Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
wollte.
»Was ist?«, krähte Wegner müde.
»Das wirst du ohnehin nicht glauben.«
»Probier es einfach!«
»Ich habe gerade mit unserem Innensenator telefoniert«, presste Hauser gequält hervor.
»Und?«
»Die Schulen in München bleiben offen.«
»Warum?«, schrie Wegner und knallte eine Faust gegen die Tür. »Hat der Senator nicht verstanden, worum es geht?«
»Sein Münchner Amtskollege hat gesagt, dass sie nur an zehn Tagen im Jahr Unterricht hätten, wenn sie gleich wegen jeder wagen Vermutung den Laden dichtmachen würden.«
»Wage Vermutung! Ist der nicht ganz klar im Kopf?« Wegner schlug ein weiteres Mal mit der Faust gegen die Tür. »Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen, Stefan. Wir müssen einfach!«
***
»Das wird aber ein teurer Spaß«, kommentierte der Kroate die Liste, welche Robert Falke ihm vor einer halben Stunde in die Hand gedrückt hatte. »Sind sie sich wirklich sicher, was den letzten Punkt angeht? So etwas kann sehr schnell nach hinten losgehen.«
»Todsicher!«
Marko nickte nachdenklich und studierte erneut die drei Aufträge auf der Liste. »Allein den letzten Punkt erledigt keiner unter zwei, vielleicht sogar drei Millionen. Das ist Ihnen hoffentlich klar.«
»Wenn Sie mir eine Kontonummer geben, anstatt mich mit Ihren Bedenken zu langweilen, dann könnte eine satte Anzahlung bereits unterwegs sein.«
»Sie haben doch gesagt, dass die Bullen Ihre Konten dichtgemacht haben.«
»Die in Deutschland! Über meine Auslandskonten existiert nichts in Papierform.« Falke atmete schwer. »Ich wünschte, dass ich es mit allen anderen Dingen ebenso gehandhabt hätte.«
»Das wünscht man sich hinterher immer«, antwortete Marko grinsend. »Wir sollten jetzt aber zu meinem Honorar kommen. Das wird auch nicht billig!«
***
Während die Männer in Dortmund das weitere Vorgehen beratschlagten, saßen die beiden Kommissare noch immer in ihrem Büro und arbeiteten am letzten Schliff einer Notfallmeldung. Inhalt dieser Mitteilung, die man am nächsten Morgen in jedem Münchener Lehrerzimmer finden würde, war eine mehr als deutliche Warnung vor einer geplanten Gräueltat. Da sie über den genauen Plan nichts wussten, konnten sich Wegner und Hauser nur auf dringende Hinweise beschränken und um Mithilfe bitten.
»Ich stelle noch den letzten Satz um, und dann sollte es perfekt sein«, kommentierte Hauser erleichtert sein Werk. »Wenn unsere Kolleginnen die Liste der Schulen fertig haben, dann geht das in einer halben Stunde an alle raus.«
»Hast du mal auf die Uhr geschaut«, fragte Wegner gähnend. »Es ist nach Eins. Wir könnten ebenso gut gleich hierbleiben und über Nacht ein bisschen Ablage machen.«
»Das würde Michi kaum gefallen!«
»Ist das dein Ernst? Sie ist doch nicht etwa bei dir eingezogen, oder? Willst du mit den Bräuten jetzt die selben Fehler machen, wie vorher mit deinen Arschf... – also mit den Kerlen?« Wegners Kopf sackte auf den Schreibtisch, um dort regungslos zu verharren.
»Als ob dich das `was anginge, du Beziehungsexperte.«
»Hallo!« Wegner hob den Kopf und funkelte Hauser giftig an. »Ich bin dein Chef ... dein Berater ... dein Freund.«
»Ist das dein Ernst?«
»Natürlich! Wobei ich nicht weiß, welchen Teil du meinst.«
25
01.47 Uhr. Sally starrte schon seit Ewigkeiten auf die Digitalanzeige ihres Radioweckers. An Schlaf war nicht einmal zu denken. Dafür war sie viel zu aufgeregt ... zu ungeduldig. Nur etwa acht Stunden noch, dann würde sie die Bombe platzen lassen. Wobei es tatsächlich keine Bombe, sondern eine Handgranate war, die sich in diesem Moment ganz unten in ihrem Turnbeutel befand, und dort friedlich schlummerte. Dass sie es gleich in der ersten großen Pause tun würde, stand fest. Sie hatte sich sogar ein paar letzte Worte überlegt, die sie ihren Peinigerinnen sagen wollte, bevor sie den Sicherungsstift aus der Granate entfernte.
Ein letztes Detail allerdings – womöglich das wichtigste – war immer noch unklar. Würde sie stehen bleiben und mit ihnen sterben oder nicht. Machte es danach noch einen Sinn, weiter zu leben? Was hatte sie denn von diesem Leben? Ihre Eltern waren seit Jahren geschieden. Es mangelte ihr zwar im Prinzip an nichts – außer an Liebe – aber ihre Mutter hatte genug mit sich selbst, ihrem Sport und den permanent wechselnden Lebensabschnittsgefährten zu tun. Ihren Vater, einen erfolgsverwöhnten Münchener Geschäftsmann, hatte sie zuletzt vor Monaten gesehen. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher