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Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Blutige Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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so blöd, wie es den Anschein hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt waren dann auch die Rausschmeißer der Bar bei uns und drängten die jüngeren Typen zum Ausgang. Unter normalen Umständen wäre ich wahrscheinlich ebenfalls rausgeflogen – immerhin war ich derjenige, der als Erster zugeschlagen hatte –, aber ich gehörte zur Band, und wir mussten noch eine Runde spielen.
    Inmitten dieses ganzen Tumults drehte ich mich wieder zu Coraline um. Ich wollte mich vergewissern, dass dieser plötzliche Gewaltausbruch das Ganze nicht ausgebremst hatte. Hatte es nicht. Sie starrte mich mit leuchtenden Augen an, heller als eine Schweißerflamme, ein korruptes Heiligenlächeln auf den Lippen. Noch nie zuvor hatte mich eine Frau so angesehen. Man hatte mir schon vielsagende Blicke zugeworfen – viele davon böse –, aber noch nie solche. Coraline schaute mich an, als sähe sie in mir die Veranlagung zu einem dunkleren Leben, das von ihr schon immer heimlich begehrt, aus Zaghaftigkeit aber nicht ausgelebt wurde. Als wäre ich die Antwort auf irgendein heidnisches Gebet. Als wäre ich ihre lebendig gewordene Zigarette.
    Ich starrte ebenso zurück. Wahrscheinlich habe auch ich all diese Dinge in ihr gesehen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich überhaupt erst zu ihr gegangen bin. Und wahrscheinlich war das der Grund, warum ich nicht gesehen habe, wie der Typ die Waffe aus dem Gummibund seiner Chinohose gezogen und mir in den Rücken geschossen hat.
    Die Kugel, eine 22er, durchschlug meine rechte Lunge und blieb in einer Rippe stecken. Die Knochenklempner, die mich zusammenflickten, sagten, wäre die Kugel nur ein winziges Stück weiter links eingeschlagen, wäre ich gelähmt. Und ein kleines Stück weiter unten, dann wäre ich draufgegangen. Das sollte mich wohl glücklich machen. Tat es aber nicht.
    Ich verbrachte einen schlimmen Monat im Krankenhaus. Coraline besuchte mich jeden Tag. Am Ende meines Aufenthalts dort war ich völlig in sie verknallt. Ich hatte geglaubt, schon vor ihr verliebt gewesen zu sein, aber damit lag ich falsch. Total falsch. Die Leidenschaft, die ich für andere Ladys empfunden hatte, war ein geisterhaftes Gefühl im Vergleich zu dem, was ich für Coraline empfand; gegenstandslos, kaum vorhanden. Das hier war etwas anderes. Fast schon beklemmend in seiner Tiefe und Vielschichtigkeit. Ich hatte eine Schwäche für sie wie für keine andere Frau vor ihr, hatte gar nicht geglaubt, dass so etwas möglich wäre. Hätte sie mich darum gebeten, hätte ich getötet, mein Leben für sie gelassen oder meine Seele für sie verkauft.
    Letztendlich habe ich alle drei Dinge getan.
    Als ich entlassen wurde, beschlossen Coraline und ich, es wäre witzig, einen auf Ehepaar zu machen. Und das war es auch. Wir mieteten einen billigen Bungalow in Venice, nur ein paar Blocks vom Strand entfernt. Im Strudel all dieser aufregenden Ereignisse haben wir das Ganze im Standesamt sogar offiziell gemacht. Das war meine Idee. Nennen Sie mich altmodisch, aber ich ertrug den Gedanken nicht, jemand könnte mein Mädchen von oben herab anschauen. Ich wollte sie zur Frau nehmen. Wenn es nur so einfach gewesen wäre.
    Eine Zeitlang lief alles gut – so richtig gut, um ganz ehrlich zu sein. Ich machte mit den Jungs Musik, und Coraline ging tagsüber zum Vorsprechen und kam abends mit zu unseren Auftritten. Sie mochte dieses Nachtleben und die coolen Leute, mit denen ich abhing. Sie mochte die Partys und das Trinken. Sie mochte all das.
    Das Problem war nur, dass meine Liebe für Coraline nicht das Einzige war, das ich mitnahm, als ich das Krankenhaus verließ. Die Kugel hatte mir bislang völlig unbekannte, unerträgliche Schmerzen bereitet, und nach einem Monat Behandlung war das Morphium, das mir die Ärzte verabreichten, wohl mehr zu einer erforderlichen Notwendigkeit als zu einem Luxusgut geworden. Als ich wieder draußen war, kaufte ich Heroin, weil es billiger war und man einfacher drankam, doch letzten Endes lief es auf dasselbe hinaus: Ich war abhängig.
    Ich versuchte, es vor ihr geheim zu halten, und hatte das auch ziemlich gut auf die Reihe bekommen, bis sie eines Abends ins Badezimmer hereinplatzte, als wir von einem Auftritt im Club Alabam zurückkamen und die Nadel noch immer in meinem Arm steckte. Die klassische Begleitung hätte losgeschrien, Dinge an die Wand geworfen, von einem verlangt, sich in Behandlung zu begeben, aber Coraline war alles andere als klassisch. Rückblickend sieht es so aus, als hätte sie ihr

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