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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wollte gleich wieder zu den Twin Cities zurückfliegen. Virgil bedankte sich und verabschiedete sich von ihm.
    Louis Jarlait und Rudy Bunch erwarteten ihn bereits.
    »Keine kleinen Maschinen, keine Vietnamesen«, informierte ihn Bunch.
    »Das heißt, dass sie mit dem Auto unterwegs sind. Hatte ich mir schon gedacht«, sagte Virgil. »Dann werden sie erst in ein paar Stunden hier sein.«
    Sie kletterten in Bunchs Truck, Virgil auf den Rücksitz, wo er fragte: »Haben Sie Waffen und kugelsichere Westen?«
    »Kugelsichere Westen, Helme, Gewehre. Wir sind gut ausgerüstet«, antwortete Jarlait. »Ich kann’s kaum noch erwarten.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich war mit neunzehn in Vietnam - vor fast vierzig Jahren«, erklärte Jarlait. »Wir haben Patrouillen rausgeschickt damals, immer ohne Erfolg - klar, die Vietcong kannten sich einfach besser aus.« Jarlait drehte sich halb zu Virgil um. »Aber das ist unser Dschungel. Hier bin ich den Vietcong gegenüber im Vorteil.«
    »Ich glaub nicht, dass das Vietcong sind«, sagte Bunch.
    »Aber so was Ähnliches«, erwiderte Jarlait.
     
    Die Straße zu Knox’ Hütte ging von der Golf Course Road ab und führte durch hügelige, sumpfige Landschaft etwa einen Kilometer weit unter hohen, überhängenden Kiefern hindurch zum Rainy River. Es war so dunkel, dass die Scheinwerfer nur die Konturen des Kieswegs erhellten. Schnell konnte man sich hier nicht fortbewegen, so viel stand fest.
    »Komischer Ort für eine Hütte«, bemerkte Bunch. »Das ist die falsche Seite von den Fällen - auf der andern wären’s bloß zwei Minuten zum Rainy Lake.«

    »Die ist nicht zum Angeln gedacht«, erklärte Virgil, »sondern damit er und seine Kumpel ungestört nach Kanada und wieder zurück können. Angeblich versorgt er den ganzen kanadischen Westen mit gestohlener Caterpillar-Ausstattung.«
    Knox’ Hütte war geräumig, erbaut aus Steinen und mehr als einen halben Meter dicken honigfarbenen Kiefernstämmen, und stand ungefähr fünfzig Meter vom Wasser entfernt auf einem kleinen Hügel. Zwei Lichter, eines direkt an der Hütte, das andere bei der Anlegestelle, spendeten die einzige Helligkeit. Auf der kanadischen Seite entdeckte Virgil ein weiteres Licht, das sich auf einem Dach spiegelte.
    »Wie weit ist es Ihrer Ansicht nach auf die andere Seite?«, fragte er Bunch, als sie den Wagen abstellten. Er musste an Warren denken, der über den See hinweg erschossen worden war.
    »Vielleicht zweihundertfünfzig Meter?«
    »Nein, weiter«, sagte Jarlait.
    Virgil holte den Entfernungsmesser aus dem Rucksack und richtete ihn auf das Dach. »Wow.«
    »Was?«
    »Dreihundertachtzig Meter von hier zu dem Haus da drüben.«
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, triumphierte Jarlait.
    »Der See ist ungefähr zweihundertfünfzig Meter breit, hab ich gemeint.«
    »Kann man hinterher immer behaupten …«
    »Ist jedenfalls zu weit für einen Schuss. Das heißt, sie müssen sich von dieser Seite nähern.«
    »Ich hab mal einen Elch auf eine Distanz von dreihundertfünfzig Metern erlegt«, prahlte Bunch.
    »Knox ist um etliches kleiner als ein Elch. Außerdem stehen
hier so viele Bäume rum, dass man wahrscheinlich gar kein freies Schussfeld kriegt. Wie gesagt: Sie müssen von dieser Seite kommen.«
     
    Da fragte eine Männerstimme aus der Dunkelheit: »Wer sind Sie?«
    Sie klang so laut und nahe, dass Virgil unwillkürlich zusammenzuckte. »Virgil Flowers.«
    Der Mann trat zwischen den Bäumen hervor. Er hatte ein Gewehr in der Armbeuge und trug ein Kopfnetz sowie Handschuhe. »Ich bin Sean Raines und arbeite für Carl. Kommen Sie rein, damit wir unser weiteres Vorgehen besprechen können.«
    Die Hütte war luxuriös eingerichtet, Ahorn- und Birkenvertäfelung, abgesenkter Wohnraum mit Blick auf den Fluss und ein Fernseher so groß wie Virgils Wohnzimmerteppich. Raines war kompakt gebaut, trug Jeans und eine Tarnjacke. Als er das Kopfnetz abnahm, kamen zwei fahlblaue Augen und ein Gesicht mit rauer Haut zum Vorschein.
    »Was ist mit den Fenstern?«, fragte Virgil.
    »Verspiegelt, durch die kann man von draußen nicht reinschauen«, antwortete Raines. »Wie viele Leute werden es Ihrer Ansicht nach sein?«
    »Wahrscheinlich drei«, sagte Virgil. »Zwei Männer und eine Frau. Sie haben mindestens ein Gewehr.«
    »Kennen sie sich in den Wäldern aus?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und wir sind nur zu viert?«
    »Wir erwarten drei weitere Leute aus Bemidji. Die müssten eigentlich bald hier sein.« Virgil holte das Handy aus der

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