Blutige Nacht
der Stadt damit weitermachen«, sagt Elliot. »So können wir Ihre Aussage aufnehmen. Ganz offiziell.«
Dieses Mal nickt Coombs zustimmend.
»Tja, das würde ich ja gern, aber ich kann nicht. Wie gesagt, ich habe einen Termin.«
»Ich glaube, den müssen Sie verschieben«, sagt Coombs.
»Wir müssen wirklich darauf bestehen«, sagt Elliot.
Mir fällt auf, dass er sich zwischen mich und die Tür gestellt hat, während wir reden.
»Könnten Sie mir wenigstens sagen, worum es hier überhaupt geht?«
»Klar. Wir werden alles erklären. In der Stadt«, sagt Coombs.
»In der Stadt«, sagt Elliot.
Da sitze ich nun, sehe meiner Zigarette dabei zu, wie sie zu Asche verbrennt wie ein Vampir in der Morgendämmerung, und überlege, was für Optionen ich habe. Es gibt nicht viele. So, wie ich es sehe, habe ich die Möglichkeit, mich entweder von ihnen mit in die Stadt nehmen zu lassen, was sie gern hätten, oder aber ich mische sie auf und verschwinde, oder ich bringe die beiden um. Ich kann nicht sagen, dass mir eine davon wirklich gut gefällt. Ich mag grundsätzlich keine Bullen – das habe ich noch nie –, aber diese beiden haben nichts getan, das mir den Eindruck vermittelt, dass sie es verdienten zu sterben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie grundehrlich sind, und, egal wie durstig ich bin, ich habe Regeln für solche Dinge. Sie aufzumischen und zu verschwinden, wäre wahrscheinlich der sicherste Weg, aber Vampire sind Gewohnheitskreaturen. Man ist mit der Zeit mit einem Ort vertraut. Fühlt sich dort wohl. Nennen Sie das eine fatale Schwachstelle. Abgesehen von meiner Zeit in San Quentin, habe ich mein gesamtes Leben in Los Angeles verbracht. Das ist mein Zuhause. Ich möchte nicht all die Unannehmlichkeiten auf mich nehmen, ein neues Zuhause zu finden. Ein neues Leben. Das werde ich tun, wenn es wirklich sein muss – wir alle tun, was wir wirklich tun müssen –, aber bevor ich einen solch drastischen Schritt in die Wege leite, muss ich genau wissen, wie schlimm meine Lage tatsächlich ist.
Ein letzter Zug, der eine rauchige Nebelwand hinterlässt, und ich stehe mit einem Seufzer auf. »Okay«, sage ich, »fahren wir also in die Stadt.«
Nachdem wir angekommen sind, stellt sich heraus, dass es schlimm ist – so richtig schlimm –, und es bereitet ihnen Vergnügen, alles in dem klaustrophobisch kleinen Kämmerchen von Befragungsraum, in das sie mich gesteckt haben, vor mir auszubreiten. Sie erzählen mir, eine andere Stripperin hätte sich daran erinnert, dass Dallas für mehrere Versicherungsverkäufer aus dem Mittleren Westen getanzt hätte, die zu einer Tagung in der Stadt waren. Und daran, dass sie mit einem von ihnen am Ende des Abends mitgegangen sei. Und wie sie beide es angestellt hätten, ihn wenige Stunden vor seinem Abflug in seinem Burbank-Hotelzimmer ausfindig zu machen. Und dass der Typ eine gebrochene Nase gehabt hätte, als sie ihn dort antrafen. Und wie es dazu gekommen sei, weil ein gewisser Hurensohn – seine Worte, nicht ihre – auf Dallas in ihrem Haus gewartet hätte, als sie und er in dieser Nacht dort angekommen seien. Und von der Beschreibung, die er ihnen von diesem Hurensohn gegeben hätte.
»Und jetzt stellen Sie sich unsere Überraschung vor, als wir bei Ihnen auftauchen und Sie haargenau auf diese Beschreibung passen«, sagt Elliot freudig. »Schon lustig, oder?«
»Zum Brüllen«, sage ich.
»Also wenn Ihnen das gefällt, dann wird Ihnen das hier noch besser gefallen«, sagt mir Coombs.
»Der Versicherungsverkäufer ist in diesem Augenblick auf dem Weg hierher, für eine Gegenüberstellung. Er müsste jeden Moment hier sein.«
Zwischen Coombs und Elliot wandert ein amüsierter Blick hin und her.
»Geht’s Ihnen gut, Kumpel?«, fragt Coombs.
»Alles bestens«, sage ich mit falschem Lächeln.
Es ist schon lustig, jetzt habe ich über die Jahre so viele Menschen getötet, und die beiden einzigen Male, in denen ich so richtig in Schwierigkeiten geraten bin, waren immer dann, wenn ich die Morde nicht begangen hatte. Wenn ich hier nicht so verdammt am Arsch mit großem A wäre, würde ich mich schlapplachen.
Coombs geht davon aus, dass meine erbärmliche Reaktion mit all den schlechten Nachrichten zusammenhängt, die er über mir ausgeschüttet hat, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsache ist, mein Verlangen nimmt zu. Ich habe seit letzter Nacht, als ich mir eine Dosis von Vins Blut verabreicht hatte, keinen Schuss mehr gesetzt. Es hat mich bis
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