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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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endlich fest: Direkt nach dem Klingeln wollte sie zu Pia und Chrissy rübergehen und die beiden um ein Gespräch bitten. Auf Kommando zu weinen fiel ihr nicht schwer und es war geschickt, auch diese Waffe einzusetzen. Sally war sich sicher, dass diese Show weitere Neugierige anziehen würde, die sich nur an ihrem Leid ergötzen wollten. Dann, nachdem sich vermutlich eine ganze Horde um sie herum versammelt hätte, würde sie den Sicherungsstift aus der Granate ziehen, bis drei zählen und sie danach aus ihrer Manteltasche hervorholen. Gabriel hatte ihr erzählt, dass vom Scharfmachen bis zur Explosion fünf Sekunden vergingen. Für eine Flucht bliebe also keinem ihrer Mitschüler Zeit.
    Zuhause hatte sie hundert Mal geübt, die Granate nur mit dem Daumen in der Tasche zu entsichern. Beim vorletzten Versuch wäre sie ihr dann fast aus der Hand geglitten. Wenn der Zündhebel erst einmal den Mechanismus in Gang gesetzt hat, gibt es kein Zurück mehr, ganz egal, ob man den Sicherungsstift wieder einsetzt, oder nicht. Zitternd und schweißgebadet hatte Sally die Granate danach in ihren Turnbeutel verfrachtet und festgestellt, dass man es mit dem Üben auch übertreiben konnte.
    Das heftige Klopfen, etwa eine Viertelstunde vor dem Ende der Stunde, hatte Sally dann grob in die Realität zurückgeholt. Das Gesicht des Hausmeisters sagte ganz eindeutig, dass es sich bei dem Anrufer wohl kaum um Frau Schusters Großmutter handelte, die womöglich den letzten Geburtstag ihrer Enkelin verschlafen hatte. Der ansonsten so schläfrig wirkende Mann im grauen Kittel wirkte nervös und angespannt. Sally konnte sogar sehen, dass seine Finger zitterten, als er den Hörer an die Lehrerin weiterreichte. Jetzt schloss sich die Tür hinter den beiden und man hörte sie dumpf auf dem Flur weiterdiskutieren.
    Es wurde klar und klarer. Irgendetwas oder irgendjemand hatte sie verraten. Es konnte nicht anders sein. Sie wussten um ihren Plan! Wussten, was sie vorhatte und vermutlich sogar, wann sie es tun wollte.
    Sally griff in ihre Manteltasche und zog die Handgranate hervor. Ihren ursprünglichen Plan hatte sie komplett verworfen. Sie saß in einer der vorderen Reihen, nur ein paar Meter von der Tür entfernt. Misstrauisch schaute sie in die Runde. In der Regel beachtete sie ohnehin niemand, und wenn, dann nur um eine weitere böswillige Idee in die Tat umzusetzen. Eilig zog sie bereits jetzt den Stift heraus und umklammerte den Sicherungshebel mit eisernem Griff. Als Frau Schuster wenig später wieder das Klassenzimmer betrat, fiel gleich ihr erster Blick, wie erwartet, auf Sally.
Es war eindeutig!
Auch der Schock und die Verzweiflung waren in den Augen der Lehrerin deutlich zu erkennen.
    Wie ferngesteuert erhob sich Sally nun von ihrem Platz und stapfte mit winzigen Schritten in Richtung Tür. Anstatt ihr jedoch den Weg zu versperren, wich die Lehrerin mit ebenso kleinen Schritten vor ihr zurück und gab damit leichtfertig den letzten Ausweg aus dieser gefühlten Hölle auf.
    »Sie hat `ne Handgranate!«, schrie einer der Jungen von weiter hinten. »Die bekloppte Kuh hat `ne Granate!«
    Wie aus einer Betäubung erwacht schüttelte Sally den Kopf und starrte mit verrücktem Blick durch die Reihen. »Ja! Ich habe eine Handgranate.« Sie fuchtelte mit dem olivgrünen Ei wild herum. »Und vielleicht weiß auch einer von euch Dummköpfen, was das hier ist.« Jetzt hielt sie den Sicherungsstift in der anderen Hand hoch und lachte hysterisch dazu.
    Fast alle Schüler waren aufgesprungen und wichen mehr und mehr vor dem scheinbar wahnsinnig gewordenen Mädchen zurück. Der größte Teil hatte sich an den Heizkörpern unter den Fenstern verschanzt, um damit die größtmögliche Distanz zu der todbringenden Granate herzustellen. Immer wieder tat Sally so, als ob sie ihnen die Handgranate entgegenschleudern würde, und genoss dabei ganz offensichtlich das angsterfüllte Schreien und Weinen ihrer Mitschüler.
    »Das kannst du nicht tun, Sally. Das darfst du nicht ...« Frau Schuster schien sich ein Herz gefasst zu haben und näherte sich dem Mädchen jetzt mit kleinen Schritten. »Ich weiß genau, was sie dir jeden Tag antun, aber das darfst du nicht tun. Du kannst doch nicht ...«

27

    »Haben wir schon `was aus München gehört?« Wegner raste aufgeregt von einer Ecke des Büros in die andere.
    »Wenn es so wäre, dann hättest du es wohl mitbekommen«, entgegnete Hauser matt. »Aber ich ruf noch einmal die Kollegen dort an. Vor der Schule sind sie

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