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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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nicht besser wüsste, dann würde ich jetzt glauben, du drohst mir.«
    »Das tue ich.«
    »Das ist ein Fehler, Geliebter.«
    »Tja, wir alle machen welche«, sagte ich. »Genau wie du einen gemacht hast, als du mich losgeschickt hast, um Brasher umzubringen.«
    »Inwiefern war das ein Fehler?«
    »Weil er mir Dinge gesagt hat.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Wie du mich benutzt hast«, sagte ich. »Du hast mich gebraucht, um ihn zu töten, weil du es selbst nicht tun konntest, und mich in ein Monster verwandelt, damit ich es für dich erledige.«
    »Nein. Ich habe dich gerettet. Sie waren kurz davor, dich hinzurichten.«
    »Sie haben mich hingerichtet, Süße«, sagte ich. »Und wenn du es wirklich gewollt hättest, hättest du mich von dort herausholen können, ehe sie das taten. Du hättest mich beliebig viele Male von dort herausholen können, aber das hast du nicht getan. Du hast meine Gefühle für dich ausgenutzt und mich verwandelt.«
    »Ist es das, worum es geht?«
    Ich lächelte bitter. »Es geht hier um viele Dinge.«
    »Und was jetzt, Geliebter. Wirst du mich umbringen?«
    Ich sah sie an, nahm ihre wunderschönen Gesichtszüge in mich auf, die ich so sehr mochte, bevor ich einen Blick auf das erhaschte, was sich hinter ihnen verbarg, zuckte mit den Schultern und sagte: »Ja, vielleicht werde ich das.«
    Coraline schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht tun.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    Sie nickte. »Du kannst es nicht tun, weil wir beide, du und ich, füreinander gemacht sind, Süßer.«
    Ich lachte spöttisch. »Ja, das zwischen uns beiden ist etwas ganz Besonderes.«
    »Was willst du? Du willst, dass ich damit aufhöre, mich von Frauen und Kindern zu nähren? Dann tue ich das. Ich tue, was immer du willst.«
    Coraline beugte sich vor und stellte das völlig verängstigte Mädchen auf den Boden. »Hier, siehst du?«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte ich.
    »Ist es nicht. Das kann nicht sein.« Sie bewegte sich wie ein Todesschatten auf mich zu.
    »Bleib, wo du bist, Coraline.«
    »Nein, das werde ich nicht. So kann es nicht zu Ende gehen. Das lasse ich nicht zu. Nicht nach allem, was wir einander bedeutet haben. Ich habe vielleicht Fehler gemacht, Mick – ich weiß, dass ich das habe –, aber ich habe dich immer geliebt.«
    »Auch dafür ist es zu spät.«
    »Hör auf, das zu sagen. Es ist nicht zu spät. Ich hätte dich vorher umbringen können, als du noch geschlafen hast, aber ich habe es nicht getan. Ich habe es deshalb nicht getan, weil wir zusammen eine Tür durchschritten haben. Wir sind auf dem gelben Ziegelsteinweg, und es gibt kein Zurück. Niemals. Wir brauchen einander. Das ist mir klargeworden.«
    Mit einer Sache hatte sie recht. Das hier war Oz, und ich verkörperte die Vogelscheuche, den Blechmann und den feigen Löwen in einem. Trotz all der Dinge, die ich wusste, wies mich mein Herz in die eine Richtung und mein Verstand in die andere, und ich hatte viel zu große Angst, zwischen den beiden zu wählen. Richtig pathetisch.
    »Na schön.« Mit trotzigem Blick griff Coraline zum Revolverlauf und plazierte ihn genau zwischen ihren Brüsten. »Wenn du mir ins Gesicht sehen und mir sagen kannst, dass du mich nicht liebst, dann erschieß mich, Mick. Bring mich um. Ich will, dass du das machst. Denn nichts von alledem hat auch nur die geringste Bedeutung, wenn du mich nicht mehr liebst.«
    In meinem Kopf schwirrte alles herum wie bei einem Wirbelsturm in Kansas, als ich mich auf den Revolver konzentrierte und versuchte, mir über das, was ich tun musste, klarzuwerden. Kurz zuvor war alles noch so eindeutig gewesen, aber jetzt nützte das nichts mehr. Ich war ganz in ihrem Bann, genau wie früher schon.
    »Du musst dich ändern«, sagte ich. »Das musst du.«
    »Das werde ich, Süßer. Das werde ich. Du wirst schon sehen.«
    »So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen Regeln.«
    »Die werden wir haben. Was auch immer du willst. Was auch immer du sagst.«
    »Versprich es mir.«
    Sie sah mich ernst an. »Ich verspreche es dir.«
    Zitternd vor Rührung ließ ich meine Arme zu beiden Seiten herunterhängen und den Revolver auf den Boden fallen.
    Coraline schlang ihre Arme um mich wie zwei weiße Zwillingsschlangen und zog mich an sich. »So, siehst du – alles wird gut, Liebling. Solange wir nur einander haben«, sagte sie und presste ihre kalten Lippen auf meine.
    Sie schmeckte nach Schicksal.
    Als sie mich traf, überraschte mich die Kugel. Coraline war schon immer gut darin gewesen,

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