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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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ihm als Lockvögel vorgeschlagen hatte. Es war eine endlose Liste von Fotos, die Schüler zur Verfügung gestellt hatten, sowie Lebensläufen, die sich bestenfalls in wenigen Details voneinander unterschieden. Es ging also in erster Linie um die Bilder, die einen möglichst hoffnungslosen und frustrierten Eindruck erwecken sollten. Jedes Gesicht, auf dem ein fröhliches Lachen zu erkennen war, schied somit von vornherein aus. Wie sollte denn ein breites Grinsen mit dem anschließend beschriebenen Martyrium zusammenpassen. Nach diesem ersten Aussortierungsprozess blieben nur noch wenige übrig, deren Bilder zumindest das typische pubertäre Null-Bock-Gesicht zeigten. Und dennoch war es alles andere als einfach.
    Jetzt studierte Hauser die erfundenen Geschichten der einzelnen Schüler. Viele davon wirkten gleich auf den ersten Blick fingiert und hölzern. Es schien kaum möglich zu sein, sich das tägliche Grauen an den Schulen vor Augen zu führen, und es danach glaubhaft zu beschreiben. Am Ende schrieb wohl nur das Leben selbst die traurigsten aber auch realsten Geschichten.
    Hauser gähnte gerade herzhaft, als es leise an die Tür klopfte. Eine junge Frau, Anfang, vielleicht Mitte dreißig, trat lächelnd ein.
    »Sind Sie Oberkommissar Hauser?«
    »Und wenn es so wäre ...?«, erwiderte dieser, ebenso freundlich.
    »Dann haben wir eine Verabredung.« Sie stiefelte ihm munter entgegen und erhob ihre Hand. »Dr. Michaela Stein. Aber nennen Sie mich gerne Michi ... das tun ohnehin alle.«
    »Dann setzen Sie sich bitte – Michi! Ich bin übrigens Stefan.« Hauser sprang auf und rückte einen Stuhl zurecht. Im letzten Moment entfernte er noch ein paar Krümel von dessen Polster, die sein Nachmittags-Muffin darauf hinterlassen hatte. »Sie werden also unsere Lockvögel betreuen – vorausgesetzt, dass Kollege Tal welche findet, richtig?«
    »Ich habe mit Herrn Tal vor einer Stunde telefoniert. Er meint, dass er bis morgen mindestens drei gefunden hat, die sich bereits seit einigen Wochen auf der Seite herumtreiben.«
    Hauser grinste vielsagend. »Wissen Sie, was ich dann jetzt tue?«
    »Nein – woher denn?«
    »Ich schmeiße diesen ganzen Stapel fingierter Opfer dahin, wo sie hingehören ...«
    Michaela Stein schaute verwirrt, schien die Antwort allerdings schon zu ahnen.
    Ohne ein weiteres Wort nahm der Kommissar den kompletten Papierberg und warf ihn mit einer weit ausholenden Bewegung in seinen Papierkorb. »Diese fingierten Opfer, die sich plötzlich anmelden, kauft uns der Kerl ohnehin nicht ab. Da sind mir ein paar echte, um die Sie sich kümmern, doch zehnmal lieber.«
    Noch bevor die beiden dann das Thema weiter erörtern konnten, polterte Wegner in seiner üblichen Art herein.
    »Mahlzeit!«
    »Es ist fast sechs, Manfred. Hast du noch nichts gegessen?«
    »Bin mit Bruno verabredet ... zum Abendessen. Ist der Muffin da für mich?« Wegner deutete auf ein Stück vertrocknetes Backwerk, das wie ein Häufchen Elend auf seiner Schreibunterlage wartete.
    »Von einem netten Kollegen!«
    »Haben wir einen Neuen in der Abteilung?«
    »Sehr witzig, Manfred«, Hauser grinste abfällig. »Darf ich dir Dr. Michaela Stein vorstellen?«
    Wegner schaute missmutig auf. »Schon wieder ein Doktor?«
    Die Psychologin machte zwei Schritte auf den Hauptkommissar zu und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Nennen Sie mich bitte auch Michi. Auf den Doktor hat nur mein Vater bestanden, weil er auch einen hat.«
    »Mein Vater wollte, dass ich auch Seemann werde – und dann bin ich hier gelandet. In der Zentrale einer Irrenanstalt.«
    »Damit kenne ich mich aus! Ich kann Ihnen gerne helfen.«

    ***

    Nach dem Einchecken hatte sich Robert Falke erst einmal für ein paar Minuten auf das riesige Bett gelegt. Gedanken an Magda und das, was dem armen Mädchen widerfahren war, versuchte er tunlichst zu verdrängen. Das Planen der nächsten Tat rückte mehr und mehr in den Vordergrund. Eine willkommene Ablenkung, die seine Energie vollständig in Anspruch nahm.
    In gut einer Stunde würde ihn sein neuer Freund besuchen. Den Namen des Hotels und die Zimmernummer hatte Falke ihm schon vor Stunden geschickt. Wie, und insbesondere in welchem Umfang ihm dieser neue Verbündete helfen konnte, stand noch nicht fest. Eines jedoch war klar. Vom heutigen Tage an würde er einen Krieg an zwei Fronten führen und zumindest bei einem davon hatte er einen mächtigen Gegner vor sich.

13

    Erneut hielt Wegner vor der Verkehrsinsel, die ihm schon Stunden zuvor

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