Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
»Was ist denn los?«, erkundigte sich die Erste und bückte sich zu Axel hinab, der hilflos wie ein Baby wirkte.
»Er ist ertrunken«, mit dem Finger zeigte der Junge in Richtung Graben. »Er ist ertrunken und ich konnte ihn nicht retten.«
Die zweite Frau eilte jetzt herbei und richtete erschrocken das vor ihr liegende Fahrrad auf. »Ute? Ist das nicht das Rad von Tobias? Er hat es doch erst zum letzten Geburtstag von euch bekommen ...«
Axel schaute der ersten Frau, die sich eben noch so aufopferungsvoll um ihn kümmern wollte, ins Gesicht und sah jegliche Farbe daraus schwinden. Ihre Augen verdrehten sich seltsam. Wenig später lag die Frau nur noch reglos neben ihm auf dem Sandboden.
18
»Zwei meiner Männer hat es erwischt – kein Zweifel – die schwimmen irgendwo im Hafenbecken oder sind in einem Kofferraum auf dem Weg in den Pott.« Bruno rückte nervös auf seinem Stuhl herum. »Ich habe die Schnauze voll, Herr Wegner! Geben Sie mir endlich ein paar Namen, damit ich zurückschlagen kann.«
Der Hauptkommissar nahm unaufgefordert Platz und antwortete ganz ruhig: »Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«, keifte Bruno zurück.
»Weil ich keine Namen habe. Ich würde sie Ihnen allerdings auch nicht verraten, selbst wenn ich sie hätte.«
»Dann lassen Sie mir keine Wahl«, der Serbe donnerte mit der Faust auf den Tisch. »Ich lasse mich also auf einen Krieg ein, der einige Opfer kosten wird – auf beiden Seiten.«
Wegner stand auf und lehnte sich über den Schreibtisch. »Wenn Sie sich wehren, dann ist das okay für mich. Sobald auch nur ein einziger stirbt, der mit Ihrem scheiß Geschäft nichts zu tun hat, dann komme ich wieder ...«
»Wollen Sie mir etwa drohen?«
»Natürlich will ich das!«
Bruno schluckte schwer und suchte nach passenden Worten. »Aber wenn ich mich wehre und ein paar Kroaten danach mit dem Gesicht nach unten auf der Elbe schwimmen, dann schauen Sie gründlich weg, richtig?«
Wegner nickte. »Sie haben mich verstanden und es gibt keine Grauzone ...«, er wollte noch weiter ausholen, als plötzlich die Tür geräuschvoll aufsprang.
»Bruno, mein kleiner Bruder!«, ein Koloss von einem Kerl kam durch die Tür; in seinem Schlepptau ein ganzer Haufen finsterer Gestalten. Zielbewusst steuerte der unrasierte Mann dann auf den winzigen Bruno zu und umarmte ihn, wie es sonst nur eine Mutter tun kann. »Mein Bruder ist Boss der Hamburger Unterwelt ... da bin ich aber stolz auf den kleinen Hosenscheißer. Kommt mir vor, als ob ich dich zuletzt gestern gewickelt hätte.«
Wegners Blicke fanden Brunos Augen, die etwas zwischen Hilflosigkeit und Beschämen ausdrückten.
»Wer ist der Kerl?«, der grölende Barbar packte Wegners Schulter, die in seiner riesigen Pranke fast schmächtig wirkte. »Ist der okay, oder soll ich ihn ...«
»Davon würde ich abraten, Quasimodo«, Wegner entzog sich seinem Griff und trat ein paar Schritte zurück. Dann zog er seinen Dienstausweis hervor und hielt ihn dem grunzenden Riesen vor die Nase.
»Lass es gut sein, Zoran! Der ist okay und er hilft uns.«
»Aha!«, der offensichtlich hirnlose Fleischberg schien sich von einem Geistesblitz ergriffen. »Du schmierst die Bullen hier und sie tun, was du willst. Alles wie Zuhause.«
Wegner zog seine Dienstwaffe hervor und richtete sie direkt auf Zoran. »Wenn du nicht gleich die Fresse hältst, dann schieß ich dir deine hässliche Visage von den Schultern, versprochen!« Hinter sich hörte der Hauptkommissar in diesem Moment einen ganzen Haufen Waffen, die ihre Besitzer entsicherten und nun, zweifelsohne schussbereit, auf ihn selbst richteten.
»Schluss jetzt!«, brüllte Bruno und ließ damit die meisten Männer erschrocken zusammenzucken. »Die Waffen runter – und zwar alle. Sofort!«
In den folgenden Minuten beschränkte man sich dann auf Knurren und Fauchen, verzichtete aber ganz bewusst auf weitere Handgreiflichkeiten. Eine Viertelstunde später verabschiedete man sich nun sogar relativ freundlich voneinander: »Frieden?«, Zoran streckte Wegner seine riesige Pranke entgegen und staunte nicht schlecht, als der Hauptkommissar seinen Händedruck munter erwiderte.
»Ist in Ordnung – aber spiel hier nicht wilde Sau in meiner Stadt. Sonst häng ich dich mit dem Arsch an den Michel und lass dich von den Tauben vollsch ...«
»Ist gut, Herr Hauptkommissar«, protestierte Bruno nun lachend. »Man hat sich doch auf Frieden geeinigt. Außerdem hat mein Bruder noch ein Geschenk für Sie.«
Einer von
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