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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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Frau plötzlich mit dem Schmatzen aufhörte.
    »Die haben doch `was gesagt«, sie schlug sich an den Kopf und wischte damit ihren Pony von links nach rechts. »In die Hafenstraße! Der Eine meinte, dass er noch Kippen brauch` ... da ist doch `n Kiosk ... da wollten sie anhalten.«

17

    Axel hatte sich nach der sechsten Stunde unweit vom Fahrradständer postiert und darauf gewartet, dass Tobias auftauchte, der erst nach der siebten Schluss hatte. Als er den Jungen dann endlich in einer Gruppe von Schülern ausmachen konnte, fühlte Axel zum ersten Mal Nervosität in sich aufsteigen. Er hatte nicht etwa Angst vor der Tat selbst oder den Konsequenzen selbiger. Vielmehr spürte er den Reiz, der vom Verbotenen ausging und der ihn verstehen ließ, warum manch einer Rache als süße Genugtuung beschrieb. Monate – nein – jahrelang hatte er unter Tobias und seinen Helfern gelitten. Heute war der Tag der Abrechnung gekommen und es gab keinen Zweifel daran, womit es enden musste. Ein neues Leben stand Axel bevor, das mit dem alten nichts mehr zu tun haben sollte. Ein Leben, in dem ihn die Anderen fürchten und zu ihm aufblicken würden.

    Schon kurz nachdem Tobias auf sein Rad gestiegen und munter davongeradelt war, bekam Axel den ersten Schock. Seit Wochen bog sein Opfer vom Schulgelände nach rechts ab und nahm anschließend den kürzesten Weg nachhause. Ausgerechnet heute bog er aber nach links weg und überquerte an der nächsten Ampel gleich rasant die Straße. Axel radelte wie ein verrückter hinter ihm her und verlor ihn sogar zweimal für einen Moment aus den Augen, bevor er Tobias` Fahrrad dann vor einem Frisörsalon wiedererkannte. Der Junge saß bereits auf einem der Stühle und flirtete anscheinend munter mit der Frau, die in diesem Augenblick schon mit dem Haareschneiden begann.
    »Ausgerechnet heute«, flüsterte Axel verbittert und bezog nun Stellung auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er müsste eben warten. Was blieb ihm denn anderes übrig? Es kam schließlich nicht auf den Moment, sondern auf das Ergebnis an. Eine Leiche, die man mit frisch geschnittenen Haaren fand, wirkte auf späteren Fotos vielleicht auch etwas weniger erschreckend.

    ***

    Sally wartete wie besprochen vor dem U-Bahnhof Theresienwiese und schaute sich immer wieder nervös um. Falke hatte sie aus sicherer Entfernung eine ganze Zeit lang beobachtet. Es galt schließlich vorsichtig zu agieren. Wer wusste denn, was sich die Polizei alles einfallen ließ, um seiner habhaft zu werden? Nach einer Viertelstunde, das Mädchen trat mittlerweile unruhig von einem Bein aufs andere, näherte er sich ihr von hinten.
    »Sally«, flüsterte er und zog sie einen kurzen Moment später auch schon die Treppen zur U-Bahn hinunter. »Wir fahren ein Stück aus der Stadt heraus, also komm.« Er bemerkte, dass ihn das Mädchen von der Seite mit großen Augen musterte. An den Gleisen angekommen erwiderte er zum ersten Mal ihren Blick. Blass war sie und krank sah sie dazu aus. Solche Sorgenfalten im Gesicht einer Dreizehnjährigen verrieten fast alles über die Dinge, die ihr täglich widerfuhren. »Geht es dir gut?«, erkundigte sich Robert Falke sanft.
    »Es ging mir nie besser«, antwortete Sally ihm strahlend. »Jetzt wird alles gut – da bin ich ganz sicher – alles wird gut.«
    Sie fuhren bis zum Laimer Platz, der Endstation der U5, und saßen wenig später bereits in einem Café, das ausreichend Diskretion bot, um ausführlich über die bevorstehenden Dinge zu sprechen.
    »Ich habe über den ersten Mord alles auf deiner Seite gelesen«, begann Sally flüsternd, kaum dass der Cappuccino auf dem Tisch stand. »Das will ich auch ... genau so!«
    Falke kannte die ganze Geschichte dieser bedauernswerten Kreatur. Hatte es nicht vermeiden können, sich jedes abscheuliche Detail einzuprägen. Wen wunderte es da, dass dieses Mädchen förmlich nach Rache gierte.
    »Du hast mir deine Hilfe versprochen, Gabriel. Deshalb bist du hier, oder nicht?«
    Falke nickte müde. Warum er ausgerechnet in diesem Moment wieder an Magda denken musste, war ihm ein Rätsel. Fest stand jedoch, dass es mit Mädchen im Allgemeinen etwas ganz anderes war. Sie hatten ihre eigene absonderliche Art und wirkten schon bei der Planung einer Tat deutlich unbeherrschter, sogar fanatisch.
    »Es wird von Tag zu Tag schlimmer«, bemerkte Sally mit verzweifeltem Gesicht. »Entweder ich tue es, oder ...«
    »Oder was?«
    Ihr Schweigen war bereits Antwort genug. Falke zuckte innerlich

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