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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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weitaus mehr geschrieben als nur die Geschichte der Vampire, nicht wahr?“, entgegnete Elias lauernd. Er dachte an das Ritual zurück, dem er um Haaresbreite zum Opfer gefallen wäre. Elisabeth und Melchior hatten die genaue Vorgehensweise diesem Buch entnommen. „Du meintest, die Schrift sei gestohlen worden. Die Diebe waren nicht an den bloßen Erzählungen interessiert, habe ich recht?“
    Da Sânge nicht den Anschein weckte, als wolle er aus freien Stücken auf die Rituale zu sprechen kommen, war Elias einen Schritt weiter gegangen und hatte beschlossen, mit offenen Karten zu spielen. Andernfalls würden Nico und er nie das in Erfahrung bringen, weswegen sie hier waren.
    Nachdenklich musterte Sânge ihn, als wäge er ab, wie viel er den Fremden sagen sollte. Dann trat er so dicht vor Elias, dass nur noch bloße Zentimeter sie voneinander trennten. Als er redete, loderten seine Augen begierig auf.
    „Nachdem Nalmiha als Sterbliche auf die Erde verbannt worden war, ließen sie die Schuldgefühle und die Trauer, welche sie bis dahin nie empfunden hatte, nicht los. Sie suchte den jungen Rumänen auf, dessen Vater sie umgebracht hatte, und bettelte ihn um Vergebung an. Sie wollte auf diese Weise ihr Gewissen erleichtern und sich vor allem von ihren Sünden befreien. Der Sohn jedoch war so hasserfüllt, dass er Vergeltung üben und die Göttin umbringen wollte. Als Nalmiha ihr Ende nahen sah und zum ersten Mal das Gefühl der Furcht verspürte, flehte sie um Gnade. Ihr Leben möge verschont werden. Im Gegenzug wollte sie dem jungen Mann mehr Wissen schenken, als die gesamte Menschheit besaß …“ Plötzlich stöhnte Sânge genüsslich auf und warf seinen Kopf in den Nacken, womit er Elias ein unbegreifliches Kitzeln über den Rücken trieb. „Glaubt nicht, ich hätte keine Ahnung, weshalb ihr zu mir gekommen seid.“ Ohne einen offensichtlichen Grund keuchte er ein weiteres Mal lustvoll auf, ehe er sich wieder sammelte.
    „Ihr gedenkt mehr über die Rituale zu erfahren, derer wir Vampire uns dank Nalmiha bedienen können. Meine Lieben, nicht einmal die Mitglieder meines eigenen Zirkels erhalten den vollen Zugriff auf dieses Wissen. Da die Schrift aber durch euch zurückgefunden hat, möchte ich euch zumindest einen Einblick in unsere göttlichen Gaben gewähren … Wisst ihr, was in diesen Stunden genau über unseren Köpfen stattfindet?“
    „Das Fest des Sânge.“ Es war Nico, der antwortete. Und als seine Stimme ertönte, fuhr Elias schockiert zusammen. Schockiert, da er die Anwesenheit seines Freundes völlig vergessen hatte. „ Dein Fest. Dennoch bist du hier unten, als seiest du nicht an dem Blut der Menschen interessiert.“
    „Ihr Blut mag dem Rest meines Nestes als Nahrung dienen, für mich hingegen ist es lediglich noch ein Leckerbissen, den ich zwischendurch zu mir nehme. Ich ernähre mich schon lange nicht mehr davon, habe bereits vor geraumer Zeit eine andere Lebensquelle erschließen können – um nur eine der Bereicherungen durch die Rituale zu nennen.“
    Als Sânge sein Augenmerk von Elias abwandte und von ihm wegtrat, war es, als würde ein unsichtbarer Schleier von ihm genommen, der sich verblendend über seine Seele gelegt hatte. Hilfe suchend sah er zu Nico, dessen Aufmerksamkeit jedoch wieder nur den schwarzen Rosenblüten galt.
    „Die bloße Anwesenheit der Menschen über uns versorgt mich mit Energie – ihrer Energie. Mit jeder Sekunde, die sie sich dort befinden, dringt diese von ihren Körpern durch meine freigelegte Haut direkt in meinen Körper. Sie stärkt und ernährt mich, meist bis zum nächsten Fest. Gewiss, ich könnte mich genauso an meinen Mitvampiren stärken. Aus purem Respekt tue ich das nicht.“
    Der Klang näherkommender Schritte ließ Sânge innehalten und in Richtung des Korridors spähen. Diesen Moment nutzte Elias und suchte erneut nach Nicos Blickkontakt. Aber auch dieses Mal war es vergebens.
    Den Gang entlang kam eine zierliche, ganz in rotem Lack gekleidete Frau mit wallendem kastanienbraunem Haar. Im Schlepptau hatte sie einen angetrunken wirkenden Mann, der ihr leicht torkelnd folgte. Beide kicherten vergnügt vor sich hin, als sie den Saal erreichten.
    „Dich habe ich schon beinahe vermisst, Naferia. Hast heute lange gebraucht, um dir einen Spielgefährten auszusuchen, hm?“
    „Keineswegs“, meinte die klein gewachsene Vampirin und ihre großen karamellbraunen Augen strahlten ihren Anführer an. „Bloß habe ich bereits oben beim Fest angefangen,

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