Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
gefallen.«
»Die alte Leier«, murmelte Bruno verbittert. »Kroaten gegen Serben – Serben gegen Kroaten. Ich werde es niemals verstehen und das, obwohl ich seit meiner Geburt ein Teil davon bin.«
»Sie sollten sich rüsten. Da scheint ein Sturm aufzuziehen«, sagte der Hauptkommissar und wunderte sich zunächst darüber, dass sein Gegenüber gar nicht reagieren wollte.
»Der Sturm hat schon begonnen«, flüsterte Bruno nachdenklich. »Gestern Abend ist einer meiner Läden am Hans-Albers-Platz in Flammen aufgegangen. In einem zweiten konnten die Türsteher das Feuer noch rechtzeitig löschen.« Der Kiezkönig rieb sich verträumt das Kinn. »Wenn Sie Namen bekommen, dann möchte ich diese umgehend erfahren. Sie haben `was gut bei mir, Herr Wegner.«
»Ich fürchte, dass ich sofort Ihre Hilfe in Anspruch nehmen muss«, begann der Hauptkommissar leise. »Kennen Sie jemanden in Weißrussland, der uns dort als verlängerter Arm dienen kann? Es geht nur um zwei Festplatten, die ich schnellstmöglich hier in Deutschland brauche.« Mit seinen letzten Worten schob Wegner einen Zettel zu Bruno herüber, den dieser lächelnd einsteckte.
»Einer meiner Vettern betreibt dort ein paar Läden. Der wird Ihr Problem schnell lösen, versprochen. Woher wissen Sie das mit den beiden Kroaten eigentlich?«
»Ich bin mein halbes Leben lang Bulle. Man hat eben Freunde und die wiederum haben andere Freunde ...«
»... deren Namen Sie mir natürlich nicht nennen werden«, beendete Bruno den Satz kopfschüttelnd.
»Nicht mal unter Folter!«
»Das hab ich mir schon gedacht«, kommentierte der Serbe grimmig.
»Ich habe mir heute Morgen die Bilder von Ihrem Sohn angeschaut – die von der Obduktion.«
Brunos Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. »Und ...?«
»Woher hat er diese Narbe, von der Stirn bis fast zum Kinn hinab?«
»Eine Auseinandersetzung in der Schule. In der siebten ... nein, in der achten Klasse. Einer seiner Mitschüler ist mit `nem Beil auf ihn losgegangen. Eine dumme Sache zwischen Jungen. Ist wohl normal, unter Kindern.«
»Normal? Wenn da einer dem anderen den Schädel mir einem Beil spalten will?«
***
Der ICE rollte pünktlich auf Gleis-11 in den Münchener Hauptbahnhof ein. Ohne Verspätung kam das im heutigen Bahnalltag schon fast einem Wunder gleich. Falke warf sich seine Tasche über die Schulter, verließ munter den Bahnhof, und überquerte eilig die Bayerstraße. Er hatte sich ein nobles Hotel in direkter Nähe ausgesucht, wollte aber vor dem Einchecken noch ein paar Einkäufe machen.
In der Bahn hatte er zuletzt zwei Überweisungen vorgenommen. Die erste ging an den Kroaten, mit dem er sich am vergangenen Abend in Dortmund getroffen hatte. Teil ihrer Vereinbarungen waren Abschlagszahlungen in Höhe von jeweils 500.000 Euro, immer dann, wenn Bruno einen weiteren Tiefschlag hinnehmen musste. Noch in seinem Hotelbett hatte Falke eine SMS von seinem neuen Helfer bekommen, die ihn auf aktuelle Nachrichten aus dem Hamburger Rotlichtmilieu aufmerksam machen sollte. Nach der frohen Kunde, über eine abgebrannte Diskothek am Hans-Albers-Platz, genoss Falke sein Frühstück gleich doppelt so intensiv.
Die zweite Überweisung diente dazu, eine Schuld zu tilgen. Wobei dieses Geld bestenfalls einen Anfang darstellte. Zurück in Hamburg müsste er gründlich darüber nachdenken, wie er sich dieser Last endgültig befreien konnte.
16
Nach einem entspannten Abend mit Vera und einem gemütlichen Frühstück ließ Wegners gute Laune manch einen Kollegen auf der Wache misstrauisch aufblicken. »Dem Leiter der Mordkommission geht man besser aus dem Weg«, informierte man junge Beamte gerne schon an ihrem ersten Tag im neuen Revier. Hoffnungsvolle Talente, die ihren Dienst ausgerechnet in dieser Abteilung aufnahmen, beäugte man nur mitleidig. In der Regel schloss man auch gleich Wetten darüber ab, wie viele Tage es dieses naive Greenhorn dort aushalten würde.
Mit zwei Kaffee und Muffins beladen schob Wegner die Tür zu seinem Büro auf und ließ ein sogar fröhliches »Guten Morgen!« folgen.
Hauser zuckte erschrocken zusammen. »Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Chef angestellt?«
Der Hauptkommissar ignorierte seinen Kollegen pfeifend und servierte stattdessen das Frühstück. »Vom Bäcker gegenüber. Aber erzähl Herta nichts davon.«
»Muss ich mir Sorgen machen, Manfred? Bist du krank?« Hauser starrte misstrauisch auf den Muffin. »Der ist doch nicht vergiftet, oder?«
»Jetzt tu mal
Weitere Kostenlose Bücher