Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Eine Sache steht allerdings schon fest ...«
»Welche?«
»Dass es nicht einfach wird, denn er lässt seine Befehle rund um den Erdball reisen, bevor sie über kurz oder lang am Ziel ihrer Reise ankommen. Und das wird ohne Frage nicht in Deutschland liegen.«
»Sondern?«
»Südamerika ... Asien. Niemand kann heute sagen, wo der Server steht, auf dem die Seite gehostet wird.«
»Und wann können wir mit ersten Ergebnissen rechnen?«, Hauser wirkte schon jetzt ein wenig deprimiert.
»Geben Sie mir zwei bis drei Tage, dann hab ich was, versprochen.«
***
Statt zum Tatort zu fahren, an dem die Spurensicherung zweifellos bereits alles verwüstet hatte, bog Wegner in diesem Moment schon in die Davidstraße ab. Die nach dem Namen dieser Straße benannte Polizeiwache war für Hamburger Beamte stets eine Feuerprobe. Nirgendwo in dieser riesigen Stadt gab es mehr Gewalt, mehr Elend und mehr menschliches Leid auf so engem Raum, als hier. Polizisten, die sich nach Jahren der nicht enden wollenden Schlägereien und Drogentoten versetzen ließen, kam ihr späterer Dienst oft wie eine Art Kinderfasching vor. Im ruhigen Sasel oder friedlichen Niendorf galt es häufig nur die vermisste Katze einer aufgebrachten Frau zu finden. Hier waren es in der Regel aufgebrochene Autos oder Handtaschendiebstähle, die den Beamten Kopfzerbrechen bereiteten.
Im Schritttempo passierte Wegner die weltberühmte Herbertstraße und bog dahinter gleich nach links in die Hopfenstraße ein. Hundert Meter weiter, in erster Linie aufgrund der akuten Parkplatznot, ließ er seinen Wagen vor einer breiten Verkehrsinsel im absoluten Halteverbot einfach stehen. Die abgegriffene Kopie seines Dienstausweises diente schon seit Jahren als wirkungsvoller Parkscheinersatz.
Vor dem vierstöckigen Haus, dessen zweite Etage Wegners Ziel war, standen zwei protzige Limousinen, in denen jeweils ein paar Männer saßen. Sie versuchten so unauffällig zu wirken, dass sie allein dadurch bereits jedem auffielen. Der Hauptkommissar trottete gelangweilt zu einem der Wagen und klopfte an das Seitenfenster.
Ein unsympathischer Kerl, mit blankrasiertem Schädel und Oberarmen wie Blauwalflossen ließ mürrisch die Scheibe hinunter. »Was ist, Opa?«, fragte er unfreundlich, mit einem Akzent, der unverkennbar osteuropäische Wurzeln trug.
»Ist der Chef da?«, erkundigte sich Wegner ebenso barsch und hielt dem Gorilla seinen Dienstausweis entgegen, um gleich weiteren Fragen zuvorzukommen.
Angeekelt musterte der Glatzkopf seinen Ausweis und schnaufte verächtlich zu seinem Kollegen herüber: »Ein Bulle – mal wieder.«
»Pass auf, Erbsenhirn! Du sagst jetzt Bruno, dass Hauptkommissar Wegner mit ihm sprechen will, sofort! Wenn ich nicht in einer Minute an seinem Tisch sitze, dann rückt hier in der nächsten halben Stunde eine Hundertschaft an und nimmt euren Laden mal richtig auseinander. Hast du das verstanden, du hirnloses Stück ...?« Das letzte Wort konnte sich Wegner sparen, denn der Glatzkopf griff bereits nach seinem Handy, um eifrig eine Nummer zu wählen.
Nur ein paar Augenblicke später öffnete ein weiterer Gorilla die breite Glastür und ließ den Hauptkommissar kommentarlos eintreten. Vor der Tür zu Brunos Büro angekommen tastete ein Bodyguard ihn von oben bis unten gründlich ab. Auch Wegners Dienstwaffe zog er aus dem Schulterhalfter und beäugte sie prüfend von allen Seiten. Danach schob er sie zurück und öffnete die Tür zum Büro.
»Er ist sauber, Boss!«, rief der Hüne ins Büro hinein, was sein Chef freundlich aufblicken ließ.
Wegner machte ein paar Schritte auf Bruno zu und erwiderte dessen Lächeln so gut wie möglich. Dann zog er seine Jacke ein Stück zur Seite und deutete mit fragendem Blick auf seine Dienstwaffe.
»Willkommen, Hauptkommissar Wegner.« Bruno schüttelte ihm kraftvoll die Hand und wies ihn mit einer kurzen Geste, sich zu setzen. »Ich habe keine Angst vor Ihrer Waffe. Meine Männer suchen nach Wanzen, einer Kamera oder anderen Geräten, mit denen Sie womöglich Aufzeichnungen machen könnten.«
Wegner zog sein Notizbuch hervor und ließ es geräuschvoll auf den Schreibtisch klatschen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann versuche ich Sie später zu zeichnen, damit wir endlich ein aktuelles Fahndungsbild von Ihnen haben.«
Bruno setzte sich hinter seinen Schreibtisch und lächelte unverändert freundlich. »Dass Sie ein Spaßvogel sind, hat man mir schon berichtet.« Er zwirbelte an seinem Schnäuzer herum. »Sie
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