete sich bei dieser Vorstellung in seinem Inneren aus. Aber dieses verflog, sobald Nico die Hände sinken ließ und sein gequältes Gesicht zum Vorschein kam.
Reumütig sah Elias in die vorwurfsvollen Augen.
„Natürlich hab ich an seinen Lippen gehangen“, erklärte er ruhig. „Alles, was wir erfahren, könnte uns helfen. Und gerade bin ich nochmals die Unterhaltung durchgegangen. Das ist alles. Vielleicht haben wir ja ein wichtiges Detail übersehen … Vielleicht können wir mit dem Gesagten doch etwas anfangen.“
„Sânge ist nicht dumm. Er wusste genau, wie viel er uns erzählen kann.“ Nico fuhr sich durch die zerzausten Haare. Ihm war anzusehen, dass ihn Elias’ Worte beruhigten. Und Elias war erleichtert, dass sein Freund nicht weiter auf das Chaos in seinem Inneren einging. Denn was es damit auf sich hatte, begriff er bislang selbst nicht.
„Eines hat er uns allerdings tatsächlich zu unseren Gunsten verraten: nämlich, dass Naferia noch ein sehr junger Vampir ist und nicht immer die Regeln befolgt.“ Nicos Miene hellte sich ein wenig auf. „Sie ist es, an die wir uns halten müssen. Wenn sie dauernd so mitteilungsfreudig und dazu noch ein wenig leichtsinnig ist wie vorhin, könnten wir von ihr Nützliches erfahren.“
„Dann bleiben wir also vorerst?“
Wieder schweifte Elias’ Blick durch das Zimmer. Dieses Mal aber sah er es auch wirklich und musste sich eingestehen, dass ihm ein Aufenthalt hier mehr zusagte als die Vorstellung, ungewiss viele Nächte in dem übergroßen Kofferraum eines Autos verharren zu müssen.
Kaum merklich, fast unsicher, begann Nico zu nicken. „Wir bleiben vorerst, ja.“
***
Elias hatte es sich bereits in einem der Betten gemütlich gemacht, als Nico aus dem angrenzenden Badezimmer kam und begann, die Flammen des Kronleuchters mit einem langstieligen Kerzenlöscher zu ersticken.
„Da bauen die sich eine erstklassige Behausung unter der Erde und können keinen Strom verlegen lassen!“, meinte Nico spaßend.
Schmunzelnd sah Elias dabei zu, wie sein Freund dem Raum auch das letzte bisschen Licht nahm. Der Körper war nur in schwarze Boxershorts gehüllt und die zum hohen Lüster hin gestreckte
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